Читать книгу Sturmgepeitscht - Markus Kleinknecht - Страница 24
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ОглавлениеDas Wasser spritzte kaum auf, während Charlotte durch das Becken kraulte. Immer wieder musste sie alten Männern und Frauen ausweichen. Frühmorgens ließ es sich leichter schwimmen. Doch am Nachmittag und frühen Abend war es immer sehr voll in der Schwimmhalle. Das allein war aber nicht der Grund dafür, dass Charlotte ihren Rhythmus nicht richtig fand. Normalerweise half ihr das Schwimmen beim Abschalten. Sie brauchte nur ins Wasser zu steigen und loszuschwimmen, schon verlor die Welt außerhalb des Beckens an Bedeutung. Dann hörte sie nur ihren eigenen Atem und spürte, wie das Wasser an ihr vorbeifloss. Doch heute gelang ihr das nicht. Sie dachte an Javier und Lucia Moreno, die beiden Geschwister, mit denen sie auf Mallorca so viel Zeit verbracht hatte. Und dann war da wieder der Gedanke an Jan. Vor dem Schwimmen hatte sie es nicht länger ausgehalten und ihn angerufen.
Sie wollte sich mit ihm verabreden, ihn heute noch sehen. Aber Jan war nicht ans Telefon gegangen. Charlotte stieg aus dem Becken und checkte ihr Smartphone am Spind. Doch Jan hatte auch auf ihre Kurznachricht nicht reagiert. Also duschte sie und fuhr, statt nach Hause, wieder zur ehemaligen Kirche an der Süderelbe. Im großen Versammlungssaal war es dunkel. Offenbar waren alle früh nach Hause gegangen. Kein Auto stand mehr neben der Kirche, und die große Außentür war verschlossen.
Charlotte fummelte ihren Schlüssel ins Schloss. Bei der Einliegerwohnung oben klopfte sie sicherheitshalber an die Tür. Doch da wusste sie schon, dass Jan noch immer nicht zu Hause war. Sein Auto stand schließlich auch nicht unten. Nervös steckte Charlotte die Spitze des linken Daumens zwischen die Zähne und biss solange zu, bis es wehtat.
Christian Freitag traf 45 Minuten später in der Redaktion ein. »Hier«, sagte sie. »Diesmal habe ich Kaffee gekocht.«
Christian Freitag nickte nur. Noch im Mantel griff er nach dem Getränk.
»Ganz schön windig, was?«, meinte Charlotte. »Bist du auch fast von der Straße geweht worden?«
Christian nickte. »Also, was ist jetzt genau los?« Er wirkte ungeduldig.
»Sagte ich doch schon: Jan ist verschwunden.«
»Verschwunden? Oder einfach nur nicht da?«
»Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
»Keine Ahnung. Anfang der Woche? Hier in der Redaktion.« Christian konnte sehen, dass Charlotte sich ernsthafte Sorgen zu machen schien. Sie blinzelte ungewöhnlich oft, ihre Haare waren eine einzige Katastrophe, und die riesigen Ohrringe, für die sie berühmt war und die sie am Nachmittag noch getragen hatte, fehlten gänzlich. Nur der stechende Blick ihrer grünen Augen war geblieben. Und dieser bohrte sich gerade in Christian.
»Ich habe ihm vorhin eine Nachricht geschickt, damit er weiß, dass ich wieder da bin. Und als nichts zurückkam, habe ich ihn etwa eine Stunde später angerufen. Aber er hat auch darauf nicht reagiert. Ich komme überhaupt nicht mehr zu ihm durch. Da stimmt was nicht, Chris.«
»Ist ja nicht das erste Mal, dass er nicht erreichbar ist.«
»Ja, genau. Und beim letzten Mal hatte er es dann mit einem russischen Auftragskiller zu tun.«
Der Punkt ging an Charlotte.
»Okay, ich weiß, wen ich fragen muss. Wie spät ist es?«
Charlotte sagte es ihm.
»Na, die wird sich freuen«, meinte er.
»Wer?«
»Dana«, sagte Christian und hob sein Telefon ans Ohr.