Читать книгу Sturmgepeitscht - Markus Kleinknecht - Страница 28
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ОглавлениеDie Übelkeit war schlimm, der Durst noch schlimmer. Obwohl der Ofen in der Sauna nicht eingeschaltet war, war die Luft extrem trocken. Sein Zeitgefühl hatte Jan völlig verloren. Schon zu lange war er in dem kleinen Raum von der Außenwelt abgeschnitten. Nur wenig Licht fiel durch ein kleines Fenster in der Tür. Jan wusste zwar noch, wie er in die Sauna gekommen war, dennoch schien alles irreal. Ein Wahnsinn.
Der Schmerz in der Schulter erinnerte ihn daran, dass er nicht nur einen Albtraum gehabt hatte.
Anna tot.
Anna, die nicht Anna-Lena war.
Und er halbtot.
Jedenfalls angeschossen.
Ohne das Handtuch und den Druckverband wäre er verblutet. Also traf es halbtot doch ganz gut.
Er musste etwas unternehmen. Sonst ließe sich das halb morgen streichen. Dass jemand Hilfe holte, womöglich einen Arzt, davon ging Jan nicht aus. Hier lief etwas in die falsche Richtung; mit einer hohen Eigendynamik. Etwas, das sich nicht so leicht aufhalten ließ.
Keine Hilfe in Sicht. Und niemand wusste, wo er war. In der Redaktion nicht. Und auf der Insel auch nicht. Weder Martens noch Eggestein. Hätte er dem Polizisten gesagt, wo er hin wollte … Aber das hatte er nicht.
Der Taxifahrer, der ihn angerufen hatte, wusste etwas. Aber welchen Grund sollte er haben, nach Jan zu suchen. Na gut, wenigstens eine kleine Chance bestand.
Aber darauf konnte Jan sich nicht verlassen. Er musste selbst etwas zu seiner Rettung unternehmen. Und zwar jetzt.
Nicht in zehn Minuten. Nicht in fünf. Jetzt.
Sofort schoss der Schmerz in seine Schulter. Dabei hatte er nur die Beine bewegt.
Ignorieren. Kurze Pause. Minipause. Und weiter.
Die Beine runter von der Holzbank. Dann vorwärts bis zur Tür.
Jan wusste nicht, ob er die Schritte zur Tür wirklich machte, oder sie sich nur vorstellte. Doch dann roch er das Nadelholz der Täfelung, gegen die er sein Gesicht drückt.
Mit der unverletzten Hand fasste er nach dem Türgriff. Er war ebenfalls aus Holz. Eine Klinke gab es nicht. Die Tür sollte sich nicht verriegeln lassen. Trotzdem ließ sie sich nicht öffnen.
Etwas musste von außen vor die Tür gestellt worden sein.
Weil Jan nicht genug Kraft im Arm hatte, drehte er sich um und trat, einem ausschlagenden Pferd gleich, mit der Fußsohle gegen die Tür.
Der Krach interessierte ihn nicht. Er konnte keine Rücksicht darauf nehmen.
Immer wieder trat er zu. Immer wieder.
Pause.
Hatte sich was getan?
Er rüttelte mit der Hand an der Tür.
Wieder umdrehen. Wieder zutreten.
An der Tür rütteln.
Und endlich passierte etwas.
Plötzlich gab die Tür nach, schwang nach außen, traf irgendetwas am Boden und blieb halb offen stehen.
Jan war so überrascht, dass er sich nicht mehr rührte und einfach nur auf die Fliesen jenseits der Tür starrte. Sein Atem ging stoßweise.