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Kapitel 4 - Lidenbrock

Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch es fiel schwer. Der Blick verschwommen und trüb, so dass ich nichts sehen konnte. Der Geist wirr von den Alpträumen, die mich erwarteten, sobald ich die Augen erneut schloss. Es fühlte sich an, als würde man Berg und Tal laufen. Ich wollte aufwachen, weshalb ich immer wieder den anstrengenden Versuch unternahm die Augen offen zu halten. Zuerst war da nur Dunkelheit, doch einige Zeit später auch Licht. Das Denken gelang nicht richtig, doch ich wusste, dass ich nicht mehr in den Himmel schaute. Irgendwann sah ich eine Kartoffel über mich gebeugt. Das konnte nicht sein und so konzentrierte ich mich meinen Blick zu klären. Es misslang, da mir Kraft fehlte. Ich fiel zurück in die Dunkelheit.

Es verstrich Zeit bis ich wieder klarer im Geiste war und es schaffte die Augen zu öffnen. Verschwommen nahm ich wieder zuerst nur Dunkelheit und darauf Licht wahr. Die Sicht wurde besser und ich erkannte, dass ich in einem kleinen Raum mit Edelholz vertäfelten Wänden war und in ein elektrisches Licht an der Decke starrte. Genauer gesagt, ich lag in einem weichen Bett. An der einen Wand standen zahlreiche Regale mit Bücher und sehr vielen kleinen Fläschchen. Daneben ein kleiner Sekretär mit Stuhl. Die Einrichtung wirkte edel und erinnerte an etwas, das mir im Moment nicht in den Sinn kam. Ich erkannte Gestalt in dem Stuhl, die sich über den Sekretär beugte und konzentriert schrieb.

„Wo bin ich?“ fragte ich mit zittriger Stimme auf Französisch.

„Ah, mein Patient ist erwacht.“ Antwortete die Gestalt mit Akzent und erhob sich. Ein kleiner dicklicher Mann von vielleicht einen Meter sechzig und einem rundlichen Gesicht, samt Knollennase trat näher. Unter der Nase zierten ein langer gezwirbelter Schnurrbart und ein freundliches Lächeln das Gesicht. Die Halbglatze wurde von akkuraten ergrautem Haar umrandet und die tiefen Falten um die gütlichen Augen, ließen mich den Mann auf ein Alter von sechzig Jahren schätzen. Der braungestreifte Anzug mit passender Krawatte umfasste gerade so eben die gemütliche Figur.

Eine seiner Hände griff nach meinem Handgelenk und die Andere legte er auf meine Stirn.

„Sehr gut. Das Fieber ist gesunken und der Puls ist wieder normal.“

„Wer sind Sie und wo bin ich hier?“

„Sie sind auf der Krankenstation, mein Freund, bei Doktor Michail Romanoff. Sie waren sehr krank und wären beinahe gestorben.“

„Dann haben Sie mir das Leben gerettet.“

„Auf die eine oder andere Art. Doch ohne Ihren beeindruckenden Lebenswillen hätte ich es nicht geschafft, mein Freund.“

„Was war mit mir los?“

„Fragen über Fragen. … Eigentlich sollten Sie sich darüber keinen Kopf mehr machen, mein Freund. … Doch um Ihre Neugierde zu befriedigen, als wir Ihr Boot auf dem Meer treibend gefunden haben, waren Sie stark unterkühlt. Dazu kam Fieber durch eine Magenverstimmung samt Infektion durch schlechte Hygiene. … Dank meiner Medikamente sind Sie auf dem besten Wege, wieder so fit wie früher zu werden.“

„Ich möchte Danke sagen.“

Romanoff lachte leise und zwirbelte mit den Fingern am Schnurbart. „Es freut mich, dass Sie sich bedanken, doch glauben Sie mir, dafür bin ich Arzt geworden – um Menschen zu helfen, wenn sie es benötigen.“

„Sie kommen aus Russland, Doktor, aber Ihr Französisch ist sehr gut. Haben Sie in Paris studiert?“

„Mir liegen Sprachen und ob Sie es glauben oder nicht, ich spreche gerade zu ersten Mal mit einem Menschen Französisch. Meine alten Lehrer in St. Petersburg waren immer sehr erstaunt, wenn ich von ihnen ein Buch in Englisch, Deutsch, Französisch oder Spanisch in die Hand gedrückt bekam und ich nach kurzer Zeit diese Sprache verstand, lesen, schreiben und sprechen konnte. Ich glaube es ist mein besonderes Talent und deshalb wurde ich auch Mediziner. Es gab mir ein gutes Gefühl für Menschen da zu sein, ohne eine Sprachbarriere. Doch genug von mir, mein Freund. Ich würde gerne jemanden zu uns holen, damit wir unser Gespräch ausweiten können.“

„Wen?“

„Meinen Vorgesetzen, er hat nämlich wichtige Fragen an Sie.“

„Gerne.“

Romanoff ging zu einem kleinen Schlauch mit einem metallischen Trichter dran, der an der Wand neben dem Sekretär aufgehängt war. Er zog einen Stöpsel aus dem Trichter, holte tief Luft und pfiff laut hinein. Dann hängte er den Schlauch zurück.

