Читать книгу BeTwin - Martha Kindermann - Страница 12
Tristan
Оглавление»Warum kann das nicht noch ein wenig warten, Roya?«
»Rafael, seit 18 Jahren trauern unsere Eltern um dich, ohne zu wissen, dass du drei Straßen weiter unter dem Namen ›Rufus irgendwie‹ ein Zimmer gemietet hast.«
»Du kennst Ma, sie würde einen Schreikrampf bekommen, ihr Leben in Frage stellen und sich eine schlechte Mutter schimpfen.«
»Sie liebt dich und all die Selbstzweifel würden sich lohnen, wenn sie dich wohlauf und in Sicherheit wüsste.«
»Nein, ich kann nicht!«
»Du Sturkopf! Du kannst nicht? Ich kann auch nicht! Dieses Doppelleben ist nicht mehr tragbar! Ich lüge den Eltern tagtäglich ins Gesicht, um dein Geheimnis zu wahren und…«
»Sprich leiser, Tristans Puls schnellt schon nach oben!«
»Ach, du sch…, du hast recht! Ob er uns hören kann?« Kann ich. meine Liebste, doch es schmerzt, weil ich das Gespräch gegen die Wand fahren sehe.
»Ist schon möglich, kleine Schwester.«
»Er würde dir raten reinen Tisch zu machen und alles aufzuklären. Er ist das Lügen genauso leid wie ich. Wir sind es den Familien schuldig. Schließlich betrifft es nicht nur dich und mich. Die Wöllers haben Antworten, die du mir nicht geben kannst; Fenja weiß gar nicht, dass Tarik als Schläfer vorgesehen war und sein Tod Tam erst auf die Bildfläche brachte, und…«
Was? Royas Freund Tarik? Er ist bei einem Autounfall letzten Sommer ums Leben gekommen und – ein Zufall, der passender nicht hätte fallen können. In dieser Stadt sind alle wahnsinnig. Vater hat mit keiner Silbe erwähnt, dass Tams Schaffen in der Akademie lediglich ein spontanes Arrangement war, um den ›Plan‹ am Leben zu halten. Bisher ging ich davon aus, dass er als Kopf der BePolaristen selbstverständlich seinen Vorzeigepolarjungen ins Rennen schickt.
»Rafael, BITTE!«
»Ich brauche Zeit, Roya. Zwing mich nicht.«
»Du hattest mein ganzes Leben lang Zeit. Tu mir den Gefallen. In wenigen Wochen werde ich weit, weit weg sein und die Gewissheit, dass du in NW/74 bleibst und unsere Eltern ein neues Projekt in ihrer Nähe haben, macht mir den Abschied so viel leichter. Bitte, denk darüber nach!«
»Wenn die Eltern die Wahrheit kennen, werden sie dich niemals nach Midden lassen.« Damit hat er vollkommen recht.
»Gut, dann lass uns warten, bis es für mich kein Zurück mehr gibt. Aber ich warne dich: Mach keinen Rückzieher! Sie haben die Wahrheit verdient. Und außerdem – wer passt sonst auf dich auf, wenn ich in der Warte festsitze und du mich nur noch auf der Mattscheibe zu sehen bekommst?«
»Lach nur, ich komme gut alleine klar, auch wenn ich Miss Shootingstar natürlich vermissen werde.«
»Du bist doof!« Sie lacht. »Abgemacht?«
»Abgemacht!«
Eine Tür öffnet und schließt sich.
»Schon wieder warten. Warten und Lügen.« Sie seufzt und legt ihren hübschen Kopf auf meine Brust. »Tristan, komm zu mir zurück! Ich brauche etwas wahrhaft Echtes und Unantastbares in meinem Leben. Ich brauche dich!« Gib mich niemals auf, schönes Mädchen! Ich werde aufwachen, wahrhaft echt und für dich da sein. Wenn ich nur könnte…