Читать книгу Das Gift an Amors Pfeil - Marnia Robinson - Страница 31

Weitere heikle Fragen

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Von den unerwarteten Makeln im Liebesleben meiner Freunde zu erfahren, war nicht die einzige Entdeckung auf meiner Erkundungsreise. In jedem taoistischen Buch über Sexualität oder sogar Tantra (die Hindu-Tradition, die auch heilige Sexualität umfasst), wurde die mächtige Synergie betont, die einzig und allein durch die sorgfältige Kultivierung der Einheit von Yin (weiblicher Energie) und Yang (männlicher Energie) entstehen soll. Was hatte das für meine homosexuellen Freunde zu bedeuten? Für meine Freunde mit körperlichen Gebrechen, die ihre Sexualität beeinträchtigen? Oder für die Menschen, die noch nicht zum Geschlechtsverkehr bereit waren?

Ich grub tief in verschiedensten alten Texten auf der Suche nach Antworten. Die Taoisten waren alles andere als zimperlich oder moralistisch, was die sexuelle Orientierung angeht. Sex zwischen Frauen wurde als neutrale Praxis angesehen und mit dem Begriff „den Spiegel polieren“ bezeichnet (obgleich ein Orgasmus für Frauen wie auch für Männer als auslaugend betrachtet wurde).76 Doch die Taoisten wiesen darauf hin, dass leichtfertiger Sex zwischen Männern, das „Drachen-Yang-Syndrom“, aufgrund von Überstimulierung (und sexueller Erschöpfung) zu auslaugend und daher eine potentielle Quelle für Gesundheitsprobleme sei.

Jedem Menschen ohne Partner des anderen Geschlechts wurde empfohlen, seine sexuelle Energie zu verfeinern oder der sexuellen Aktivität mit dem gleichen Geschlecht noch Übungen hinzuzufügen, die man allein durchführen kann und die ich mittlerweile gelernt hatte, und darüber hinaus weitere Quellen für Yin- oder Yang-Energie für sich zu suchen.

„Männliche Energie kann ich solchen Quellen wie der Sonne oder den Bergen gefunden werden, weibliche Energie in Quellen wie der Erde, dem Mond und den Seen.“ 77

Die Taoisten warnten vor häufiger Masturbation und Orgasmus, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Sie stellten fest, dass ein Höhepunkt die sexuelle Begierde ansteigen lässt und zugleich erschöpfend ist. 78 Dies kam mir paradox vor, bis ich eine Weile darüber nachdachte. Ich merkte, dass auch bei mir sexuelle Übersättigung im Anschluss das Verlangen nach heißem Sex steigern konnte – vielleicht, um der Schwermut emotionaler Spannung oder Distanz in der Zeit des „Katers“ zu entkommen. Sich einen Orgasmus zu wünschen, wenn man eigentlich sexuell schon satt ist, kam mir so vor, wie zu essen, wenn man innerlich unruhig ist und eigentlich gar keinen Hunger hat. Auf diesen Punkt kommen wir in Kapitel sechs noch mal zurück, wenn wir uns anschauen, wie Orgasmus zum Zwang werden kann.

Die Taoisten betrachteten Hypersexualität oder „uneingeschränkte Verausgabung“ als die vorhersehbare Auswirkung, wenn man sexuelle Übersättigung verfolgt, ohne zuvor das eigene innere Gleichgewicht hergestellt zu haben – und nicht als ein Merkmal wirklicher Libido. Aus ihrer Sicht waren vorzeitige Ejakulation, ein Unwohlsein nach dem Orgasmus, feuchte Träume und „lüsterne Gedanken“ häufig ein Anzeichen für Erschöpfung und nicht für einen Überschuss an sexueller Energie. Ihre Lösung? Den Raubbau grundsätzlich zu vermeiden.

„Ich werde aufmerksam für meine Gefühle nach dem Orgasmus. Sofort verschwindet jeglicher Drang völlig. Ich denke „Warum war mir das so unglaublich wichtig?! Was hat mich da getrieben? Warum war das unbedingt notwendig?!“ Es fühlt sich so an, als würde irgendetwas die Kontrolle über mich übernehmen, und es ist ganz schwierig zu beschreiben. Zum anderen fühle ich mich nach dem Orgasmus … neutralisiert. Als wäre all meine männliche Essenz verschwunden, wie ein Weichling fühle ich mich: schwach, schüchtern und introvertiert. Es ist richtiggehend beunruhigend. Vorher fühlte ich mich viel mehr als Mann.“

Dennis

Waren möglicherweise viele von uns in einem Hamsterrad hyperaktiver sexueller Gewohnheiten gefangen, die unser Unbehagen nur immer weiter verstärkten? Während ich über meine sexuelle Energie mit einem neu gewonnenen Respekt nachdachte, spielte sich in meinem Leben ein Drama ab, das meine Motivation steigerte, mein bisheriges Wissen mit anderen zu teilen.

Das Gift an Amors Pfeil

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