Ein paar Minuten später wurde die Tür geöffnet ein durchtrainierter Mann in den Vierzigern mit kurzem schwarzem Haar trat ein. Gekleidet in einer schwarzen Hose und einem dunkelblauen Pullover, fielen mir sogleich die Abzeichen an den Schultern auf. Sie zeigten ein goldenes elegant geschwungenes N. Das Gesicht war glattrasiert und wies leichte Wettergerbungen auf, was zeigte, das er schon lange zur See fuhr. Die Augen blickten hart und erinnerten mich an die von Agarwal, doch ihnen fehlte der skrupellose, eiskalte Ausdruck.

„Sie sind ja schnell da, Grant.“ Romanoff wechselte von Französisch zu Englisch.

„Ich war in der Nähe, Doktor. Wie es scheint, ist unser Gast bei genug Kräften sich mit uns zu unterhalten.“

Das Wort ‚Gast’, weckte in mir schlechte Erinnerungen und ich hoffte, dass sie hier nicht Gastfreundschaft so verstanden, wie auf Agarwals Schiff.

„Er ist noch ein wenig schwach. Aber ich denke nach ein paar kräftigen Mahlzeiten und einigen Tagen Ruhe, sollte er vollsten Genesen sein.“

„Gut, ich lass ihm Essen bringen. … So, nun aber zu Ihnen. Mister?“

„Jules Verne. … Ich bin französischer Staatsbürger und wohne zurzeit in Nantes.“ Antworte ich sogleich. „Sagen Sie, wo bin ich hier?“

„Schön für Sie … französischer Staatsbürger, aber bleiben wir zuerst bei unseren Fragen. … Wie kommen Sie in ein Beiboot, völlig verwahrlost und noch dazu hunderte von Meilen von jeglichem Festland entfernt? Und erzählen Sie mir nicht, Sie hätten sich bei einem Ausflug verrudert.“

Dieser Grant hatte einen eigenartigen Sinn für Humor. Aber ich erzählte bereitwillig meine Geschichte, dass ich von Indern aus einer Pension in Nantes auf eine schwarze Fregatte entführt, dort festgehalten wurde und dank meines kleinen Freundes Raj fliehen konnte. Ich schwieg zwar über ein paar Details, aber erklärte, dass ich nur festgehalten worden war, weil geglaubt wurde, dass ich die Inschrift eines Artefaktes lesen könnte, was aber nicht zutraf.

„Interessante Geschichte. Und Sie haben sie nicht bloß zusammengefiebert?“

„Nein, Mr. Grant. … Nun bitte sagen Sie mir, wer Sie sind und wo ich mich befinde?“

„Gerne, Sie befinden sich an Bord eines, sagen wir mal Forschungsschiffes und ich bin der erste Offizier Robert Grant.“

„Wie heißt das Schiff? Läuft es unter britischer Flagge?“

„Wieso denken Sie, dass wir Briten sind?“

„Ich dachte, wegen Ihres Namens und das hier alle Englisch sprechen.“ Verunsichert blickte ich Grant an, der darüber schmunzelte.

„Sie haben recht. Ich bin Brite, geboren in einem kleinen Dorf nördlich von Wigan, und hier an Bord sprechen wir alle, mehr oder weniger, Englisch. … Sie können sich, sobald es Ihnen besser geht, selbst ein Bild machen.“

„Warum machen Sie um die Antworten so ein großes Geheimnis?“

„Es gibt zahlreiche Gründe dafür. Doch das soll nicht heißen, dass wir Ihnen keine gebührende Gastfreundschaft erweisen. … Heute Nacht bleiben Sie im Bett der Krankenstation, damit Doktor Romanoff, Ihre Gesundheit überwachen kann und morgen werden wir uns etwas einfallen lassen.“

„Wie sieht meine Zukunft aus?“

„Ganz einfach, Mister Verne. Ihnen bleiben zwei Optionen. … Sie schließen sich unserer Expedition an oder sobald wir einen Hafen anlaufen, dürfen Sie von Bord gehen und dann, wo immer Sie hin wollen.“

„Hört sich auf jeden Fall vielversprechender an, als bei meiner vorherigen, unfreiwilligen Schiffsreise.“

„Gut, dann werde ich dem Kapitän berichten. … Doktor. Mister Verne.“

„Do Svidanya, Grant.“

Grant verließ die Krankenstation und ich versuchte mehr von Romanoff zu erfahren. Leider wich er jeder Frage bezüglich des Schiffes oder der Expedition aus. Nach einiger Zeit kam ein junger Matrose rein und brachte auf einem Tablett Essen für mich und Romanoff. So fern ich es mitbekam nannte er ihn Davy.

Unter silbernen Gloschen standen zwei dampfende weiße Porzellanteller voll Suppe, eine Schale mit Brotscheiben und gefüllte Wassergläser. Der Duft war himmlisch.

