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„Was machen Sie denn hier? Wie sieht das denn hier aus? Das ist ja unglaublich. Was für eine Sauerei. Wo kommt denn all das Blut her? Waren Sie das?“

„Äh, wir sind von der Polizei und...“

„Von der Polizei, ach so. Und das gibt Ihnen wohl das Recht, einfach in eine fremde Wohnung einzudringen und den Fußboden zu versauen. Sehen Sie sich das mal an. Das krieg ich doch nie wieder raus.“

„Und wer, äh, sind Sie?“

„Nun werden Sie mal nicht schnippisch, junger Mann. Wer ich bin? Meine Güte. All das Blut. Dabei habe ich dem Herrn Brokel gesagt, dass koschere Schlachtungen hier völlig ausgeschlossen sind. Aber nein, auf mich hört ja niemand und jetzt haben wir hier die Sauerei. Ich sag Ihnen, ICH werde das nicht wegmachen. Diesmal rufe ich irgendein Reinigungsunternehmen an. Immer dieses Blut, nein nein nein!“

„Ähm, also der Herr Brokel hat hier nicht koscher geschlachtet.“

„Aha? Sondern?“

„Wer sagten Sie, dass Sie sind?“

„Ich bin die Hausmeisterin und ich mache hier sauber. Und wenn es hier keine Schlachtung gab, dann... Oh. Herr Brokel. Warum hat der denn ein Beil in der Stirn?“

„Das versuchen wir herauszufinden.“

„Was ist denn hier los?“

Eine Nachbarin stand in der Tür und sah sich neugierig um.

„Da ist wieder einer umgebracht worden“, meinte die Hausmeisterin.

„Was denn, schon wieder?“

„Ja, einfach furchtbar. Immer wieder muss ich dieses blöde Blut aus dem Teppich waschen.“

„Versuchs doch mal mit Parkett.“

„Ach nee, das hatten wir auch mal, das ist auch keine Lösung. Da geht das auch nicht raus und jedes Mal wieder neues Parkett legen, wenn sich einer umgebracht hat oder umgebracht wurde, nee, das isses auch nicht.“

„Und Linoleum?“

„Sowas kommt mir nicht ins Haus. Ich will hier nicht so einen PVC-Mist haben. Wir sind ein anständiges Haus. Naja, bis auf die ständigen Morde und so. Warum muss es ausgerechnet immer diese Wohnung sein?“

„Liegt vielleicht an der Lage?“

„Kann schon sein. Oder die vermieten die immer nur an Leute mit Dreck am Stecken. Oder, vielleicht ist das ja so ne Wohnung von som Zeugenschutz­programm, dass man hier immer nur die Leute reinbringt, die dann sowieso umgebracht werden sollen.“

„Heißt das“, unterbrach ich, „hier werden öfter Leute umgebracht.“

„Naja, nicht nur.“ Die Hausmeisterin schüttelte den Kopf. „Ein paar waren auch Selbstmorde. Aber doch, da waren ein paar Morde.“

„Der Herr Braun.“

„Wurde erschossen. Von jemandem, der ihm Geld schuldete.“

„Oder dem er Geld schuldete. Wir haben das nicht weiter verfolgt. Dann Frau Pedersen.“

„Ja, die arme Frau Pedersen. Da ging es wohl um ein Erbe. Und es sollte wie Selbstmord aussehen, aber sowas kriegt man bei uns hier im Haus nicht durch. Als ob man sich mit einem Elektromesser die Pulsadern aufschneiden würde. Vor allem im Wohnzimmer. Was für eine Schweinerei.“

„Der nette Herr Weidlich.“

„Das war ein Unfall.“

„War es nicht!“

„War es doch. Herr Weidlich ist beim Gardinenaufhängen von der Leiter gefallen... und unten im Hof gelandet.“

„Ja, aber welcher Mann hängt denn Gardinen auf? Das kam mir immer schon merkwürdig vor.“

„Stimmt, jetzt, wo du es sagst. Und nun auch noch der Herr Brokel. Hat ein Beil im Kopf, sowas muss man sich mal vorstellen. Haben die Leute gar keinen Anstand mehr?“

„Vielleicht war gerade nichts anderes zur Hand.“

„Ach hör doch auf, dann sorgt man halt dafür, wenn man schon so einen Mord macht, aber einfach ein Hackebeil zu nehmen, nein, das hat keinen Anstand, das hat keine Würde.“

„Ähm...“ versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen.

