Читать книгу Sturmgepeitscht - Markus Kleinknecht - Страница 21

17

Оглавление

Zunächst musste Lena überlegen, wo sie eine Schüssel hernehmen sollte, dann fiel ihr die Plastikwanne unter der Küchenspüle ein, in der Kleinkram wie eine Spülbürste, ein Paket mit frischen Wischtüchern und einzeln verpackte Spülmaschinentabs lagen. Sie riss die Tür des Küchenschränkchens auf und griff nach der Schüssel. Erst jetzt bemerkte sie, wie ihre Hände zitterten. Mit viel langsameren Bewegungen als zuvor holte sie die Plastikwanne heraus, richtete sich wieder auf und schüttete den Inhalt wie in Trance auf eine marmorne Arbeitsfläche. Mit unbewegter Miene sah sie in die reflektierende Glastür des Geschirrschranks über der Spüle, sah in ihr eigenes Gesicht. Oder war es Annas Gesicht?

Vor nicht einmal ganz einer Stunde war noch alles in Ordnung gewesen. Sie wusste, dass Anna mit den Männern am Strand war, um das Spiel zu spielen. Diesmal sollte es eine Art Schatzsuche sein. So viel hatte Dennis beim Frühstück verraten. Anna sollte anfangen, und Lena dann morgen dran sein. Falls das Wetter mitspielte. Bei zu viel Wind konnte der Quadrocopter nicht fliegen.

Tatsächlich wehte es am Morgen noch recht stark, Lena konnte bei gekipptem Fenster von ihrem Zimmer aus die Brandung hören. Doch dann wurde es besser, und die Männer machten sich zusammen mit Anna startklar.

Als sie weg waren, schaltete Lena den riesigen Fernseher im Wohnzimmer ein und machte laut Musik an. Sie mochte es nicht, alleine in dem großen Haus zu sein. Viel lieber wäre sie mitgefahren und hätte zugesehen. Aber das wollte Dennis nicht.

Immer wieder war ihr Blick danach zur Uhr gegangen. Hätten sie nicht nach spätestens zwei Stunden wieder zurück sein müssen? Wie lange konnte das Spiel dauern? Es war Winter. In der knappen Bekleidung, die die Männer an den Frauen sehen wollten, konnte man es nicht ewig am Strand aushalten. Vier Grad Außentemperatur und der schneidende Wind waren mörderisch.

Die ersten Paintballvideos hatten sie im Sommer gemacht. Auf einem ehemaligen Kasernengelände, das seit Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht leer stand. Dennis und Hauke benutzten es anscheinend schon länger als Abenteuerspielplatz. An verschiedenen Plätzen hatten sie Videokameras aufgestellt und dann gemeinsam Jagd auf die Frauen gemacht.

Auch dort trugen Anna und Lena nur Shorts, BH und das obligatorische Stirnband mit Actioncam. Aber damals war eben Sommer. Sie schwitzten auf der Jagd. Dennis sagte, dass er das geil fände. Doch nun wollte er es anders haben. Die Mädchen sollten frieren.

Statt vor Schweiß glänzender Haut wollte Dennis Gänsehaut sehen. Er meinte, man müsse den Zuschauern immer etwas Neues bieten. Doch Lena glaubte, dass er seine ständig neuen Ideen ausschließlich entwickelte, um sich selbst daran aufzugeilen.

Anna kam ganz gut zurecht mit ihm, aber Lena fand Dennis insgeheim abstoßend. Wenn Anna sie nur nicht immer wieder zum Weitermachen überreden und Dennis nicht so hohe Prämien für die Spiele bezahlen würde … Lena wäre längst nicht mehr dabei.

Dann klingelte es an der Tür. Wegen der lauten Musik hatte Lena es nicht gleich begriffen. Auch den Postboten eine Stunde früher hätte sie beinahe überhört. Als sie auf dem Weg zur Tür war, merkte sie, wie jemand ums Haus schlich. Dennis oder Hauke konnten es nicht sein. Die hatten doch einen Schlüssel.

Etwas ängstlich wich Lena von der Tür zurück und ging in die Küche, um durch die Fenster nach draußen zu sehen. Plötzlich legte jemand sein Gesicht gegen die Scheibe. Das war ein Schreck! Doch dann wurde Lena sauer, und sie beschloss, den fremden Mann zur Rede zu stellen.

Nun lag dieser Mann mit einem Pfeil in der Schulter in der Sauna. Das war total verrückt. Dennis hatte ihn angeschossen.

Noch immer blickte Lena ihr eigenes Spiegelbild im Küchenschrank an. Als würde Anna hinter der Scheibe stehen. Wenn Anna nur hier wäre. Sie wüsste, was zu tun war. Anna hatte immer alles unter Kontrolle.

Lena hingegen war völlig ratlos.

Warum hatte Dennis Anna ins Hotel gebracht? Das war gar nicht nötig und vorher nicht abgesprochen.

Andererseits änderte Dennis gerne mal die Absprachen.

Was also hätte Anna jetzt an Lenas Stelle getan?

Lauf, Mädchen, lauf!

Lena spülte die Plastikwanne im Waschbecken aus, füllte sie anschließend zur Hälfte mit heißem Wasser. Das Gewicht der halbvollen Wanne war schwer genug. Lena griff nach einem Stapel Geschirrtücher, die ordentlich in einem Regal lagen.

Sturmgepeitscht

Подняться наверх