Читать книгу Big Ideas. Das Psychologie-Buch - Маркус Уикс - Страница 27
ОглавлениеNICHTS IST NATÜRLICHER FÜR DIE KATZE, ALS DIE RATTE ZU »LIEBEN«
ZING-YANG KUO (1898–1970)
IM KONTEXT
ANSATZ
Verhaltensforschung
FRÜHER
1874 Francis Galton eröffnet in English Men of Science: Their Nature and Nurture die Anlage-Umwelt-Kontroverse.
1924 John B. Watson stellt seine berühmte These auf, jeder Mensch könne unabhängig von seinen Anlagen alles werden.
SPÄTER
1938 B. F. Skinner stellt in The Behavior of Organisms seine radikalbehavioristischen Ideen dar und behauptet, die Umstände, nicht der Instinkt bestimme das Verhalten.
1942 Edward Tolman untersucht in Drives Toward War, ob Aggression konditioniert oder instinktiv ist.
1963 Konrad Lorenz veröffentlicht Das sogenannte Böse. Darin erklärt er aggressives Verhalten zu einer angeborenen Reaktionsweise.
In den 1920er-Jahren stellte John B. Watson die These auf, selbst angeborenes Verhalten könne durch Konditionierung verändert werden. Der chinesische Psychologe Zing-Yang Kuo trieb die behavioristische Idee auf die Spitze, indem er die Existenz des Instinkts als mögliche Erklärung für das Verhalten ausschloss.
Kuo glaubte, dass der Rückgriff auf den Instinkt nur ein bequemer Weg sei, Verhalten zu erklären, das zu keiner gängigen Theorie passe. Zu Kuos bekanntesten Experimenten gehörte die gemeinsame Aufzucht von Katzen- und Rattenbabys. Einige wurden ab ihrer Geburt im selben Käfig gehalten, andere später aneinander gewöhnt. Er stellte fest, dass eine junge Katze, die »mit einer Ratte im selben Käfig aufgewachsen ist, als ausgewachsenes Tier eine Toleranz gegenüber Ratten besitzt«. Sie griff diese – und auch andere Ratten – nicht nur nicht an, sondern akzeptierte sie sogar als »Spielgefährten« und entwickelte eine Bindung zu ihr. Kuos Forschungen wurden durch die politischen Ereignisse in China beendet. Er floh in die USA und emigrierte später nach Hongkong. Im Westen wurden seine Ideen erst bekannt, als der Behaviorismus seinen Zenit schon überschritten hatte und die Ära der kognitiven Psychologie begann. Seine Theorie einer fortgesetzten, nicht von Instinkten gesteuerten Entwicklung erwies sich als wichtiger Gegenpart zu der instinktbasierten Psychologie von Konrad Lorenz.
Kuo wies nach, dass Tiere, die sich normalerweise feindselig begegnen, auch gut harmonieren können. Es gebe also keinen »angeborenen Mechanismus«, der sie zum Kampf zwinge.