„Mmmhm. Lecker. … Hühnereintopf nach dem Rezept seiner Mutter. So erzählte mir Winfried gestern und ich habe mich schon sehr darauf gefreut.“

„Winfried ist wer? Der Koch?“

„Nicht nur ein Koch. Ein Genie der Gewürze. Sie sollten mal seinen Borschtsch probieren – besser als jeder den ich in Mütterchen Russland ass.“

Romanoff holte ein kleines Glas aus einer Schublade und zog eine etikettenlose Flasche mit durchsichtiger Flüssigkeit hervor. Ich zweifelte, dass es sich um Wasser handelte, da er das Glas vom Tablett ignorierte. Genussvoll schraubte er sie auf und goss sich das Glas bis zum Rand voll.

„Es geht doch nichts über ein gutes Essen und dazu ein Tröpfchen guten St. Petersburger Wodka. Liebend gerne würde ich Ihnen einen anbieten, mein Freund, aber als Ihr Arzt rate ich dringend davon ab. Der würde Ihren angeschlagenen Magen garantiert nicht bekommen.“

„Dennoch auf Ihr Wohl, Doktor.“

„Passiba.“

Der Hühnereintopf war lecker und stärkte mich. Es war die Erste richtige Mahlzeit seit langem. Durchs Essen wurde ich an Raj erinnert und erzählte Romanoff von ihm. Er hörte wortlos zu, bis er schließlich von ähnlichen Schicksalen aus in seiner Heimat berichtete. Dabei spielte er ständig am Schnurbart.

„Hören Sie auf sich einen Kopf zu machen. Sie haben dem Jungen Lebensmut und Hoffnung zurückgegeben, doch vor allem … Menschlichkeit. Sie haben alles richtig gemacht und wer weiß, wie seine Zukunft aussieht.“ Romanoff stand auf, nahm mir den leeren Teller ab und stellte ihn mit dem seinen aufs Tablett. „Ich lasse Sie jetzt alleine. Schlafen Sie, es wird Ihnen gut tun.“

„Danke.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen und dem Tablett in den Händen verließ er den Raum. Über einen Schalter löschte er das Licht. Dunkelheit hüllte mich ein. Ich versuchte zu schlafen und es gelang.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, saß Romanoff schon am Schreibtisch und schrieb vor sich hin. Über zwei Bullaugen wurde Sonnenlicht in den Raum geworfen und breitete eine gemütliche Wärme aus.

„Sieht nach einem wunderbaren Morgen aus. Bei der Sonne möchte ich am liebsten an Deck liegen.“ Sagte ich.

„Dann sollten Sie sich aber sehr warm anziehen. An Deck herrschen Temperaturen unter Null.“

„Das hätte ich nicht gedacht. Hier drin ist es so warm.“

„Liegt am Heizsystem des Schiffs. Über heiße Wasserrohre, die an einigen Stellen des Raumes vorbeilaufen verteilt sich die Wärme optimal.“

„Ich kenne so etwas von Häusern, die ein thermales Heizsystem eingebaut haben, aber nicht von Schiffen.“

„Bei einem gewöhnlichen Holzschiff wäre solch System auch nicht möglich. Da dieses aber aus Stahl erbaut wurde, besitzt es Möglichkeiten, von denen viele nur träumen.“

„Davon möchte ich mehr erfahren, Doktor.“

„Alles zu seiner Zeit. Zuerst habe ich Ihnen neue Kleidung ans Fußende gelegt. Die Alte wollen Sie bestimmt nicht wiederhaben.“

„Nein. Was ist mit meiner Tasche?“

„Genau weiß ich es nicht, doch ich denke, Sie liegt in Ihrer Kabine.“

„Meiner Kabine?“

„Ja. Los, ziehen Sie sich an, mein Freund. Ich bringe Sie hin.“

Die neue Kleidung war der vom Ersten Offizier Grant und den Matrosen nicht unähnlich. Einfache schwarze Stoffhose, ein helles Hemd und ein blauer Pullover für darüber. Die Abzeichen wurden entfernt, wie ich feststellen musste. Dazu kamen Socken und feste Schuhe.

Dann verließ ich mit Romanoff die Krankenstation und schritt mit ihm einen langen Gang hinunter, der nur entfernt an dem eines Schiffes erinnerte. Ich fühlte mich eher in einem vornehmen Haus. Alles war eckig und hell gehalten. Die Türen mit ihren Drehknäufen waren handgearbeitet.

Romanoff führte mich ein Deck hinauf und einen Korridor quer entlang. Ich war beeindruck von der Größe, die dieses Schiff haben musste. Vor der Tür mit der in Messing angeschlagenen Nummer 274 hielten wir und traten ein.

