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Die Reise

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Ein Dorf in Europa.

Betritt man das richtige Haus zur richtigen Zeit, hat man eventuell Vorteile, was das zukünftige Leben betrifft. Wenn der Geldfluss zum schönsten Gewässer wird können sich einige richtig freuen. Die Begeisterung über Erreichtes macht glücklich. Macht es das wirklich?

Sie kaufen was man kaufen kann, weil man es hat, das Moos, den Cash, den Zaster, die Kröten. Hier in der Büchsenfabrik vom Bauer Martin Boeremann läuft es besser denn je. Er übernahm die Firma vom Vater und forcierte seit einigen Jahren den Export. Vor allem in Länder, die hohe Förderungen der Union erhalten. Was rein kommt in die Exportware ist das, was übrig bleibt zuhause.

„Geht ja nach drüben, nach Afrika. In der EU macht man das nicht. Schon gar nicht in unserem Land“, sagte der Bauer Boeremann oft zu seinen Mitarbeitern.

„Er müsste sich ja schämen, müsste er sich. Das Schönste ist, dass der Export nach drüben so leicht gemacht wird. Er wäre ja blöd, nicht zu exportieren. Blöd wäre er.“ Und so freut er sich über die Gelder der Union. Er kann aus der ganzen >Kuh< Geld machen.

„Wenn der Metzger den Rest, der herumliegt, zermahlen tut schaut des Ganze au nimmer so schlimm aus. Ein bisschen eine Lebensmittelfarbe und die chinesischen Geschmacksverstärker hinein und gut gegangen.“ Der Bauer Boeremann ist glücklich. Er gibt jedem Arbeit. Sogar eine eigene Fabrik für die Büchsenproduktion hat der Bauer sich bauen lassen. Die hat die Union bezahlt. Eh klar. Was der Bauer für eine Macht hat beim Bürgermeister. Er hat im Dorf die meisten Angestellten. Er hat das Grundstück, welches er gebraucht hat für seine Fabrik, von der Stadt bekommen. Obwohl er selber viele davon hat. Der Bauer musste nicht lange verhandeln. Arbeitsplatzsicherung und Expansion sind die Zauberworte für jeden Bürgermeister. Der Bauer ist glücklich, der Bürgermeister ist glücklich, die Arbeiter in seiner schwarzwälderischen Büchsenfabrik sind glücklich.

Nur Kani >Hemd mit Hose< ist nicht glücklich. Er hat etwas verloren was er nicht mehr finden kann. Ein Kind.

Der Bauern hat alles. Mit vierzig ist er schon sehr reich. Einen Porsche, ein Haus, eine hübsche Frau hat er. Hunderte Grundstücke, welche er von irgend jemandem vererbt bekommen hat. Er kennt ja den Notar. Nichts dem Staat geben. Wenn jemand keinen Nachfahren hat, wird das schon geregelt im Dorf im Schwarzwald.

„Da frag ich nicht lang, ich nehme.“

Der Vater des Bauern, Hermann Boeremann, wird sicher auch bald aus dem Betrieb ausscheiden. Noch lässt Martin Boeremann ihn in der Fabrik mitarbeiten. Er muss ja auch mal raus aus dem Dorf. Und trauen tut er niemandem. Er ist das einzige Kind.

Erfolg ist wichtig, wenn man Sohn des alten Bauern ist. Alles hat er richtig gemacht. Er war sogar auf der Schule einer der Besten, der junge Bauer Boeremann. Wirtschaftsabschluss mit Auszeichnung. Und seit Jahren ein Plus im Betrieb.

„Es geht aufwärts“, lobte die Mutter von Martin Boeremann ihn immer. Monika, die Frau des jungen Bauern, unterstützt ihn, wo sie nur kann.

„Eine ganz liebe Person“, meint der alte Bauer immer.

„Halt keine Bäuerin, es ist eine aus der Stadt. Aber hübsch, groß, blondes langes Haar und blaue Augen. Halt keine Kinder haben sie!“ Der alte Bauer würde sich schon sehr über Kinder freuen. Alt genug ist er geworden und immer noch ohne Enkel.

„Alles haben sie gemacht, aber Kinder haben sie keine!“, verbreitet der alte Bauer Boeremann immer wieder im ganzen Dorf. Das ganz zum Leidwesen von Monika Boeremann, die sehr darunter leidet. Ihr Schwiegervater war auf dem Hof nicht immer leicht zu ertragen. Sie war es gewohnt, ihre eigene Meinung zu haben. Trotz Ehe selbstständig zu denken und die Gleichberechtigung einzufordern, sollte diese fehlen. Das wiederum war ein ständiges Konfliktpotenzial zwischen dem alten Bauern und der jungen Frau. Der altenBauer wusste das Gespräch jedes Mal abrupt zu beenden, in dem er die Kinderlosigkeit von Monika kritisierte.

Der Exporteur der Büchsen hat sie eingeladen nach Afrika. Monika Boeremann lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen, die Reise zwei Wochen früher anzutreten. Sie hat Freunde in Afrika und einen Plan, den sie vorbereiten will. Martin Boeremann fliegt heute nach. Die Arbeit bleibt dem alten Bauern übrig. Er mag es gern, wieder allein zu herrschen über den Bauernhof und das Büchsenreich.

Annisas Flügel

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