Читать книгу DER MULTIVERSALE KRIEG - Martin Cordemann - Страница 11

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„Weißt du, was der größte Quantensprung in der Geschichte der Raumfahrt war, mein Kleiner, dudididu?“ fragte Claudia ihr Baby, während sie es im Arm wiegte und immer wieder verspielt mit der Nase anstupste. „Weißt du das? Weißt du das?“ Sie lachte. „Ach, du weißt nicht, was ein Quantensprung ist!“ Sie rieb ihre Nase an seine. „Haben sie dir das auf der Babyschule nicht beigebracht?“

Der kleine Kurt antwortete mit einem Bäuerchen.

„Ach, das haben sie dir also beigebracht, aber nicht so wichtige Begriffe wie Durchbruch, Bernsteinsche Mauer und Kaka?“

Sie schnupperte an seiner Windel, eine Aktion, die sie sofort bedauerte.

„Ja, Mami glaubt auch, dass einige dieser Leute genau das im Kopf haben... aber sie wäre nie so weit gegangen, das auch so drastisch zu formulieren.“

Claudia balancierte ihren kleinen Sohn auf dem Arm, dann erhob sie sich vorsichtig aus dem Bett. Das war der enorme Vorteil, wenn man gerade erst ein Kind zur Welt gebracht hatte, man konnte den ganzen Tag im Bett verbringen und keiner würde einem einen Vorwurf daraus machen. Sie arbeitete gerne im Bett – auch wenn manche nun wiederum gesagt hätten, dass eine Frau, die gerade entbunden hatte, nicht arbeiten sollte. Aber Claudia Nielsen war ein Colonel und sie ging in ihrer Arbeit genauso auf, wie in ihrer Rolle als Mutter... in ersterem eher, würde ihr Mann sagen, doch der war gerade nicht in Reichweite, also musste sie sich mit seinem gespielt vorwurfsvollem Blick nicht auseinandersetzen. Sie trug ihren Sohn zum Wickeltisch und begann mit der Arbeit.

„Wir leben in tollen Zeiten“, erklärte sie, während der kleine Junge gluckste und gurgelte. „Denn alles verändert sich – und das mit einer Geschwindigkeit!“ Claudia lachte. „In mehrfacher Hinsicht. Mit einer Geschwindigkeit und durch die Geschwindigkeit!“ Sie legte den Kopf schief und sah den Kleinen an. „Kannst du mir folgen?“

Fröhliches Gurgeln, unterlegt mit einem Lächeln, das sie sonst nur sah, wenn sie ihm gerade die Brust gegeben hatte.

„Natürlich kannst du das“, strahlte sie und fuhr fort. „Du weißt natürlich, was den größten Durchbruch für die Raumfahrt in der letzten Zeit bedeutet hat.“

Klein Kurt rülpste.

„Natürlich, ich meine Quantensprung, entschuldige bitte.“

Ein bestätigendes Blubbern.

„Es war... Na? Na?“

Ein bisschen Gas entwich dem kleinen Burschen.

„Richtig!“ johlte Mutter Nielsen. „Es war die Antigravitation!“

Sie entfernte die alte Windel, säuberte ihren Sohn, puderte sein Hinterteil und legte ihm dann eine frische Windel an.

„Du weißt auch, dass das mehr oder weniger eine zufällige Entdeckung war, oder? Oh ja! Siehst du, es gibt da etwas, das heißt Lichtgeschwindigkeit und viele Jahre lang haben viele Wissenschaftler gesagt, dass es niiiiiiichts schnelleres gibt als das!“

Kurt lächelte.