„Hier sollten Sie sich wohlfühlen, mein Freund. … In ein paar Stunden gibt es in der Messe Essen. Ein Matrose wird Sie abholen. Nutzen Sie die Zeit, um sich frisch zu machen.“

„Gute Idee. Bis später, Doktor.“

Romanoff schloss die Tür hinter mir und ich blickte mich in der Kabine um. Sie war gut vier Meter lang und drei breit. Alles war aus dunklem Holz gebaut, das Bett mit dem Schrank drüber und drunter zur linken, sowie der Schreibtisch mit dem passenden Stuhl davor. Es gab sogar ein kleines Regal. Über ein Bullauge wurde Licht auf den Tisch geworfen und erleuchtete darauf meine Ledertasche. Rechts von mir gab es eine weitere Tür, die ich umgehend voller Neugierde öffnete und ein kleines Badezimmer mit Waschmulde, Dusche und Toilette zum Vorschein brachte. Ich nutzte sofort den Luxus und duschte mit angenehm heißem Wasser. Es war wunderbar und gab mir das Gefühl zurück lebendig zu sein. Als ich mich erstmals seit langem wieder im Spiegel betrachtete, war es wie ein Schock. Mein verwucherter Bart war nicht das schlimmste, sondern das eingefallene Gesicht. Die Behandlung aufs Agarwals Fregatte hatte Auswirkungen auf mich. Besonders der Gewichtsverlust fiel ins Auge. Auch von der Spezialrasur waren Spuren geblieben. So entschloss ich mich den Bart voll abzunehmen und ihn neu wachsen zu lassen.

***

Irgendwann klopfte es an der Tür und ein Matrose erschien, der mich, wie angekündigt zum Essen abholte. Erneut wurde ich Gänge entlang geführt bis wir die Doppeltür zur Messe erreichten. Die Messe ähnelte einem großen Salon. An einer Seite gab es Sitzecken mit Tischen und zur Rechten stand ein schwarzer Konzertflügel, sowie zahlreiche Sessel. Bei den Tischen aßen einige Matrosen und erhielten von Kellnern über kleine Wagen die Speisen.

Auch in den Sesseln saßen Personen und ich erkannte Grant, der bei ihnen stand. Kaum war ich eingetreten, drehte er sich in meine Richtung und winkte mich heran.

„Da ist ja unser französischer Staatsbürger.“ Sehr witzig, dachte ich nur. „Darf ich Ihnen einige unserer weiteren Gäste an Bord vorstellen. … Wie ich bereits den Herren erzählte, das ist Mister Jules Verne.“

„Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Professor Otto Lidenbrock.“ Er war von sehr schlanker Statur, hatte ein freundliches, aber auch aufgewecktes Gesicht und trug einen grauen, edel anmutenden Anzug.

„Angenehm, Professor.“

„Setzen Sie sich doch zu uns.“

„Sehr gerne.“ Erwiderte ich und nahm in einem gemütlichen braunen Ledersessel platz.

„Wenn die Herren mich entschuldigen, ich muss zurück auf die Brücke.“

„Tun Sie sich keinen Zwang an, Mister Grant.“ Antwortete Lidenbrock und Grant verschwand durch die Doppeltür. „Nun zu meinen Begleitern, dies ist mein Assistent Hans Bjelke und Paganel.“

„Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, meine Herren.“ Sagte ich und schaute mir die beiden unterschiedlichen Menschen an.

Der gut dreißigjährige Hans Bjelke hatte kurze blonde Haare und eine muskellose Statur auf die einige neidisch wären. Im Gegensatz zu Lidenbrock war er ländlicher gekleidet mit kariertem Hemd und einer braunen Kordhose gehalten von Hosenträgern.

Paganel war von normaler Statur und neigte dazu etwas kräftiger um den Bauch herum zu sein. Ich schätzte ihn auf über fünfzig Jahre. Seine Haut war dunkler als die eines Europäers. Auf der Nase thronte eine kleine Nickelbrille mit rundlichen Gläsern und im Mundwinkel klemmte eine gerade Pfeife, welche er genüsslich rauchte.

„Sie hatten Glück, Mister Verne, das wir Sie entdeckten. Normalerweise fahren Schiffe nicht in dieser Region.“ Sagte Paganel und paffte Rauch zur Decke.

„Ich glaube, ich habe Ihren ganzen Namen nicht verstanden.“ Fragte ich zurück.

„Paganel reicht. Meinen anderen Namen benutze ich seit vielen Jahren nicht mehr.“

„Aha. Bitte nennen, Sie mich ruhig alle Jules, sonst komme ich mir zu befremdlich vor.“

„Verstehe ich, Jules.“ Sagte Lidenbrock. „Verzeihen Sie, wenn ich für Hans antworte, aber er spricht nur norwegisch und abgesehen von Doktor Romanoff und meiner Wenigkeit kann niemand seine Sprache. Auch er heißt Sie in unserer Runde willkommen.“

Ich tauschte mit Hans einen Blick aus und bemerkte die wachen Augen.

„Danke.“

„Bitte erzählen Sie uns, Jules, wie kommen Sie allein auf ein Ruderboot inmitten des Atlantiks?“

„Ist eine ungewöhnliche Geschichte, meine Herren.“

„Keine Angst, wir haben schon einiges erlebt, was andere nicht einmal in Büchern gelesen haben.“ Kommentierte Paganel.

