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WAS IST MIT DEN SEELISCHEN SCHMERZEN?
DIE PROSTATA UND DIE PSYCHE

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Es fasziniert mich immer, wie sehr Psyche und Prostata miteinander verbunden sind. Kaum tauchen Probleme auch nur am Horizont auf, setzt das einen Gedankenkreisel in Gang, der einem Mann zuerst den Schlaf und dann fast den Verstand raubt. Die Angst, nicht mehr Mann sein zu können, lastet oft schwerer auf ihm als körperliche Schmerzen. Umgekehrt sehe ich bei Männern, die gerade erfolgreich behandelt wurden, wie sie regelrecht aufblühen.

Es muss dabei gar nicht um Krebs gehen. Die Sorgen und Ängste des Mannes sind nicht von der Diagnose abhängig, sie quälen Krebspatienten ganz genauso wie Männer mit Infektionen.

Bei Männern mit Prostatitis beginnt sich alles nur noch um das konstante Druckgefühl zwischen den Beinen zu drehen. Plötzlich leben sie mit einem leicht schmerzlichen Ziehen zwischen den beiden Beinen in der Dammregion, sie spüren es beim Stehen, Schlafen und Sitzen, und es lässt sich nicht ignorieren. Das macht die Männer regelrecht verrückt. Je mehr Ziehen, desto angespannter wird man, je angespannter man ist, desto mehr zieht oder schmerzt es.

Bei der vergrößerten Prostata drückt das ewige Aufstehen in der Nacht auf die Schlafqualität. Das merkt man oft länger nicht, aber irgendwann wird die Tagesmüdigkeit zum Thema und die Angst vor Krebs größer. Sie vertreibt auch noch den Schlaf, den einem das nächtliche Harnlassen übriglässt. In so einem Zustand muss man noch häufiger auf die Toilette, und es pinkelt sich noch mühsamer.

In diesem Stadium ist dann auch das Sozialleben betroffen. Die Partnerin hat vielleicht schon ein eigenes Zimmer bezogen, um nicht immer aus dem Schlaf gerissen zu werden, aber es gibt ja auch noch Freunde und gesellschaftliche Verpflichtungen. Wenn man alle halbe Stunde aufs WC muss, kann man in kein Theater mehr, nicht mehr in die Oper. Selbst im Vorstadtkabarett erregt man irgendwann Missfallen, geschweige denn am Stammtisch, wo man sich dann auch noch entsprechende Sprüche anhören kann.

Die Diagnose Prostata-Krebs ist sicher die einschneidendste und verändert das Bewusstsein zum eigenen Körper, seiner Verletzbarkeit und Vergänglichkeit enorm. Sie geht sogar über das eigene Leben hinaus, weil letztlich auch die Sexualität, Zeugungsfähigkeit und Kontrolle über das Wasserlassen eingeschränkt sind. Angst beeinträchtigt auch die Erektionsfähigkeit, daran ist leider nicht zu rütteln. Egal, woran die Prostata krankt, es kommt, mal mehr und mal weniger, zu einer Veränderung der Sexualität.

Mehr ist es, wenn die Samenwege durchtrennt werden. Dann produzieren die Hoden zwar noch Samenzellen, aber sie kommen nicht mehr heraus. Mit so einem trockenen Orgasmus ist der Mann in seiner Männlichkeit in Frage gestellt. Die meisten Männer müssen sich erstmals mit dieser Männlichkeit auseinandersetzen, ich sehe das häufig.

Und auch hier habe ich gute Nachrichten für Sie: Das muss nicht notwendigerweise eine deutliche Verschlechterung sein. So paradox das klingt, es kann sich sogar positiv auswirken, weil man Sexualität mit der Partnerin anders bespricht und auslebt.

Mann 2020

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