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ОглавлениеKapitel XI
Jens befand sich auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, inmitten einer wütenden Menschenmenge. Der Ort kam ihm bekannt vor, den Grund für das wütende Verhalten der Einwohner war ihm allerdings schleierhaft. Doch es dauerte nicht lange, bis er herausfand, was hier los war. Auf einem großen Podest kam ein Mann zum Vorschein, er wirkte sehr wichtig.
„Liebe Mitbürger, heute ist es endlich soweit, in dieser Nacht werden wir den Hexer Mephisto dem Scheiterhaufen übergeben. Er hat ohne Folter gestanden, dass er in unserer Gegend Menschen und Tiere verhexte hat.“
Mit einem Schlag war Jens klar, dass er sich im finsteren Mittelalter befand und einer der vielen Hexenverbrennungen beiwohnte. Er sah sich auf dem Marktplatz um, ihm gefiel es hier nicht. Rings um ihn standen die unterschiedlichsten Menschen, zwei fielen ihm allerdings sofort auf. Es kam ihm eigenartig vor, dass sie die einzigen waren, die anscheinend keinen Spaß an diesem Schauspiel hatten. Langsam versuchte er näher an die Männer heranzukommen. Dies gestaltete sich schwerer als er gedacht hatte, er war davon ausgegangen, dass er körperlos war, dabei steckte er in dem Körper eines kleinen Jungen von vielleicht zwölf Jahren. Während er weiter versuchte näher an die Männer zu kommen, fragte er sich, warum ein Jungendlicher ohne seine Eltern bei einer solchen Veranstaltung war. Nur noch wenige Menschen standen zwischen ihm und seinem Ziel, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte. Jens drehte den Kopf und blickte in die wütenden Augen eines großen schweren Mannes.
„Was tust du Bursche denn hier? Du solltest doch das Feuer in der Schmiede am Laufen halten.“
Noch bevor Jens sich versah, kamen ihm die zwei Männer, die er erreichen wollte, zu Hilfe.
„Lass den Jungen in Ruhe!“
Der Schmied war erschrocken darüber, dass zwei wildfremde Menschen seinem missratenen Lehrling zur Hilfe kamen. Die Zwei zogen Jens vom Schmied weg und zerrten ihn durch die Menschenmasse, und noch bevor der Hexer seiner Bestimmung übergeben wurde, waren sie vom Platz verschwunden. Jens folgte seinen Rettern durch die dunklen Gassen, erst als sie den Wald erreicht hatten, hielten sie an.
„Hallo, ich heiße Robert und das ist Moritz, wir kennen dich zwar nicht, aber wir können leider nicht wegsehen, wenn ein solcher Riese wie dein Meister sich an solchen Zwergen wie dir vergreift."
„Danke, ich heiße Jens, und wenn ich ehrlich bin, war es das auch schon, was ich über mich weiß. Irgendwie habe ich anscheinend mein Gedächtnis verloren.“
Robert und Moritz grinsten sich an.
„Bist du vielleicht vom dem Zauberer verhext worden?“
Jetzt war Jens an der Reihe zu lächeln.
„Könnte schon sein, jedenfalls kam er mir bekannt vor.“
Nachdem sie sich vorgestellt hatten, beschlossen die Drei tiefer in den Wald hinein zu gehen. Anscheinend war nur Jens derjenige, der nicht wusste, wo es langging, es störte ihn nicht, er wusste ja, dass es ein Traum war. Sie liefen einen Berg hinauf, total aus der Puste machten sie bald eine Pause.
„Warum beeilt ihr euch so? Hat euch die Hexenverbrennung den nicht interessiert?“
Moritz war derjenige, der anscheinend der Wortführer war, denn er antwortete auf die Fragen.
„Na ja, wir wissen wie es ausgeht, schon öfter wohnten wir bei solchen Verbrennungen dabei. Bei dem Hexenmeister Mephisto waren wir auch schon zweimal anwesend.“
Jens fragender Gesichtsausdruck musste ein sehr lustiger Anblick gewesen sein, denn die Zwei fingen prustend an zu lachen.