„Da hast du vollkommen recht, mein lieber Kurt, denn das Universum ist, wie du weißt, so immens groß, dass man mit Lichtgeschwindigkeit verdammt lange brauchen würde, um überhaupt mal irgendwohin zu kommen. Von der Erde zur Sonne sind es bei dieser Geschwindigkeit 8 Minuten und bis zum nächsten Sonnensystem 4 Jahre, denn das ist 4 Lichtjahre entfernt. Du siehst also, mit Lichtgeschwindigkeit käme man gar nicht mal so weit – und dann sagen die auch noch, dass man noch nichtmal die erreichen kann!“

Ein paar ausgiebige Blähungen.

„Genau das habe ich auch immer gedacht!“ stimmte seine Mutter zu. „Und das war noch nichtmal alles. a) man konnte nicht, b) es ging nicht schneller und c), so sagte man, würde der dabei entstehende Druck die Menschen, die in einem Raumschiff säßen, das mit Lichtgeschwindigkeit oder, wie sie es gerne sagten, annähernd Lichtgeschwindigkeit fliegen würde, total zerquetschen.“

Sie zerquetschte die Windel und klein Kurt begann zu heulen.

„Da bist du nicht der einzige, der deswegen geheult hat“, meinte Claudia und nahm ihren Sohn auf den Arm. „Also haben, während die einen versucht haben, eine Maschine zu entwickeln, die trotz der Unkenrufe mancher Gelehrter Lichtgeschwindigkeit oder gar mehr erreichen könnte, andere versucht, einen Weg zu finden, dass man als Insasse bei einer solchen Reise eben nicht zerquetscht werden würde, sollte man tatsächlich mal rauskriegen, wie man so schnell reisen kann..“

Das Tätscheln des Rückens brachte einen weiteren kleinen, babygerechten Rülpser hervor.

„Mein Reden! Also hat man geforscht und geforscht und probiert und probiert... und was meinst du“, sie hielt sich das Baby vors Gesicht und lächelte es an, „sind dabei ein paar Menschen zerquetscht worden?“

Der Kleine lachte.

„Genau. Den Teil werde ich auslassen, wenn du mal älter bist. Denn ein paar wurden.“ Der Colonel zuckte die Schultern. „Aber das nennt man Fortschritt und den Preis, den man dafür bezahlen muss und all so ein Mist, den dir Menschen erzählen, um zu rechtfertigen, dass andere für ihre bescheuerten Ideen gestorben sind.“

Rülpser... mit ein bisschen Gespucke.

„Langsam frage ich mich, ob du mich nicht besser verstehst, als du solltest!“

Sie wíschte ihm sanft über den Mund.

Stephanie, ihre Tochter, kam herein, sah von der einen zum anderen und fragte: „Erzählst du ihm, wie die Städte auf dem Mars entstanden sind?“

„Nein, dafür ist er noch zu jung. Wir sprechen über den Quanten-“

„Den Quantensprung in der Raumfahrt.“ Das Mädchen verdrehte die Augen. „Kenn ich schon.“ Und ging wieder hinaus.

Claudia wandte sich wieder ihrem Sohn zu.

„Aber du weißt ja, wie es weitergegangen ist. Statt etwas zu finden, das den Druck ausgleicht... hat man etwas gefunden, das den Druck komplett entfernt hat. Man hatte es geschafft, die gesamte Gravitation auszuschalten.“

Kurts Augen wurden schläfrig und Claudia trug ihn langsam zurück zum Bett.

„Du weißt, was Gravitation ist, nicht wahr, mein kleiner Junge? Das ist wie die Marsanziehungskraft. Sie sorgt dafür, dass wir vom Mars angezogen werden und nicht einfach in den Weltraum fortschweben.“

Claudia kletterte aufs Bett.

„Im Weltraum“, sie hob ihren Jungen hoch über ihren Kopf und ließ ihn kreisen, „herrscht Schwerelosigkeit, das heißt da gibt es keine Anziehung“, sie zog ihn nah zu sich heran, „so, wie es hier meine gibt, an dich, du kleines, süßes Ding, aber Himmelskörper wie der Mars und die Erde und die Sonne, die haben alle ihre eigene Anziehungskraft. Die ist zwar, wie man sieht“, sie stupste seine Nase mit ihrer, „nicht so stark wie meine, aber doch stark genug, dass sie für die Raumfahrt ein schwer überwindliches Problem darstellt.“

Kurts Augen flatterten.