„Also gut. Es begann an Bord der LEVIN mit einem Sturm.“ So startete ich mein Abenteuer und erzählte fast alles frei heraus, abgesehen davon, dass ich das Artefakt noch bei mir führte. „Wie anfangs gesagt, Professor, eine unglaubliche Geschichte.“

„Wirklich sehr rätselhaft. Und Sie haben recht, dieser Agarwal ist ein gefährlicher Mann. Haben Sie zufällig mitbekommen, wohin Sie gebracht werden sollten?“

„Nein. Leider hat er nur von meinem endgültigen Schicksal gesprochen, doch dem bin ich ja entschlüpft.“

„Da sind sie dem Tode gerade noch von der Schippe gesprungen, da wird der Mensch nachdenklich. Haben Sie eine Idee, wie es weitergehen soll?“

„Vorrest denke ich daran nach Nantes zurückzukehren und weiter an meinem Buch zu arbeiten.“

„Ein guter Plan. Was werden Sie schreiben? Einen Erfahrungsbericht?“

„Nein, einen Abenteuerroman. Ich weiß zwar noch nicht, was für einen, aber ich habe genug erlebt, um mir etwas auszudenken.“

„Fiktionen. Dafür hatte ich nie etwas übrig. Aber ich würde Ihnen gerne einen Vorschlag unterbreiten.“

„Unterbreiten Sie, Professor.“

„Was halten Sie davon meine Lidenbrock Expedition zu begleiten. Als Schreiber, der alle unsere Erkenntnisse festhält und glauben Sie, dann haben Sie viel mehr Stoff für Ihre Fiktion.“

„Eigentlich hatte ich vor am nächsten Hafen auszusteigen.“ Erwiderte ich skeptisch.

„Wurde Ihnen eigentlich erzählt, wo unser nächster Hafen sein würde?“

„Bisher nicht.“

„Lassen Sie mich nur soviel sagen, von dort brauchen Sie Jahre nach Nantes zurück.“

„Ich verstehe nicht?“

„Erlauben Sie mir, Jules, von meiner Expedition zu erzählen und dann entscheiden Sie, ob Sie mich begleiten wollen oder nicht.“

„Einverstanden.“

Anhören konnte ich mir ja alles und wer weiß, ich spürte so ein Kribbeln in den Gliedern, das es sich lohnen würde, dieses Abenteuer kennenzulernen.

„Das Ziel meiner Reise ist mitten in der Arktis, nahe dem geographischen Nordpol und unser nächster Halt ist ein kleines Eskimodorf, welches auf keiner Karte zu finden ist.“

„Moment.“ Warf Paganel dazwischen. „Nur auf einer Karte, der meinen.“

„Verzeihung. Nur auf Papanels Karte, der mein Geograph ist und unsere Route festgelegt hat.“

„Nun gut, von dort hätte ich bestimmt nicht heimgefunden. Aber was suchen oder wollen Sie am Nordpol erforschen?“ warf ich ein.

„Interessante Frage und die Antwort ist ebenso unglaublich, wie Ihre Geschichte. Doch kurz … einen Schatz.“

„Einen Schatz? Wer würde am Nordpol einen Schatz verstecken?“

„Ein sehr altes Volk, das seit langen ausgestorben ist und dessen Name ich nicht wirklich kenne. Es könnte sogar sein, das der Nordpol zu jener Zeit, als der Schatz versteckt wurde, noch nicht vom Eis bedeckt gewesen war. … Ich entdeckte nur durch Zufall eine Steinplatte, die mich auf die Spur des Schatzes brachte. Sie müssen wissen, ich bin eigentlich ein einfacher Professor für Geologie an der Universität von Hamburg. Zusammen mit meinem damaligen Assistenten Axel, entdeckte ich im Keller eines baufälligen Gebäudes einen alten Lagerraum und dort eine sehr alte Steinplatte mit Inschriften und Zeichnungen. Zuerst wusste ich nicht, was es damit auf sich hatte. Vier Jahre brauchte ich, um ebenfalls nur zufällig durch ein altes griechisches Buch, den Schlüssel für die Inschrift zu finden. Auf der Platte wurde von diesem alten Volk berichtet, das einen gewaltigen Schatz versteckte, der Krieg und Frieden über die Welt bringen konnte. Da sie nicht den Mut besaßen ihn zu vernichten, verbargen sie ihn an einen geheimen Ort.“

„Diese Steinplatte führte Sie also in die Arktis.“

„Nein. Die Platte war nur ein Teil einer großen Karte zum Schatz. Die Inschrift berichtete, dass das Volk zur Sicherheit die Karte zum Schatz auf insgesamt vier Teile aufteilte und in allen Himmelsrichtungen versteckte. Zusammengesetzt würden sie das Ziel preisgeben. Die Steinplatte war eines davon. … Sie liegt übrigens dort hinten auf dem Tisch unter dem Tuch. Später können Sie ja einen Blick darauf werfen, Jules.“

