Читать книгу Sturmgepeitscht - Markus Kleinknecht - Страница 9
5
ОглавлениеDas Angebot, mit einem Streifenwagen zurück zum Campingplatz gefahren zu werden, lehnte Jan ab. So weit war es zu Fuß nicht, und er konnte den Spaziergang gut gebrauchen, um seine Gedanken zu ordnen. Der Wind, der ihm um die Nase wehte, holte ihn ein Stück in die Wirklichkeit zurück. Das Gespräch mit Eggestein und viel mehr noch der Anblick der toten Anna-Lena am Strand hatten ihn heftiger mitgenommen, als er es sich zunächst eingestehen wollte.
Anna-Lena Thumsen war nicht die erste Tote, die er gesehen hatte. Für einen Lokalreporter gehörten Blaulichtgeschichten zum Geschäft. Nicht selten war Jan für das Harburger Tageblatt an Unfallstellen und Orten von Verbrechen gewesen. Manchmal schon, bevor es zum Abtransport der Toten gekommen war. Er hatte Erschossene, Erstochene und Ertrunkene gesehen. Und trotzdem hatte ihn das Bild der toten Anna-Lena mehr erschüttert als alle anderen Toten bisher.
Jan wusste auch, warum. Er kannte ihren Namen, ihr Gesicht und einen Teil ihrer Lebensgeschichte, schon bevor Anna-Lena gestorben war. Bei allen anderen Toten, über die er in der Zeitung berichtet hatte, war es andersherum gewesen.
Er dachte daran, dass Anna-Lena noch gelebt hatte, als er auf der Insel ankam. Wenn er mit seinen Nachforschungen schneller gewesen wäre, wenn er sie wirklich gefunden hätte, würde sie dann vielleicht noch leben?
Was, wenn er doch in ihr Wohnheimzimmer gekommen wäre? Vielleicht eine hingekritzelte Notiz gefunden hätte? Vielleicht einen Name oder eine Adresse auf Sylt. Er hätte Maria Fernandez weiter bearbeiten müssen. Vielleicht sogar bestechen. Jan war überzeugt davon, dass sie einen Ersatzschlüssel für Anna-Lenas Zimmer hatte. Stattdessen hatte er seine eigene Spürnase überschätzt und war ohne direkte Spur nach Sylt gefahren. Hatte er deshalb Mitschuld an Anna-Lenas Tod? Der Gedanke war irrational, trotzdem fühlte es sich so an, als würde er stimmen.
Langsam ging Jan an der Anmeldung vom Campingplatz vorbei. Als er den alten Martens in der Nähe des Flachbaus mit den Sanitäranlagen sah, hob dieser grüßend den Arm. Zuerst wollte Jan wortlos weitergehen, dann entschied er sich anders. Er war plötzlich ärgerlich auf den Verwalter, hatte der ihn doch quasi verraten. Wen ging es etwas an, dass Jan auf dem Campingplatz wohnte? Warum erzählte Martens dies in der Gegend herum?