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LERNEN IST SCHLICHT NICHT MÖGLICH

KARL LASHLEY (1890–1958)

IM KONTEXT

ANSATZ

Neuropsychologie

FRÜHER

1861 Der französische Anatom Paul Broca entdeckt das Sprachzentrum des Gehirns.

1880er-Jahre Der spanische Mediziner und Pathologe Santiago Ramón y Cajal stellt die These auf, das Nervensystem sei ein Geflecht aus Zellen (die der deutsche Anatom Heinrich Waldeyer-Hartz später »Neuronen« nennt).

SPÄTER

1949 Donald Hebb beschreibt die Bildung von Neuronenverbänden und Phasensequenzen beim assoziativen Lernen.

seit 1980 Moderne bildgebende Verfahren wie CT, fMRI (funktionelle Kernspintomografie) und PET (Positronenemissionstomografie) ermöglichen die Lokalisierung bestimmter Gehirnfunktionen.

Der amerikanische Physiologe und Psychologe Karl Spencer Lashley befasste sich damit, welche physiologischen Prozesse sich während des Lernens im Gehirn abspielen. Pawlow und andere Behavioristen hatten vermutet, dass die Konditionierung chemische Veränderungen oder Veränderungen der elektrischen Ladung im Gehirn bewirkt. Lashley hingegen suchte nach der Gedächtnisspur (»Engramm«), dem Ort im Gehirn, der für das Gedächtnis zuständig ist. Wie viele Behavioristen experimentierte er mit Ratten. Erst lernten die Tiere, ihren Weg durch ein Labyrinth zu finden, und wurden mit Futter belohnt. Anschließend entfernte Lashley ihnen Teile des Kortex und setzte sie dann erneut in das Labyrinth.

»Es gibt keine größere Menge überschüssiger Zellen, die als Speicher für bestimmte Erinnerungen reserviert werden könnten.«

Karl Lashley

Das Gedächtnis hat keinen Ort

Er stellte fest, dass sich die Ratten, unabhängig davon, welchen Teil ihres Gehirns er entfernt hatte, an die Aufgabe erinnern konnten. Ihr Lernvermögen und ihre Merkfähigkeit bei neuen Aufgaben waren zwar verändert, doch der Grad der Beeinträchtigung hing vom Ausmaß, nicht vom Ort der Schädigung ab. Lashley schloss daraus, dass die Gedächtnisspur nicht in einer bestimmten Region zu finden, sondern über das gesamte Gehirn verteilt sei; alle Hirnregionen seien daher gleich wichtig (Prinzip der Äquipotenz). Manchmal habe er geglaubt, gestand er später, die einzig mögliche Schlussfolgerung aus diesem Experiment sei, »dass Lernen schlicht nicht möglich ist«.

Big Ideas. Das Psychologie-Buch

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