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Unsere Welt

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Weitersfeld an der Mur. Wie waren wir hierher gekommen? Vater begleitete unseren Opa in den Nachkriegsjahren auf Fischausflüge in die Südsteiermark, und der war wieder durch irgendeinen Zufall hierher gekommen.

Vater erzählte immer von den Zugfahrten von Graz und den Übernachtungen am Heuboden bei Bauern im Dorf. Noch vor dem Morgengrauen weckte sie meist die Kälte, sie standen auf und gingen an die Mur oder den Mühlgang fischen. Abends fuhren sie dann wieder mit der Bahn nach Graz.

Solange ich denken kann, gibt es unser kleines Häuschen. Es steht in einem kleinen Garten mit einer großen Forsythienhecke darum herum. Es hat zwei Stockwerke und keinen Keller. Im Erdgeschoss haben wir eine kleine Küche mit einer Sitzecke, ein Wohnzimmer und eine Toilette. Im Wohnzimmer gibt es einen Dauerbrandofen, der das ganze Haus heizen soll, es aber im Winter niemals ganz schafft.

Am Dachboden, auf den man über eine steile Holzstiege klettern muss, gibt es zwei Schlafzimmer mit je zwei Betten. Das Kinderzimmer im Süden und das Elternzimmer im Norden. Jedes hat ein Doppelfenster. Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir die Lichter der Papierfabrik im Ort Sladki Vrh in Jugoslawien.

Hinter unserem Haus beginnt gleich ein dichter Wald. Im Norden gibt es eine kleine Lichtung, über die ein Weg in den Wald führt. Im Süden führt eine Wiese bis zum Mühlgang. Vor unserem Haus läuft die Straße vorbei. Sie kommt aus dem Dorf und führt zur Überfuhr. Aber dazu später.

Die Straße aus dem Ort kommt kerzengerade auf unser Haus zu und überquert nur hundert Meter vor unserem Haus im Wald mit einer kleinen Holzbrücke den schmalen Schwarzabach. Sobald man an unserem Haus vorbeifährt, kommt man nach weiteren hundert Metern zum Mühlgang, der ein ganz ausgewachsener Bach ist. Über ihn führt eine Betonbrücke.

Unser Haus liegt also in einem Dreieck zwischen der Straße und den beiden Bächen, die ein Stück hinter unserem Haus im Wald zusammenfließen und sich gemeinsam auf den Weg zur Mur machen.

Vor unserem Haus liegen zwei Bauerngehöfte. Sie gehören zwei alten Bäuerinnen: Frau Sirf und Frau Počič. Beide sind seit langer Zeit verwitwet. Frau Sirf und Frau Počič haben Kühe und Schweine, Hühner, Katzen und besitzen viele Felder. Auf ihren Feldern wachsen Mais, Kürbisse und Kartoffel. Viele Felder sind aber auch ganz normale Wiesen voller Blumen und mit Gras, das als Futter für die Tiere verwendet wird.

Beide Bauernhöfe haben ein Haupthaus und Nebenhäuser. In den Nebenhäusern befinden sich die Ställe und die Heuböden, die bald unser Lieblingsaufenthaltsort werden sollten. Davon aber später.

Jeden Samstag nach der Schule fuhren wir nach Weitersfeld. Während der Volksschule und in den ersten Klassen meiner Mittelschulzeit fuhren wir mit dem Zug. Das war anstrengend, denn wir mussten alles, was wir in Weitersfeld haben wollten, tragen. In Spielfeld, an der Grenze zu Jugoslawien – heute Slowenien –, mussten wir in einen kleinen Bummelzug umsteigen, der von Spielfeld bis Bad Radkersburg fuhr. Weitersfeld lag etwa auf halbem Weg, kurz vor Mureck und nach Lichendorf. Eine kleine rote Diesellok zog drei oder vier ganz kleine Waggons.


Diese Fahrtstrecke, die etwa eine Viertelstunde dauerte, war sehr aufregend. Vater nahm uns Buben nämlich auf die Plattform im Freien mit. Dort standen wir zwischen den Waggons in der frischen Luft, die im Sommer voll Mücken war und in der es sich im Winter so herrlich frieren ließ. Bei jeder Straßenkreuzung, bei jedem Feldweg, der das Bahngleis querte, stieß die Lok einen lauten Pfiff aus. Und es roch nach verbranntem Diesel. In den vorbeihuschenden Wäldern sahen wir oft Rehe. Auf den Feldern arbeiteten die Bauern und winkten uns zu. Am Bahnhof Weitersfeld stand schon der Fahrdienstleiter und erwartete den Zug.

Steirische Lausbubengeschichten

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