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Deutsche Einwanderer in Rio Grande

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1739 begannen die Portugiesen, ihre kolonialen Ansprüche in Stein zu meißeln, und gründeten eine Stadt, indem sie eine Verteidigungsanlage auf der Halbinsel bauten, um die Angriffe der Spanier abzuwehren. Der Ort war strategisch wichtig, da er geschützt in einer Flussmündung lag, die sich zu einer riesigen Lagune öffnete (die heute bis nach Porto Alegre reicht), und zudem den Bau eines Hafens mit direktem Zugang zum Meer ermöglichte. Rio Grande wurde später auch die erste Hauptstadt des südlichsten brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul.

Die Wirtschaft des Staates konzentrierte sich von Anfang an auf die Landwirtschaft, wobei der bergige Norden vom Ackerbau und der flache Süden von der Viehhaltung lebte. Rio Grande wurde schnell zu einem wichtigen Zentrum für die Versorgung Brasiliens mit Fleisch und Fellen. Während die großen Rinderherden auf den Fazendas in der brasilianischen Pampa den Reichtum brachten, musste das nördlichere Gebirge allerdings erst noch erschlossen werden. Dazu warb die portugiesische Regierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Einwohner der Azoren an, die diese Arbeit übernahmen.

Nach der Unabhängigkeit Brasiliens im Jahr 1822 trieb Kaiser Pedro I. in mehreren südlichen Bundesstaaten die Besiedlung und die landwirtschaftliche Nutzung voran, um die nationale Einheit zu stärken. Ab 1824 wurden in Deutschland und später auch in Italien Auswanderwillige angeworben, denen die Überfahrt bezahlt wurde. Sie ließen sich in den Bundesstaaten Espirito Santo, São Paulo, Paraná, Santa Catarina und eben auch in Rio Grande do Sul nieder. Diese Migranten kamen im Hafen von Rio Grande an und wurden dann im Gebirge angesiedelt. Bald blühte der Ackerbau, dessen Erzeugnisse über den Flusshafen der neuen Hauptstadt Porto Alegre vertrieben wurden.

Allerdings führte diese Siedlungspolitik zu Spannungen zwischen dem Kaiser und den Großgrundbesitzern im Süden, die ihre Einkünfte und ihre Macht bedroht sahen. Als Kaiser Pedro II. die Preise für Fleisch festlegte, war das Fass übergelaufen. Die Maßnahme wurde als „nicht gerechtfertigtes Eingreifen“ interpretiert, und die Großgrundbesitzer mobilisierten zum Krieg. In den Jahren 1835 bis 1845 stellte die „Farroupilha-Revolution“ genannte blutige innerbrasilianische Auseinandersetzung die nationale Einheit auf einen schweren Prüfstand.

Rebellengeneral Bento Gonçalves griff am 20. September 1835 die Stadt Porto Alegre an und führte seine Armee in die Schlacht gegen die kaiserlichen Truppen. Zunächst konnten die Aufständischen außergewöhnliche Erfolge verzeichnen und fast den ganzen Staat Rio Grande do Sul einnehmen. Der junge Staat war nicht auf einen Krieg vorbereitet und musste erst seine Truppen ordnen. Am 11. März 1836 wurde die unabhängige Republik Rio Grande do Sul ausgerufen, und Bento Gonçalves wurde ihr erster Präsident.

Ausgerechnet die Stadt Rio Grande blieb jedoch während des gesamten Krieges in den Händen der kaiserlichen Truppen. Die Rebellen verfügten daher über keinen Zugang zum Meer, während das Kaiserreich über den einzigen Seehafen Waffen und Truppen per Schiff nachliefern konnte. Zwar wurden Kriegsschiffe in geheimen Werften auf dem Land gebaut und dann auf Rollen übers Land zum Meer gezogen, doch das erwies sich als wenig erfolgreich. Am 1. März 1845 mussten die Unabhängigkeitskämpfer kapitulieren, wurden aber immerhin begnadigt.

Bento Gonçalves verstarb am 18. Juli 1847. Als im Jahr 1900 eine Verlosung seiner sterblichen Überreste veranstaltet wurde, gewann kurioserweise Rio Grande. So ruht der General nun ausgerechnet in der Stadt, die er nie erobern konnte. Die Farroupilha-Revolution wurde einerseits zum Symbol der brasilianischen Einheit, andererseits aber auch zum Ausdruck der Gaúcho-Identität des brasilianischen Bundesstaats Rio Grande do Sul, der bis heute den Namen Republik Rio Grande do Sul trägt.

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