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Оглавление„Mieser Looser!“ schrie mir die Frau sauer nach. Bevor ich mich verdrücken konnte, hatte sie auch den anderen Schuh ausgezogen und ihn wutentbrannt gegen die Glastür geschleudert. Die war hin und ich machte mich aus dem Staub. Sollte sie doch den Sohn vom Polizeipräsidenten erpressen wenn sie daran Spaß hatte, aber mir musste sie deswegen doch nicht auch noch auf die Nerven gehen.
Ich trat in Dr. Schnipplers OP und fast war ich froh, hier etwas zu tun zu haben. Ihm zu erklären, warum irgendeine karrieregeile Schnalle sich vom Präsi-Sohn hatte schwängern lassen, nur um eine Bombenkarriere zu machen und was ich mit der ganzen Sache nicht zu tun hatte, hätte ich jetzt keine Lust gehabt. Auf dem OP-Tisch des Chefpathologen lag irgendein kunstvoll ausgeweidetes Tier, während der Arzt sich überrascht über den Mund wischte.
„Ah, Luser, schön Sie zu sehen.“
Mir war so, als wäre er der einzige, der das so sah. Aber er hatte mir gegenüber einen enormen Vorteil. Er hatte es fast nur mit Toten zu tun.
„Hallo, Dr. Schnippler“, sagte ich und deutete auf das Tier auf seinem Operationstisch. „Beweismittel?“
Er schüttelte den Kopf.
„Mittagessen. Seebarsch. Angeblich frisch. Obwohl ich bei diesem Kandidaten das Gefühl habe, dass er tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist.“
Er wischte sich mit einer Servierte den Mund ab und ließ die Reste seines Mittagessens in einem Mülleimer verschwinden.
„Was führt Sie zu mir?“
„Das schlimmste Verbrechen, das es gibt.“
„Mord?“
„Arbeit?!“
Dr. Schnippler seufzte. Ich seufzte auch. Das brachte uns nicht weiter. Aber es schadete auch nicht.
„Sie bearbeiten die Fliesenleger, richtig“, fragte er. „Ich glaube, da haben Sie einen ganz interessanten Fall an Land gezogen. Das ist etwas, womit Sie Karriere machen können.“
„Ach, wirklich?“
„Nein!“
„Lassen Sie mich raten“, strengte ich meinen detektivischen Verstand an. Oder heißt es detektivistischen Verstand? Detektionistisch? Wie auch immer, ich versuchte halt, über den Fall nachzudenken. Und meine These lautete: „Sie wurden alle vergiftet. Weil sie alle dieselbe Art von Fliesen verlegt haben, die vom Hersteller her versaut und giftig sind. Oder sie haben alle dasselbe Klebemittel verwendet, das in dieser Theorie anstatt der Fliesen ein Gift enthält. Oder, was noch spannender wäre: Erst durch die Verbindung genau dieser Fliesen mit genau diesem Klebemittel entsteht das Gift, das sie getötet hat! Also handelt es sich nicht direkt um Mord, sondern um einen Hersteller, der mieses Zeugs auf den Markt bringt. Kommt das so in etwa hin?“ Ich sah Schnippler fragend an. Der nickte angenehm überrascht.
„Ich bin beeindruckt, Herr Luser. Eine schnelle und ziemlich exakte Analyse der Situation.“
„Und, hab ich recht?“
„Zu einem Großteil – absolut.“
„Und wo irre ich?“
„Bei der gesamten Auflösung?! Alle Opfer wurden erschossen.“
„Oh!“
„Kein Gift. Ich nehme nicht an, dass Sie schon Zeit hatten, die Akten zu lesen, die Sie da mit sich herumschleppen, also fasse ich mal kurz zusammen: Die Fliesenleger wurden alle von hinten erschossen. In den Kopf. Dabei entsteht eine ganz schöne Sauerei, das kann ich Ihnen sagen. Das ist echt eklig. Ich möchte da nicht putzen müssen. Falls man das Zeug je wieder abkriegt. Widerlich. Irgendwie denken manche Mörder einfach nicht daran, was sie ihrer Umwelt damit antun.“
„Aber... warum wurden sie erschossen? Weil man mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war? Pfusch am Bau oder was?“
„Wissen Sie, das ist das Interessante: Der Täter hat jedes Mal gewartet, bis alle Fliesen verlegt waren. So lange, bis alles fertig war und dann hat er erst zugeschlagen.“
Das war es! Ich wusste, das war die Information, mit der ich den Täter überführen konnte. Das würde mir helfen, ihn zu finden. Leider hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich das anstellen sollte! Dann flog die Tür auf. Die Geschwängerte Karrieristin stand im Raum und richtete eine Waffe auf mich.