„Würde ich gerne machen. Erzählen Sie weiter.“

„Also es gab vier Kartenteile. Die Karte aus Stein, aus Holz, aus Leder und aus Wasser.“

„Wie kann eine Karte aus Wasser möglich sein?“

„Das habe ich zuerst ebenfalls nicht verstanden, aber dazu später mehr. Zum Glück war die Universität bereit unsere Expedition zu finanzieren. Auch wenn sie nicht soviel bezahlten wie ich gehofft hatte, reichte es, um nach den anderen Karten zu suchen. Eine Spur führte mich, Axel und Paganel nach Afrika, wo wir die Karte aus Holz entdeckten. Auch Sie liegt dort vorne auf dem Tisch. Die Holzkarte wies uns den Weg nach Südamerika in die Amazonas Region, wo wir die Karte aus Leder finden würden. Sie wiederum gab uns den Hinweis auf eine ganz bestimmte Position in der Arktis. Leider geschah dann das Unglück. Eingeborene griffen die Expedition an und Axel starb als er die Karte aus Leder retten wollte. Traurigerweise wurde dabei die Karte vernichtet.“

Professor Lidenbrock hatte einen feuchten Glanz in den Augen. Ich war mir nicht sicher, ob er den Verlust des Assistenten Axel oder den der Karte betrauerte.

Jedenfalls erzählte mir Lidenbrock zu einem späteren Zeitpunkt die Geschichte noch mal in allen Einzelheiten und ich schrieb sie für ihn als Roman auf.

„Also sind wir nun auf dem Weg, um die Karte aus Wasser oder wahrscheinlich aus Eis zu finden.“ Fasste ich zusammen.

„Nein, die haben wir gefunden. Genauer gesagt hielten wir sie bereits in den Händen ohne es zu wissen. Wir fahren jetzt zum Versteck des Schatzes.“

„Ich dachte alle Teile ergeben die Position des Schatzes.“

„Das ist nur zum Teil richtig. Die Karten aus Leder, Stein und Holz lieferten uns zusammen die genaue Position des Versteckes. Dagegen die Karte aus Wasser ist der Schlüssel zum Versteck des Schatzes oder der Wegweiser dorthin. Ohne sie würden tödliche Fallen auf den Suchenden lauern.“

„Kurz ohne die Karte aus Wasser, könnte der Schatz zwar gefunden werden, doch nie in den Händen gehalten werden.“

„Sie haben es erfasst. In der Nacht des Überfalls brachte uns erneut der Zufall zur Karte aus Wasser. Es regnete und so ungestüm, wie Axel war, wurde die Karte aus Leder nass. Zuerst dachte ich, Axel hätte sie unweigerlich zerstört. Doch als er sie über dem Lagerfeuer vorsichtig trocknete, erschienen in der Verbindung mit Wasser und Feuer neue Symbole und Zeichnungen auf dem Leder. Eine Geheimschrift, nur sichtbar, wenn die Bedingungen stimmen.“

„Und was stand auf der Karte aus Leder?“

„Leider weiß ich es nicht. Ich konnte nur einen kurzen Blick darauf werfen, ehe wir angegriffen wurden und Sie wissen schon. … Später untersuchte ich mit der gleichen Methode die anderen Karten, also Wasser über die Karte aus Stein und der Karte aus Holz zu gießen und dem Schein des Feuers auszusetzen. Mit Erfolg, auch auf ihnen leuchteten Hinweise auf. Hinweise darauf, das der Schatz nur durch ein Labyrinth gefunden werden kann, Prüfungen dem Suchenden bevorstehen und monströse Wächter auf ihn warten.“

„Klingt nach einem gefährlichen Abenteuer.“

„Gefährlich ist gar kein Ausdruck. Aber die Lidenbrock Expedition kennt keine Furcht und wird auch diese Gefahren meistern. Wenn ich den Schatz finde, werde ich die Welt zum staunen bringen und die Wissenschaft in neue Höhen.“

„Professor, Sie sagten, das der Schatz Krieg und Frieden bringen kann. Worum handelt es sich bei dem Schatz eigentlich? Gold, Silber oder Diamanten?“

„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Die Inschriften oder alle Spuren, die ich gefunden habe, deuten immer nur den Schatz an. Eine Spur spricht von einer Macht, die über Leben und Tod gebietet. Aber das ist alles sehr wage, Sie wissen selbst, das schon Kriege wegen Gold geführt wurden und Reichtum Macht bedeutet. Aber ein normaler Schatz aus Gold oder ähnlichem; daran glaube ich irgendwie nicht.“

„Dann sollten wir das Geheimnis in der Arktis aufdecken.“ Sagte ich aufgeregt und hatte mich entschieden. „Es wäre mir eine Ehre Sie zu begleiten, Professor Lidenbrock.“

„Dann lassen Sie uns mit einem guten Tropfen Rotwein anstoßen.“ Erwiderte Lidenbrock mit einem Strahlen im Gesicht und wies auf die Tische. „Nebenbei sollten wir speisen. Kommen Sie mit rüber.“

„Sehr gerne.“

Wir erhoben uns und schritten zu den Tischen. Dabei bemerkte ich, das Lidenbrock einen Gehstock mit blauem Edelsteinknauf bei sich trug. Er hatte ihn gegen den Sessel gelehnt, so dass ich ihn nicht sehen konnte. Vermutlich gehörte er zu seiner Mode, da er ihn nicht zum gehen benutzte.

