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Es war ein Schicksalstag. Nicht der schlimmste, den der Mars gesehen hatte, seit die Menschen ihn besiedelt hatten, aber einer, der im Gedächtnis bleiben sollte. Die Sonne streichelte sanft den roten Sand und bot einen dieser spektakulären Sonnenaufgänge, wie man sie nur auf dem Mars erleben konnte. Doch die Schönheit des Augenblicks wurde von einem Donnern erschüttert. Kurz hintereinander wiederholte sich dieses Beben, das durch Luft und Boden gleichermaßen darauf aufmerksam machte, dass gerade etwas geschehen war, etwas unglaubliches...

...wie eine Geburt. Auf der anderen Seite des roten Planeten kam während dieses erschütternden Ereignisses ein Kind zur Welt, ein Junge. Als wüsste er um die Ereignisse des Tages, begann er umgehend zu schreien.

Seine Mutter überraschte das nicht. Schon vor seiner Geburt hatte er auf sie den Eindruck gemacht, als wäre er ein rabiates und ungeduldiges Kind, kein Wunder, dass er eine Woche früher kam als vom Arzt prognostiziert.

„Er ist gesund“, sagte der Doktor.

„Und er hat gute Lungen“, lächelte die Mutter.

Der Arzt sah das kleine Mädchen an, das ihnen voller Neugier zusah.

„Du hast jetzt ein Brüderchen“, sagte er zu ihr.

„Und wie soll er heißen?“ fragte sie.

„Eine gute Frage“, lächelte der Mediziner und blickte zur Mutter. „Mrs. Nielsen, haben Sie sich schon Gedanken gemacht?“

„Kurt“, antwortete sie – und als hätte er sie verstanden und wollte sein extremes Missfallen über die Entscheidung zum Ausdruck bringen, wurde das Geschrei noch lauter!

Es brauchte ein paar Minuten, um herauszubekommen, wo es passiert war... es würde ein paar Jahre brauchen, um herauszufinden, was passiert war, aber das war im Moment nicht so wichtig. Das Bild, das sich dem Erkundungstrupp bot, der sich der Stelle näherte, von der das Beben ausgegangen sein musste, war gleichermaßen erschreckend wie faszinierend.

„Meine Güte!“ hauchte der Kommandant des Trupps.

„Was zur Hölle....?“

Commander Cabin schüttelte nur den Kopf.

„Ich weiß es nicht.“

Sie standen, in ihren Raumanzügen, denn auf dem Mars gab es noch immer keine Atmosphäre, die Menschen das Atmen ermöglichen würde, am Rande von etwas, das ein oder mehrere Krater sein mussten. Doch sie ließen alle Krater und Einschlagstellen, die er bisher gesehen hatte, vor Neid erblassen. Sie waren in erster Linie tief, tiefer, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Als hätte jemand mit einer Pistole etwas in eine weiche Wand hineingeschossen. Was auch immer dort eingeschlagen war, mochte verhältnismäßig klein gewesen sein, aber es schien eine enorme Durchschlagskraft gehabt zu haben. Es war schwer zu sagen, ob es ein großer Krater war oder mehrere kleinere, die nahtlos ineinander über gingen.

„Haben die Sensoren irgendwelche Meteoriten entdeckt und niemand hat uns darüber informiert?“

„Unmöglich!“

„Da sind Menschen!“ rief jemand.

Eine Gruppe Bergarbeiter hatte sich in der Nähe aufgehalten. Wie es schien hatten sie sich nicht direkt in der Einflugschneise befunden, aber dicht genug dran, um in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Sie waren von der Druckwelle durchgeschüttelt worden. Es gab Knochenbrüche, aber auch ein paar Tote, bei denen die Raumanzüge beschädigt worden waren. Eine dünne Schicht roten Sandes hatte sich über sie gelegt, einer galt als vermisst. Der Doktor und sein Team kümmerten sich um die Männer.

Der Kommandant seufzte.

„Ich schätze, daran wird sie ihre helle Freude haben.“

„Die Chefin?“

„Ja.“ Er sah hinunter in den oder die Krater. „Ich frage mich, was das wohl war...“

„Ja, das tue ich auch!“ Colonel Claudia Nielsen sah auf. Sie hatte gerade ihrem Jungen die Brust gegeben, aber dann hatte die Pflicht gerufen und wie immer hatte sie den Anruf entgegen genommen. Auf ihrem kleinen Bildschirm konnte sie hinter dem Kommandanten jede Menge roten Sand sehen, der durch die Luft wirbelte. „Kann es sein, dass sich da ein Sandsturm ankündigt?“ fragte sie.