„Ja, was ist denn?“

„Alle diese Leute sind in dieser Wohnung ermordet worden?“

„Ja, ganz genau.“

„Von unterschiedlichen Tätern?“

„Ja.“

„Die alle gefasst wurden?“

„Ja.“

„Mist!“ zischte ich sauer.

„Warum?“

„Weil mir das nicht weiterhilft!“

„Man darf nicht immer nur an sich selbst denken. Sehen Sie sich hier doch mal um. Ist das nicht schrecklich.“

„Ja, Mord ist schon schrecklich!“

„Ich spreche nicht von Mord. Ich habe nichts gegen Mord, wenn er wenigstens gut ausgeführt würde. Ohne dass die Nachbarn von dem Lärm belästigt werden. Ohne dass die ihre blöden Leichen bei uns auf den Kompost legen, wo die nichts zu suchen haben. Ohne dass es jedes Mal so ein ekliges Blutbad gibt. Das ist doch wirklich eine Unverschämtheit gegenüber allen Leuten, die saubermachen müssen. Ach, es müsste ein Unternehmen geben, das sich auf das Säubern von Tatorten spezialisiert. Leute, die wissen, wie man das Blut rauskriegt und die Gehirnmasse und all die kleinen Knochensplitter, die sich im Teppich verhaken und die aus so einem Schauplatz eines Mordes wieder eine nette wohnliche Wohnung machen.“

„Son Unternehmen gibt es.“

„Wirklich? Können Sie mir die Nummer geben?“

„Ja! Ähm, nein! Ich... hab den Besitzer letztens verhaftet.“

„Ist ja ganz toll.“

„Er war ein Mörder!“

„Und? Hat er die Leichen blutüberströmt am Tatort zurückgelassen?“

„Ja. Und dann hat er sich dafür bezahlen lassen, die Tatorte wieder zu reinigen.“

„Was für ein cleverer Plan!“

„Hm, stimmt eigentlich!“

„Ich hab den Bericht der Spurensicherung“, meinte Schnippler, der gerade wieder zur Tür hereinspaziert kam.

„Wieso geben die ihn mir nicht persönlich?“ wollte ich wissen.

„Die können Sie scheinbar nicht leiden.“

Bastarde!

„Was steht drin?“

„Keine Fingerabdrücke auf dem Beil, keine Fingerabdrücke an der Tür... überhaupt keine Fingerabdrücke!“

„Natürlich nicht“, regte sich die Hausmeisterin auf. „Ich muss doch sehr bitten! Ich mache hier sauber, natürlich finden Sie da keine schmierigen Fingerabdrücke oder sowas. Gerade heute Morgen als der Herr Brokel, der arme, nicht zu Hause war hab ich hier alles schön sauber gemacht. Da finden Sie auch nicht den kleinsten Hinweis auf Ihren Verdächtigen.“

Ich HASSTE meinen Job! In den Krimis hatte das immer so einfach ausgesehen. Man hatte eine Handvoll Verdächtiger und dann wählte man einen aus und weil man eh der Autor des Buches war, war es eigentlich ganz egal, wen es traf. Im Nachhinein konnte man sich die Beweise immer noch so hinbiegen wie man sie brauchte. Versuchen Sie das mal im richtigen Leben. Da kriegen Sie ganz schnell Ärger mit Ihren Vorgesetzten. Glauben Sie mir, ich weiß es! Und in diesen Geschichten gab es nie irgendeine übereifrige Putzfrau, die den Tatort blitzblank geputzt hatte. Und es gab nie einen Besoffenen, der in die Wohnung gepoltert kam und schrie:

Wo ist mein Beil?“

Ein echter Luser

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