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Der Wind schlug die Haustür krachend gegen die Wand. Dennis kam polternd ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief. Lena saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa und aß Apfelspalten. Er sah nur kurz in ihre Richtung und warf die Armbrust ziemlich unsanft auf den Esstisch.

»Habe einen Pfeil verloren. Verdammter Wind. Verdammte Dunkelheit. Morgen musst du mir suchen helfen. Am besten bestellt Hauke gleich noch welche nach. Ich glaube, es gibt Zwölferpacks. Aber bis dahin müssen wir sparsam mit den Dingern umgehen. Hast du gehört, Lena? Du hilfst mir morgen beim Suchen.«

»Ja doch.«

»Dann antworte doch gleich!«

»Bist du meine Mutter?«

»Was?« Dennis erweckte kurz den Eindruck, als würde er über die Bemerkung wütend werden, stattdessen lachte er auf. »Nee, bin ich nicht. Ganz bestimmt nicht.«

Der Raum wurde nur vom bläulichen Licht des Fernsehers beleuchtet. Eine Weile blieb Dennis regungslos beim Esstisch stehen. Irgendwann drehte Lena den Kopf, um zu sehen, ob er überhaupt noch im Raum war.

»Was macht Hauke?«, fragte er in diesem Moment.

»Keine Ahnung.«

»Und unser Gast?«

»Weiß ich nicht.«

»Warst du bei ihm?«

»Nein.«

»Stimmt das?«

Lena sagte nichts dazu.

»Ob das stimmt?«

Zur Antwort erhielt Dennis ein in die Länge gezogenes, trotziges »Jaaaa …«

»Ich mache keinen Spaß, Lena.« Danach etwas freundlicher: »Weißt du auch, warum? Weil er lügt.«

Lena blickte ihn fragend an.

»Lügenpresse, Lena. Die denken sich ihre eigenen Geschichten aus.«

»Das ist doch Quatsch, Dennis.«

»Mach einfach, was ich dir sage, Lena.«

»Wir sollten einen Arzt holen.«

»Was?«

»Die Wunde kann sich entzünden. Vielleicht stirbt er über Nacht.«

»Der stirbt nicht.«

»Woher willst du das wissen?«

»Wir machen erst den Dreh mit dir. Und dann verschwinden wir. Und erst dann, klar, erst dann lassen wir ihn laufen.«

»Du willst ihn doch gar nicht laufen lassen.«

Dennis zuckte mit den Schultern. »Klar lass ich ihn laufen.«

»Der Typ ist ein Schnüffler. Ein Journalist. Hast du selbst gesagt. Der findet alles raus. Egal, was es ist. Auch unsere Nachnamen. Und davor hast du Angst.«

»Halt die Fresse, Lena.«

»Wie bitte?«

»Ja, halt die Fresse. Ich habe keine Angst. Schon gar nicht vor dem. Erzähl also nicht so einen Scheiß. Wieso glaubst du eigentlich, dass er so toll ist? Hast du was über ihn rausgefunden? Warst du etwa im Internet?«

»Ich war nicht im Internet.«

»Kein Internet während des Spiels, Lena.«

»Ich weiß.«

Die Regel war Quatsch. Aber Dennis wollte es so. Dennis machte hier die Regeln.

»Ich will das nicht«, plusterte er sich auf. »Guck Fernsehen, wenn du dich langweilst.«

»Mach ich doch.«

»Lena, willst du mich ärgern?«

»Nein.«

»Dann halte dich an die Regeln.«

Sein ausgestreckter Zeigefinger drohte ihr. Doch Lena ließ sich dadurch nicht beeindrucken. Als er noch immer wütend zur Tür stapfte, sagte sie leise: »Dennis …«

»Was?« Er drehte sich um.

»Ruf einen Arzt.«

»Fick dich, Lena. Fick dich.«

Die Tür krachte in den Rahmen.

Wieder allein machte Lena den Fernseher aus. Lange hörte sie dem Wind zu, der immer mehr den Charakter eines beginnenden Sturms bekam, und dachte: Fick dich selbst, Dennis.

Sturmgepeitscht

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