Commander Cabin sah sich um.

„Sieht ganz so aus.“

„Dann sollten Sie und Ihre Leute da schleunigst verschwinden.“

„Und der Krater...“

„Der wird auch noch da sein, wenn der Sturm vorüber ist.“ Andererseits... „Fragen Sie beim Wetterinstitut nach, wie lange der Sturm noch zu Ihnen braucht. Vielleicht wäre es doch ganz gut, wenn jemand der Sache auf den Grund geht, bevor alles weggeweht wird.“

„Sie meinen auf den Grund des Kraters?“

Nielsen nickte.

„Ganz genau. Nehmen wir an, dass es Antimaterie war?“

„Nein“, schüttelte der Kommandant den Kopf, „das tun wir nicht.“

Eine der vielen „Erklärungen“ für einen Vorfall, der vor ewigen Zeiten im Jahre 1908 auf der Erde im russischen Tunguska stattgefunden hatte, bei dem es zu einer oder mehreren Explosionen gekommen sein soll, war, dass es kein abgestürzter Meteorit gewesen war, sondern Antimaterie... was man aber auch für das Aussterben der Dinosaurier durchaus als Möglichkeit in Betracht zog, nur merkwürdigerweise nicht für einige Präsidenten, die sich die Menschheit im Laufe der Zeit so ernannt hatte.

„Hatte ich auch nicht angenommen“, murmelte Nielsen. „Das bedeutet, es wird etwas festes gewesen sein – und das bedeutet, es wird Rückstände hinterlassen haben.“

Cabin lachte laut auf.

„Hat es nicht?“

„Sehen Sie selbst.“

Er übertrug ihr ein Bild, das das Innere des Kraters in höchster Auflösung und klarster Schärfe zeigte. Da war ein Loch im Boden. Mehr war da nicht.

„Eigenwillig!“ meinte der Colonel.

„Allerdings.“

„Sensorwerte?“

„Noch nichts genaues. Wenn da etwas ist, dann ist es sehr klein.“

„Strahlung?“

„Rückstände, aber nur sehr schwach.“

„Gut“, seufzte Nielsen. „Wir machen folgendes. Schicken Sie jemanden da runter und versuchen Sie, ein paar der oberen Bodenschichten im Kern des Kraters abzutragen.“

„Dem... oder den?“

„Ich fürchte, ich kann nicht folgen.“

„Es scheint mehr als einen Kern zu geben.“

„Dann am besten aus jedem davon. Anschließend decken Sie das Ganze so gut es geht ab und verschwinden da, bevor es ungemütlich wird.“

„Das ist es jetzt schon... aber ich verstehe, was Sie meinen. Gibt es was neues von der Radarkontrolle?“

„Ich denke, das ist Interpretationssache“, meinte sie. Was soviel hieß wie: Nein! Radarkontrolle war ein herrlich altmodischer Begriff für das Überwachungszentrum, das den Weltraum um den Mars herum im sensorischen Auge behalten und, wenn man mal ehrlich war, vor genau dem warnen sollte, was gerade passiert war. Jedes anfliegende Objekt, ob Raumschiff, Komet oder Meteor, sollte erfasst, bestimmt und beobachtet werden. Damit man wusste, wann einem ein großer Stein aus dem Weltraum aufs Dach fallen oder einem eine fremde Armada die Couch unter dem Hintern wegschießen würde. Sie hatte, nachdem sie den kleinen Kurt in den Schlaf gesummt hatte, dort angerufen und die hatten geschworen, sie hätten nichts auf den Sensoren gehabt. „Also nicht mehr, als das, was sie Ihnen erzählt haben, nur eine Spur höflicher und ausführlicher, würde ich meinen.“

„Also wissen die auch nicht, was hier passiert ist?!“

„Das scheint niemand zu wissen.“

Der Commander grinste.

„Aber ich weiß, wer das herausfinden wird.“

„Soll das heißen, mein Mutterschaftsurlaub ist beendet?“

„Wie lange haben Sie es bei Ihrem ersten Kind ausgehalten?“

78 Stunden. Und da hatte es noch nichtmal eine Krise gegeben.

„Ich werde erstmal von hier aus arbeiten“, erklärte Nielsen. „Wer als erster etwas rausfindet, meldet sich beim anderen.“

„Gute Idee. Ach ja, und herzl-“

Nielsen hatte abgeschaltet. Der kleine Kurt schien unruhig zu schlafen und so bettete sie ihn an ihre Brust und streichelte ihn. Die besten Einfälle hatte sie, wenn sie sich um eins ihrer Kinder kümmerte. Der Zwischenfall hätte also zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden können!

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