„Ja, auch wenn du es nicht glaubst Junge, Mephisto wird heute zum dritten Mal verbrannt. Jedesmal taucht er kurz danach mit einem anderen Namen wieder auf. Doch wir wissen, dass sein echter Name Morpheus ist und er schon viele hundert Jahre lebt. Frag uns bitte nicht, woher wir das alles wissen, das können wir dir nicht erzählen. Du darfst uns in unser Versteck begleiten, dort kannst du ein bisschen bleiben, bis sich die Lage entspannt hat. Dann musst du verschwinden, denke, dass morgen um die Mittagszeit alles wieder beim Alten ist.“
Sie kamen an eine kleine Waldlichtung, Jens konnte nicht genau erkennen, wonach die Zwei suchten, vermutete aber, dass es sich um das Versteck handeln musste. Lange musste er nicht warten.
„Jens komm her!“
Er trat näher an Moritz heran. „Hier ist der Eingang, für heute Nacht bleiben wir hier. Morgen versiegeln wir die Höhle und verschwinden von hier.“
Sie betraten die Höhle, Jens bekam vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu. Die Höhle war über und über mit Malereien verziert, da Robert die Fackel hatte, konnte Jens nur sehr wenig erkennen. Seiner Ansicht nach waren es sehr alte Zeichnungen.
„Wie habt ihr die Höhle gefunden?“
Robert sah ihn an.
„Das können wir dir nicht sagen, eigentlich dürftest du die Höhle gar nicht sehen. Wir empfehlen dir auch, hier nie wieder aufzutauchen.“
Damit war die Unterhaltung beendet, Robert und Moritz legten sich hin, um zu schlafen. Jens ließen sie mit seinen Gedanken allein, er verfiel in einen kleinen Schlummer. Da es ein Traum war, konnte er sich dabei sehen. Tatsächlich war er ein kleiner Junge, kaum älter wie zwölf Jahre.
Die Nacht ging schnell vorbei; nachdem sie noch ein paar Vorbereitungen getroffen hatten, musste Jens beim Verschließen der Höhle helfen. Sie bauten eine Steinmauer, die kleinen Bruchstücke lagen direkt neben dem Eingang. Anscheinend hatten die Zwei in den letzten Tagen viele Bruchstücke gesammelt, um sie hier aufzuhäufen. Als Mörtel benutzen sie eine Mischung aus Lehm, Wasser und Erde, es war eine schweißtreibende Arbeit, und das obwohl es nicht besonders warm war. Als der Eingang verschlossen war, verabschiedeten sich Robert und Moritz von Jens. Jeder von ihnen ging in eine andere Richtungen, ihn ließen sie allein zurück.
Schlagartig wurde Jens wach, er brauchte einige Minuten, um sich zu orientieren. Auch Jasmin wurde wach.
„Was ist denn mit dir los? Du warst die ganze Nacht schon unruhig.“
Jens war noch immer nicht sicher, wo er sich befand, die Stimme von Jasmin beruhigt ihn wieder.
„Ich habe einen neuen Traum gehabt, es war wie beim ersten, er war absolut realistisch. Außerdem wurde mir wahrscheinlich in diesem Traum offenbart, wo sich das nächste Versteck befindet.“
Jasmin war fasziniert davon, wie Jens immer wieder auf die nächsten Schritte gelenkt wurde.
„Wie kommst du darauf?“
Jens dachte kurz nach, dann erzählte er ihr von dem Traum, an der Stelle, wo Jens vor der Höhle warten musste, unterbrach ihn Jasmin.
„Und du vermutest, dass in dieser Höhle die nächste Truhe versteckt sein könnte?“
Jens nickte.
„Irgendwie waren die Zwei sehr nervös, bevor wir die Höhle versiegelten. Sag mal Jasmin, wie spät ist es eigentlich?“
Jasmin schaute auf den Wecker.
„Halb fünf Morgens.“
Jens grinste.
„Gut, dann können wir noch etwas schlafen und später überlegen wir, wie wir weiter vorgehen.“
Sie machten das Licht aus und versuchten noch etwas zu schlafen.