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Es war Jan nicht vergönnt, ohnmächtig zu werden. Die Schmerzen waren grausam, während Dennis am Pfeil zerrte. Es fühlte sich an, als würde die Schulter in Stücke gerissen, dabei war der Pfeil durch das weiche Gewebe direkt unterhalb des Schlüsselbeins gedrungen und hatte hauptsächlich Bereiche des rückseitigen Musculus supraspinatus zerstört.

Als die Operation endlich gelungen war, zerrte Dennis den Oberkörper des Patienten kurz hoch und zog ihm mit Lenas Hilfe erst die dicke Daunenjacke, dann auch Pullover und T-Shirt aus. Es war eine Erleichterung für Jan, danach wieder zurückzusinken.

Dennis wusch das Loch in der Schulter mit heißem Wasser aus. Doch bald wurde klar, dass sie die Blutung mit den Geschirrtüchern nicht stoppen konnten.

»Hol den Verbandskasten aus dem Auto!«, befahl Dennis. Sicherlich gab es auch im Haus eine ähnliche Notfallausrüstung, aber er wusste nicht, wo.

»Wir müssen ihn wieder aufsetzen«, meinte er, als Lena zurückkam. »Vielleicht blutet es im Sitzen nicht so schlimm.«

Die Idee gefiel Jan nicht, aber er musste mitmachen. Seine beiden Krankenpfleger waren in der Überzahl.

Mit vereinten Kräften zogen die beiden seinen Oberkörper hoch und rückten Jan soweit an die Wand, dass er sich dagegen lehnen konnte. Lena drückte Kompressen von vorn und von hinten auf Jans Schulter, während Dennis eine Mullbinde darüber legte, sie erst unter der Achsel durchführte und dann, für einen besseren Halt, quer über die Brust und unter dem anderen Arm hindurch auf dem Rücken zurückführte. Das Ergebnis sah ganz gut aus, fand er.

»Jetzt schön sitzenbleiben, damit nicht gleich wieder alles durchnässt«, meinte Dennis. Dann fiel sein Blick auf Jans Jacke. Ohne zu fragen begann er, die Taschen zu durchsuchen. Hierbei legte er nacheinander Portemonnaie, zwei Paar Schlüssel und Jans Handy auf die Holzbank. »Das macht mich jetzt aber mal neugierig«, sagte er. »Zahlencode, Musterwischen, Fingerabdruck oder Gesichtserkennung? Wie ist das Ding gesichert?«

Dennis legte die Jacke weg und ging mit dem Mobiltelefon zu Jan. Im Schein der schwachen Saunalampe musterte er das Display aus verschiedenen Winkeln, drehte es dazu leicht hin und her.

»Nach Musterwischen sieht es schon mal nicht aus. Das könnte man erkennen …«

Jan entgegnete nichts, leistete aber auch keine Gegenwehr, als Dennis seine Hand nahm, um den Daumen der rechten Hand auf ein Sensorfeld unterhalb des Displays zu drücken.

»Na bitte«, meinte Dennis zufrieden. »So, mal sehen. Oh, ein Anruf in Abwesenheit und eine Kurzmitteilung. Hast du in der Hektik glatt verpasst, was? Kein Problem. Gucken wir einfach mal.

So, die Kurznachricht 14.01 Uhr. Von einer Charlotte Sander. Und der Anruf? Überraschung, auch von Charlotte. 14.53 Uhr. Soll ich die Nachricht vorlesen?«

»Das ist privat«, brachte Jan nur heiser hervor.

»Oh, privat.« Kichernd fügte Dennis hinzu: »Dann ist sie wohl deine – wie sagt man – Bumsfreundin?«

Das Wort klang nicht nett, doch weder Jan noch Lena ließen sich davon beeindrucken.

»Na, egal. Also, pass auf. Sie schreibt: Bin wieder zu Hause. Ruf mich bitte an. Charlotte.« Dennis rümpfte die Nase. »So besonders privat finde ich das allerdings nicht. Eher nüchtern, oder? Hattet ihr etwa Streit?«

Jan hatte nicht vor zu antworten.

»Was dagegen, wenn ich noch ein bisschen weiter stöbere?«

»Dennis«, sagte Lena, »das ist wirklich privat.«

»So, meinst du«, erwiderte Dennis und drehte das Display in ihre Richtung. »Wie privat findest du das hier?«

Das Bild, das Dennis ihr entgegen hielt, zeigte Anna beim Paintball. Es war die Nahaufnahme, die Jan in den vergangenen Tagen diversen Leuten gezeigt hatte. Doch für Dennis und Lena war das Bild neu. Sie kannten nur das Video und nicht den Screenshot der Vergrößerung.

»Anna«, sagte Lena.

»Ach, kapiere«, meinte Dennis und drehte das Smartphone wieder zu sich, »jetzt erkenne ich es. Das war auf dem Kasernenhof. Gutes Spiel. Und sehr gute Klickzahlen. Bist du so auf uns gekommen?«

Jan nickte. »Das habe ich doch schon gesagt.« Das Sprechen fiel ihm schwer. »Eine Geschichte über euch. Das Video. Die Klickzahlen.«

»Ja, stimmt. Hast du gesagt. Trotzdem. Überall Annas Foto rumzuzeigen, das geht gar nicht. Und das hast du doch, nicht wahr? Schon mal was vom Recht am eigenen Bild gehört? Und die Videos sind urheberrechtlich geschützt. Alter, Mann, das finde ich echt respektlos. Oder findest du es gut, was er da macht?« Die Frage ging an Lena.

Sie schüttelte den Kopf.

»Wem hast du das alles gezeigt?«, bohrte Dennis weiter. »Bestimmt der halben Insel, was? Und wer weiß, dass du hier bist? Weiß Charlotte es?«

Dennis sah nur kurz vom Display auf, wischte dann weiter darauf herum. »Nein, ich glaube nicht. Sonst hätte sie ja nicht geschrieben, dass du dich melden sollst. Stimmt’s? Oh, wow, Mann, ist sie das vielleicht?«

Dennis drehte das Handy zuerst in Jans Richtung und dann so, dass Lena es auch ansehen konnte.

»Was für Augen. Das haut einen ja glatt um. Hast du schon mal so grüne Augen gesehen, Lena? Die durchbohren einen glatt. Das muss ja wie in der Hölle sein, wenn sie dich beim Ficken anguckt. Als würde dich der Teufel persönlich reiten. Stimmt’s, Jan? Und? Fickt sie gut, deine Charlotte? Ach, komm, brauchst gar nichts zu sagen. Man sieht es ihr doch an. Und dann dieser Körper. Richtig gut in Form, die Frau. Vielleicht solltest du sie anrufen und herbestellen. Dann können Hauke und ich sie auch mal mit an den Strand nehmen und ein kleines Spiel mit ihr machen.«

Sturmgepeitscht

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