„Ah, das Essen duftet herausragend. Es gibt heute Fisch.“

Wir setzten uns und ein Matrose brachte die Speisen. Es gab wunderbaren Lachs mit Kartoffeln und Zucchini als Beilage. Alles schmeckte ausgezeichnet und auch der Wein, der uns serviert wurde, war exzellent und edel. Dabei kamen mir erneut Fragen auf, die ich benahe vergessen hatte.

„Sagen Sie, Professor Lidenbrock.“ Fragte ich vorsichtig. „Ich habe mir ein Forschungsschiff einfacher und rustikaler vorgestellt, doch jenes hier …“

„So ein Schiff haben Sie noch nie gesehen, wollten Sie sagen.“ kommentierte Paganel. „Ging mir ebenso und ich denke es ist auch einzigartig.“

„Können Sie mir das näher erklären?“

„Gerne.“ Paganel legte die Gabel zur Seite. „Man könnte fast sagen, dass das Schiff uns anheuerte. … Nach unserem lebensgefährlichen Abenteuer in Südamerika saßen wir in einer kleinen Küstenstadt, dessen Name mir nicht mehr einfällt, fest. Der Eingeborenenüberfall hatte uns nicht nur treue Männer, sondern auch viele unserer Habseligkeiten gekostet. Wir baten die Universität um weiteres Geld, doch die weigerten sich und meinten, dass sie genug in ein Hirngespinst investiert hätten. Dabei wollten wir bloß nach Hause zurück.“

„Hirngespinst. Diese Ignoranten, denen werde ich …“

Lidenbrock lief hochrot im Gesicht an und ich dachte, wäre er ein Kochtopf, dann müsste der Dampf zu seinen Ohren hinauszischen.

„Beruhigen Sie sich, Professor.“ Besänftigte Paganel. „Sobald wir denen einen Beweis liefern, werden sie Ihnen die Füße küssen.“

„Will ich hoffen.“ Lidenbrock nahm einen kräftigen Schluck Rotwein, besser er leerte das Glas in einem Zug und schenkte gleich nach.

„Aber wo war ich. … Ach ja. Wir saßen in dieser Stadt fest, als Grant auftauchte und uns ansprach. Sein Kapitän hätte von unserem Schicksal erfahren und wollte die Lidenbrock Expedition weiter finanzieren.“

„Er kam aus heiterem Himmel auf Sie zu?“

„Könnte man so sagen, Jules. Wir wurden aufgenommen und dürfen die Annehmlichkeiten hier an Bord genießen, sowie werden wir bei den Forschungen unterstützt.“ Ergänzte Lidenbrock.

Ich dachte einige Sekunden nach und äußerte meine Bedenken. „Klingt alles sehr Selbstlos. Wo ist der Haken? Was hat der Kapitän davon?“

„Mister Grant, ließ uns frei entscheiden. Wir wurden nicht gezwungen an Bord zu gehen, aber als wir sahen, welche Möglichkeiten es hier an Bord gab, da fiel uns die Entscheidung leicht. Im Oberdeck steht ein kleines Observatorium, die Bibliothek kann sich sehen lassen und das Labor ist weit besser, als das in der Universität. Überhaupt, was hatten wir zu verlieren?“

„Den Schatz womöglich.“

„Das Risiko bin ich gewillt einzugehen, doch ich zweifle an unlauteren Absichten.“

„Warum, Professor? Als ich Doktor Romanoff nach dem Schiff oder dem Kapitän fragte, bekam ich keine Antwort. Hier gibt es zuviel Geheimniskrämerei für meinen Geschmack.“

„Ist das Geheimnisvolle nicht das, mein lieber Jules, was uns Entdecker, Forscher und Abenteurer anzieht?“

Ich nickte.

„Dieses Schiff ist ein gigantisches Rätsel. Allein die Bauart kann ich mit nichts bekanntem vergleichen. Von der Art und Weise wirkt es, als sei sein Erbauer seiner Zeit gedanklich weit voraus. Wir kennen nicht den Namen des Schiffes. Nur dass es mit einem N beginnen könnte, vermute ich, da überall dieses N Wappen vorzufinden ist. Auch den Kapitän kennen wir nicht oder dessen Namen. Mister Grant ist unser Mittelsmann und Ansprechpartner in allen Belangen. Wir haben uns damit abgefunden und können uns so vollends auf die Lidenbrock Expedition konzentrieren.“

Geheimnisse über Geheimnisse. Wo war ich gelandet? Erst finde ich eine mysteriöse Muschel, dann werde ich auf ein noch mysteriöseres schwarzes Schiff gebracht und nun lande ich auf einem Weiteren, das mehr Fragen aufwirft, als mein Verstand im Moment begreifen konnte. Träumte ich vielleicht alles seit dem Unfalltag auf der LEVIN? Und dennoch wollte ich nicht aufwachen, ich spürte, dass ein einmaliges Abenteuer vor mir lag.