„Doch all das machte diese neue Erfindung nichtig! Die Antigravitation hob die Gravitation einfach auf, schaltete sie aus, entfernte sie aus der Gleichung, so, als befände man sich in einer Art Zwischenphase, in der Schwerelosigkeit des Weltalls, fern von allem. Und du weißt natürlich, warum das so eine tolle Entdeckung war?“

Zustimmendes Geblubbere.

„Genau. Geschwindigkeiten, auch die des Lichts, würden damit kein Problem mehr sein. Denn man musste nicht mehr gegen den Widerstand einer Marsanziehungskraft anarbeiten, um überhaupt in den Weltraum zu kommen, man musste sich um all das keine Sorgen mehr machen, sondern brauchte nur die Gravitation auszuschalten und konnte ohne größeren Aufwand einfach losfliegen.“

Bäuerchen.

„Ich würde doch wünschen, dass du dieser Sache ein wenig mehr Respekt entgegenbringen würdest, denn entdeckt wurde die Antigravitation von einem gewissen Herrn Bernstein. Du erinnerst dich, dass der Name schonmal gefallen ist, du erinnerst dich, du erinnerst dich?“

Es war mehr ein Kopfschütteln als ein Nicken, mit Sicherheit aber ein Blubbern.

„Richtig, die Bernsteinsche Mauer. Eigentlich nur ein anderer Begriff für Anziehungskraft. Aber durch das von ihm erfundene Gerät ist es nun möglich, so hofft man, die Bernsteinsche Mauer zu durchbrechen und mit Geschwindigkeiten zu reisen, die so unvorstellbar sind, dass ich keine Lust habe, sie mir vorzustellen.“

Klein Kurt schien es ähnlich zu gehen.

„Du weißt natürlich auch, dass es im 20. Jahrhundert einen Komponisten gab, der ebenfalls Leonard Bernstein hieß, genau wie der Wissenschaftler, und deshalb möchte man jetzt alle Raumschiffe, die in der Lage sind, die Bernsteinsche Mauer zu durchbrechen, nach Komponisten benennen. Natürlich fragst du dich, was aus der S.S. Bernstein geworden ist?!“

Kein Bäuerchen, aber Blähungen.

„Womit du natürlich recht hast. Testschiffen wird oft das traurige Schicksal zuteil, sich gleich bei einem der ersten Testflüge auf unangenehme Weise in ihre Bestandteile aufzulösen und wahrscheinlich noch ein paar mutige Menschen dabei mitzunehmen... was exakt das ist, was der Bernstein passiert ist. Und natürlich ist das schon ein paar Jahre her, weil Entwicklungen natürlich ihre Zeit brauchen und nicht von heute auf morgen passieren, auch wenn das die Reise hierher zum Mars um einiges schneller gemacht hätte und deine Mutter dann wahrscheinlich nicht auf dem Flug hierher geboren worden wäre, aber, wie du weißt, man hat nicht aufgegeben und inzwischen sogar ein Schiff hinaus ins All geschickt, das möglicherweise weiter geflogen ist, als je ein Mensch zuvor. Und weißt du, was das tolle ist?“

Sie kitzelte den Kleinen, damit er lachte.

„Dass das blöde Ding bislang offenbar noch nicht explodiert ist und das vielleicht wirklich mal einen echten Quantensprung bedeutet und nicht nur hochschwafeliges Gerede! Denn, wie man mir sagte, befindet sich dieses kleine Schiff nach einem erfolgreichen Testflug hinaus ins All gerade wieder auf dem Rückweg. Und weißt du was? Es wird langsam mal Zeit, dass diese Leute zurückrufen, denn die haben eine Menge Fragen zu beantworten!“

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