Читать книгу Das Gift an Amors Pfeil - Marnia Robinson - Страница 37
Eine harte Lehre
ОглавлениеLeider reicht es für dauerhafte Harmonie nicht aus, einfach nur Orgasmen zu vermeiden. Will und ich lernten das auf die harte Tour. Von Selbstzufriedenheit eingelullt, weil die Harmonie zwischen uns so leicht aufrechtzuerhalten war, finden wir damit an, uns zu lieben, wann immer wir Lust dazu hatten. Bis zu dem Punkt hatten wir darauf geachtet, zumindest jede zweite Nacht mit jeder Menge nicht zielorientiertem Kuscheln zu verbringen.
Risse tauchten auf, doch wir taten unser Bestes, sie zu ignorieren. Ohne es zu bemerken, kamen wir weg von dem achtsamen Austausch von Berührungen und bewegten uns mehr auf das Standard-Vorspiel zu. Dann drifteten unsere Schlafrhythmen auseinander. Will wachte immer früher auf. Wenn er aufstand und ins Büro fuhr, entstand eine emotionale Kluft zwischen uns, und wenn er blieb, war er so unruhig, dass ich mich genötigt sah, ihn zu beruhigen. Am Abend waren wir beide dann immer völlig erschöpft.
Meine Libido nahm erschreckend ab, doch ich tat mein Bestes, um sexuell offenzubleiben, immer in der Hoffnung, dass alles wieder mehr ins Gleichgewicht käme, wenn Will sich mehr genährt fühlen würde. Doch stattdessen wurde er immer hungriger. Wir schliefen manchmal miteinander, wenn ich nicht wirklich dazu bereit war, in einem fehlgeleiteten Versuch, die Nähe zueinander wiederherzustellen, die im Verschwinden begriffen war. Für mich fühlte es sich so an, als würde ich ein immer fordernderes Kind ernähren müssen, und ich war erstaunt darüber, wie sehr es mich auslaugte – und wie ärgerlich es mich machte. Er war verwirrt und frustriert. Wie er ganz logisch sagte: „Ich berühre dich so, wie ich es immer getan habe, und wenn du es jetzt nicht mehr magst, dann liebst du mich eben doch nicht.“
Als ich vorschlug, dass wir den Rückwärtsgang einlegen und wieder mit den Austauschübungen anfangen sollten, wurde es ganz offensichtlich, wie weit wir uns von unserem ursprünglichen Kurs entfernt hatten. „Wenn ich das machen würde, was du vorschlägst, käme ich mir vor wie ein Neutrum!“ schrie er mich an. „Du versuchst, mir all mein sexuelles Vergnügen zu rauben!“ Oje. Das hörte sich nicht nach Will an. Schließlich war er in der Zeit, als wir die Austauschübungen gemacht hatten, und noch Monate danach, erstaunt gewesen, wie befriedigt er sich fühlte, egal, ob es eine Nacht war, in der wir Sex hatten oder nur kuschelten. Warum hingen sein Glück und seine Männlichkeit jetzt davon ab, ob wir den Impulsen folgten, die wir früher vermieden hatten, und zwar mit so guten Ergebnissen?