„Ah, da sind Sie meine Liebe.“ Hörte ich Lidenbrocks Stimme und kehrte aus meinen Gedanken zurück. „Setzen Sie sich zu uns. Der Fisch ist wieder ausgezeichnet.“

Ich schaute hoch und war wie geblendet. Eine beeindruckende junge Frau von gut fünfundzwanzig Jahren stand vorm Tisch. Die langen rotbraunen Haare waren zu einem Zopf nach hinten geflochten. Gekleidet in einer matten brauen Stoffhose, hohen Stiefel und einer Bluse aus Antilopenfell mit einem traumhaften Ausschnitt der ihre Rundungen dezent, aber auch gewollt hervorhob. Im Haar und am Hals trug sie afrikanischen Schmuck aus Raubtierzähnen und Edelsteinen. Dabei stach ein rosa Kristall an der Kette heraus. Auffällig war die lange Messerscheide mitsamt Messer am rechten Unterschenkel. Es schien, als sei die Scheide in den Stiefel eingenäht. Sie hatte eine schlanke und durchtrainierte Figur. Im gesamten entsprach sie keiner Frau, die ich je getroffen hatte. Sie besaß eine Aura von Stärke, Mut und Selbstständigkeit. Eigentlich eine echte Schönheit, wenn da nicht ein Makel in ihrem Gesicht wäre. Als Makel konnte die hellbraune Augenklappe über dem linken Auge und der tiefen Narbe, die sich darunter über das Gesicht zog, nicht wirklich bezeichnet werden, aber mir fiel keine andere Beschreibung ein. Eine Verletzung dieses Ausmaßes hätten viele Menschen nicht verkraftet, doch diese Frau war anders, sie schien sich den Dingen immer zu stellen. Ungewollt besaß sie einen Zauber, der mich sie einige Sekunden nur anstarren ließ, was sie einfach geschehen ließ.

„Darf ich vorstellen, Jules. Miss Siyanda Van Holmes. Ein weiteres letztes Mitglied der Lidenbrock Expedition. … Meine Liebe, das ist Jules Verne, ehemaliger Schiffbrüchiger und ab sofort Begleiter unserer Reise.“

Ich tupfte mit der Serviette meinen Mund ab und erhob mich.

„Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Mademoiselle Van Holmes.“

Wortlos setzte sie sich zu uns und begann Essen aufzufüllen. Auch ich nahm wieder platz.

„Sie müssen Miss Van Holmes entschuldigen, Jules. Sie redet selten und wenn nur das Notwendigste.“

„Welche Aufgabe erfüllen Sie bei dieser Expedition?“ sprach ich sie an, um das Eis zu brechen, doch sie widmete mir nur einen Augenaufschlag. Dabei sah ich etwas in ihrem grünen Auge, was ich noch nicht einschätzen konnte.

Lidenbrock antwortete erneut für Sie.

„Sie mögen sich fragen, was macht eine Frau in unserer Truppe? … Zuerst war ich auch nicht überzeugt davon, doch als wir in Afrika auf der Suche nach der Karte aus Holz waren, trafen wir auf Miss Van Holmes und bereuten es keine Sekunde. Sie ist bestimmt die beste Fährtenleserin der Welt und kann mit einem Jagdgewehr besser umgehen, als alle Soldaten die ich kennengelernt habe. … Einmal griff uns ein wild gewordener Löwe aus dem Hinterhalt an. Er wollte gerade einen unserer Männer reißen, als sie ihn mit nur einem Schuss erledigte. Seitdem vertrauen wir ihr unsere Sicherheit an.“

Ich bemerkte, als Lidenbrock vom Löwen erzählte, das sie reagierte – ich kann diese Reaktion nicht in Worte fassen, aber ich deutete sie so, das sie den Löwen nicht gerne erschossen hatte.

„Haben Sie wieder Ihre Zeit in der Bibliothek verbracht, meine Liebe?“ Sie nickte nur. „Mich beeindruckt, dass Sie sich dort so wohlfühlen. Selbst ich konnte in den Universitätsbüchereien nur solange verweilen, bis das richtige Buch gefunden hatte.“

Nach dem Essen zogen sich Professor Lidenbrock und Paganel in die Sesselecke zurück. Paganel zündete sich sofort wieder seine Pfeife an. Mademoiselle Van Holmes verließ die Messe. Ich verabschiedete mich und wollte sie einholen, schließlich war sie nur wenige Sekunden zuvor durch die Tür verschwunden, doch als ich den Gang betrat war nichts mehr von ihr zu sehen.

Im Land unter dem Sternbild

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