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NACH DER MIKTION

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• Gefühl, dass die Blase während des Urinierens nicht vollständig entleert werden kann

• Unfreiwilliger Harnverlust oder Harnträufeln kurz nach Verlassen der Toilette

Quelle: BPH Patienteninformation der EAU

Tippen Sie also eher auf Hyperplasie oder eine überaktive Blase, wenn Sie

• nachts öfter aufstehen und auf die Toilette müssen,

• das Gefühl haben, dass bei Harndrang das nächste WC nicht weiter als drei Meter entfernt sein sollte,

• Harn verlieren, wenn es doch mehr als drei Meter sind.

Es können Harnwegsinfektionen auftreten. Die Blasenwand kann sich verdicken. Ähnlich wie beim Darm können sich Divertikel aus der Blasenwand stülpen. Es kann zu Harnstopp oder Harnverhalten kommen, weshalb der Patient nicht mehr auf die Toilette gehen kann und einen Katheter braucht. Trinkt man zu wenig, kann die Nierenfunktion so eingeschränkt sein, dass ein Rückstau entsteht.

Trinken ist in diesem Zusammenhang etwas ganz Entscheidendes. Viele trauen sich nur noch zu nippen, weil sie nicht wissen, wann Sie ihre Prostata auf die Toilette treibt, und vor allem, wo eine ist, die Sie in ein paar Sekunden erreichen können. Dafür gibt es sogar den Ausdruck des Toilet-Mappings. Werfen Sie einen Blick in Ihren App-Store, es gibt so einige Toilet-Finder, die einen den schnellsten Weg zum nächstliegenden Pissoir zeigen, und trinken Sie wieder mehr.

• Die einfachste Therapie bei leichten Symptomen der Hyperplasie ist: abwarten und die Beschwerden erleichtern. Wenn die Nächte mehr mit Wasserlassen als mit Schlafen draufgehen, versucht man, seine eineinhalb, zwei Liter Flüssigkeit bis 18:00 zu trinken. Verhaltenstraining, sozusagen.

• Die Alternativmedizin setzt darüber hinaus sehr auf den Einfluss des Beckenbodens. Ist er einigermaßen trainiert, wirkt sich das auf die Beweglichkeit im Beckenring und der Hüfte aus, was beim Harnlassen hilft. Gezieltes Beckenbodentraining ist die nachhaltigste Therapie. Ich arbeite hier sehr gerne mit ausgezeichneten und auf den Mann spezialisierten Kolleginnen und Kollegen der Orthopädie, Physikalischen Medizin, Physiotherapie und Osteopathie zusammen.

• Auch mit Phytotherapie ist bei leichten Formen etwas auszurichten. Die Kräuterheilkunde hat in der Wissenschaft und der Medizin längst ihren Platz erobert: Kürbiskerne, Sägepalme & Co. sind durchaus eine Option bei leichten Beschwerden wegen gutartiger Prostata-Vergrößerung.

• Medikamentös lässt sich die gutartige Prostata-Vergrößerung schon lange behandeln. Die einen Präparate erleichtern die Symptome, andere zielen darauf ab, die Größe der Prostata zu reduzieren. Allerdings häufig mit erheblichen Nebenwirkungen. Nahezu alle Medikamente wirken sich auf die Sexualfunktion aus. Das Mittel, das die Symptome lindert, birgt noch dazu das Risiko einer retrograden Ejakulation. Der Samen schießt beim Orgasmus nicht mehr nach außen heraus, sondern in die Blase hinein. Schädlich ist das an sich nicht, aber die Psyche hat doch ihre Schwierigkeiten damit.

Das andere Medikament funktioniert, indem es in den Hormonhaushalt eingreift, dort die Umwandlung von Testosteron in dessen aktiven Metaboliten Dihydrotestosteron mindert und damit das Wachstum der Prostata bremst. Die Verkleinerung wirkt allerdings über die Kastanie hinaus und verringert auch die Lust der Libido auf vollen Einsatz. Das Ergebnis ist null Bock. Außerdem können sich beide Mittel auf die Erektionsfähigkeit auswirken. Der Sex läuft also nur noch auf Fünfeinhalb.

Die Pharmaindustrie war nicht faul auf dem Gebiet. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich herauskristallisiert, dass niedrig dosierte Potenzmittel mehr können, als das, wofür sie entwickelt wurden. Hochinteressante Therapie. Ein Präparat, das sehr lang wirksam ist, zeigt bei täglich winziger Dosierung fast keine Nebenwirkungen. Die Symptome der Hyperplasie werden gelindert, als angenehmer Nebeneffekt verbessert sich auch die Erektion. Die Therapie wird in Österreich von der Kassa leider nicht übernommen, man muss sie selbst bezahlen.

Eine Operation der gutartig vergrößerten Prostata ist dann zu überlegen, wenn die medikamentöse Therapie nicht funktioniert, und sich die Lage zusehends verschlechtert. Es kann sein, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleeren kann und deshalb Restharn entwickelt. Der Patient kann wiederholt unter Harnwegsinfekten oder Harnstopp leiden. Irgendwann lassen sich die Symptome nicht mehr wirklich erleichtern, die Zeit des Abwartens ist vorüber.

Operation ist dabei nicht gleich Operation. Früher ging man durch einen offenen Schnitt von außen hinein. Dann fand man den Weg durch die Harnröhre und verkleinerte die Prostata mit Strom. Man nimmt kleine Gewebsstücke heraus und schneidet mit einer speziellen Form von Strom. Das ist die traditionelle Vorgehensweise, gilt weiterhin als der Gold-Standard und ist für viele Männer eine gute Behandlungsform. Man hat dann auch begonnen, anstelle von Strom einen Laser zu verwenden. Vom Prinzip her ist der Zugang mittels Operation durch die Harnröhre aber der gleiche, und unterscheidet sich in Methode, Ergebnis und möglichen Folgen nur wenig von der klassischen Variante.

Mann 2020

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