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28. September, morgens

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Wie findet man nun diese Lymphknoten? Dazu wird eine radioaktive Substanz ins Hautgewebe um den Tumor gespritzt und dann beobachtet, entlang welcher Lymphbahnen die Substanz abfließt.

Ich erhalte also mehrere Spritzen ins Umgebungsgebiet des Tumors. Außer einem Brennen merke ich davon nicht viel. Danach lege ich mich auf eine Bank und eine Krankenschwester positioniert das Gerät, das die radioaktiven Strahlen aufzeichnet, nahe des Brustkorbes. Sie fragt mich, ob ich das Geschehen beobachten wolle und dreht den Monitor, damit ich das Bild sehen kann. In der Mitte ist eine relativ große, rundliche und leuchtende Fläche zu erkennen. Die Schwester erklärt mir, dass es sich um das Gebiet handelt, in das soeben die radioaktive Substanz gespritzt wurde. Von dort würden nun eine oder auch mehrere leuchtende Bahnen zu den Achselhöhlen entstehen, wo sich die Wächterlymphknoten befinden. Sie schaltet Musik ein und verlässt den Raum.

Es dauert etwa zehn Minuten, dann erkenne ich deutlich zwei gebogene leuchtende Linien, die sich in entgegengesetzter Richtung verlängern. Das bedeutet nichts Gutes, denn man wird mich nun auf beiden Seiten operieren müssen. Ich frage mich, was wohl sein wird, wenn man befallene Lymphknoten in beiden Achselhöhlen findet. Dann werden gemäß den aktuellen Richtlinien beidseitig alle Lymphknoten ausgeräumt. Das hätte erhebliche Einschränkungen für meine bisherige Lebensweise zur Folge, könnten doch im schlimmsten Fall in beiden Armen Lymphödeme entstehen. Ich bin den Tränen nahe. Ich erinnere mich an die Leiterin [3] meines Kinderheims, die auch an Krebs erkrankt und daran gestorben ist und bei der sich infolge Lymphknotenausräumung ein Ödem gebildet hat. Ihr Arm ist mit der Zeit stark angeschwollen und zuletzt musste sie diesen in eine Armschleife legen. Nicht nur, dass der Arm schmerzte, sie konnte am Schluss mit ihm auch überhaupt nichts mehr machen. Ich bekomme es mit der Angst zu tun.

Die Krankenschwester kommt wieder in den Raum zurück und sieht sich das Bild an: »Das habe ich befürchtet. Die Lymphe fließt auf beide Seiten ab.« Der Tumor befinde sich mittig auf der Wirbelsäule, sagt sie, und daher sei dieses Resultat nicht erstaunlich. »Seien Sie aber froh, dass der Tumor sich im Bereich des oberen Rückens befindet, sonst hätten wir schlimmstenfalls auch noch Lymphknoten in der Leiste entfernen müssen.« Das ist für mich ein schwacher Trost, aber immerhin. »Gleich werden zwei Ärzte vorbeikommen und die Wächterlymphknoten auf der Haut markieren.«

Einige Zeit später tauchen die Ärzte auf und erklären die nächsten Schritte. Mit einer Sonde – einer Art Geigerzähler – fahren sie über die Haut unter den Achseln und markieren die Stellen, wo der Zähler heftig ausschlägt. »Da befindet sich jeweils ein Wächterlymphknoten, welcher Ihnen herausoperiert werden wird.«

Auf der rechten Seite finden sie nur eine Stelle, links ist die Situation etwas komplizierter. Einerseits scheinen die Stellen mit starker Strahlung nicht so eindeutig zu sein, andererseits sind es mehrere über ein relativ großes Gebiet verteilt. Sie markieren letztlich rechts eine und links drei Stellen mit starker radioaktiver Strahlung.

Nach getaner Arbeit kehre ich markiert mit blauen Punkten unter den Armen in das Krankenzimmer zurück.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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