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Tag 42: Erste Abenteuer

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Ich habe mich wieder verletzt. Diesmal ist es aber nicht so schlimm und die Heiler sagen, ich sollte in einigen Tagen wieder auf den Beinen sein. Am besten beginne ich jedoch am Anfang der Geschichte.

Wie geplant habe ich im Wald Kräuter gesammelt. Neben Beulengras und Königsdorn fand ich auch eine Wasserwurzel. Diese allein ist schon einiges wert. Als dann endlich die Karawane ankam, habe ich meinen Vorrat gegen Ausrüstung getauscht. Sie hatten einen leichten Kurzbogen mit einigen Pfeilen, sowie ein Kurzschwert und einen kleinen Rundschild im Angebot. Der Bogen sollte seinen Zweck erfüllen. Das Kurzschwert hat den Namen jedoch kaum verdient. Ich hatte schon Jagdmesser, die grösser waren. Zudem war es stumpf und auch mit dem Schleifstein des Kochs konnte ich es nicht wirklich schärfen. Der minderwertige Stahl würde höchstens für zwei oder drei Schläge scharf bleiben. Zudem hätte ich lieber etwas Größeres gehabt, aber man muss nehmen was man bekommt und das Beste daraus machen.

So ausgerüstet bin ich dann an einem Abend in den Wald gegangen, um die Wölfe zu suchen. Ich hatte bereits bei meinen Trainingsläufen die unterschiedlichen Spuren gesehen und wusste ungefähr, worauf ich mich einließ. Den Pfotenabdrücken zu Folge waren es vier bis fünf Wölfe. Keine besonders große, weshalb ich davon ausging, dass es ein Rudel von Jungwölfen war, das sich vor Kurzem von ihrem Elternrudel getrennt hatte. Wahrscheinlich stammten sie aus den Bergen und suchten nun in den Tälern nach leichter Beute.

Bereits nach kurzer Zeit fand ich das Rudel auch. Es waren wie erwartet fünf Tiere. Alle waren sie recht klein und schmal, was meine erste Einschätzung bestätigte. Mit dem Bogen erlegte ich zwei von ihnen, was die anderen drei zur Flucht trieb. Immerhin beeinträchtigten die Verletzungen meine Zielgenauigkeit nicht. Ich ging davon aus, dass sie sich nun etwas zurückziehen und die Abtei in Ruhe lassen würden. Zum einen ist ihr Rudel dezimiert und zum anderen wissen sie, dass sie hier nicht erwünscht sind. Die Pferde in den Ställen sind auf jeden Fall zu groß, als dass drei Wölfe sich daran wagen würden.

Mit den beiden Kadavern über der Schulter machte ich mich auf den Weg zurück zum Kloster. An einer seichten Stelle des Flusses, etwas abseits des Klosters, zog ich ihnen mit geübten Griffen die Haut ab und zerlegte das Fleisch in einzelne Portionen. Nicht jeder war dafür geschaffen, dieses blutige Handwerk auszuüben. Ich kannte es jedoch seit meiner Kindheit.

Das Fell der Wölfe gab ich Llane, damit sie es bei den Händlern für etwas Schönes eintauschen konnte. Vielleicht eine Halskette oder ein neues Paar Schuhe. Das Fleisch habe ich in der Küche abgegeben. Damit sollten sie zwei oder drei Tage alle Mäuler stopfen können. Ich bat die beiden nur darum nicht zu erzählen, dass ich dafür verantwortlich war. So wie ich die anderen hier einschätze, würden sie nur Schuldgefühle haben und sich bei mir bedanken wollen.

Llane ließ es sich nicht nehmen und umarmte mich zum Dank. Der Geruch von Stroh und Pferdeäpfel drang in meine Nase, doch ich erwiderte die Umarmung. Solange sie eine Sorge weniger hatte und glücklich war, hatte ich alles richtig gemacht.

Am Morgen nach der Jagd machte ich mich auf zu den Minen. Eagan hat mir die grobe Richtung gezeigt und gesagt, dass es etwa einen halben Tagesmarsch entfernt wäre. Das Training zeigte Wirkung und ich schaffte es in der halben Zeit. Nachdem ich angekommen war und mir eine kurze Verschnaufpause gönnte, schlich ich mich an den Höhleneingang an. Ich sah recht schnell, dass die Gerüchte stimmen mussten. Vor dem Eingang lagen haufenweise aufgebrochener Kisten und Werkzeuge verstreut. Zudem zeichnete sich deutlich ab, wo die Viecher ihre Notdurft verrichteten. Mit dieser Information hätte ich bereits zurück zu Eagan gehen können. Wahrscheinlich wäre das auch sinnvoller gewesen. Ich wollte aber noch herausfinden, mit wie vielen Rattenmenschen wir es hier zu tun hatten.

Kobolde sind auf eine gewisse Weise intelligent, so dass sie die Verwendung von Werkzeugen verstehen. Allerdings schlagen ihre Instinkte durch, wenn sie etwas Glänzendes sehen und sie verlieren jede Vernunft. Da in diesen Minen vor allem Silber für die Münzstätten der Hauptstadt abgebaut wird, gab es genügend Glänzendes, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Dementsprechend ungesichert war der Eingang und ich konnte ohne Weiteres hineinschleichen.

Darin angekommen verfluchte ich mich dafür, dass ich mich nicht zuerst mit der Aufteilung der Schächte vertraut gemacht hatte. Eagan hätte mir sicher eine grobe Karte geben können. Da der Bergbau nun schon einige Jahre vorangetrieben und immer neue Adern gefunden wurden, sind die einzelnen Gänge in einem weiten Netz ohne wirkliche Logik gewachsen. Umso schwerer war es für mich, einzuschätzen was nun der Hauptstollen war und wo ich nur in eine Sackgasse geraten würde.

Nach wenigen Minuten in den Höhlen erreichte ich eine solide Wand. Irgendwo musste ich also falsch abgebogen sein. Interessanterweise hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen einzigen Kobold gesehen. Ich nahm einen Schluck Wasser aus meiner Feldflasche, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Das Klimpern des Deckels hallte durch den leeren Stollen und klang unnatürlich laut. Wahrscheinlich war das auch ein Grund, weshalb ich auf dem Rückweg überrascht wurde.

Etwa auf halbem Weg zurück zum Eingang hörte ich ein verräterisches Schnauben gefolgt vom Rasseln einer kleinen Kette. Ich drückte mich in eine Nische und konnte an einem Balken vorbei die lange Nase eines Kobolds erkennen. Er schnüffelte, dass die Schnurrhaare bebten und drehte sich dann in meine Richtung. Einen Moment später sprang er hervor und stieß ein aggressives Zischen aus. Gleichzeitig flog mir die Spitze seiner Hacke entgegen.

Kobolde sind nicht besonders stark, weshalb ich den Angriff leicht mit dem Schild abwehren konnte. Allerdings war das Stück Holz noch nie besonders gut gefertigt gewesen und schon gar nicht für die Masse einer Spitzhacke konzipiert. Der Schlag hinterließ eine tiefe Schramme und brach sogar ein kleines Stück aus der Kante. Aus der Drehung schwang ich mein Kurzschwert und schlitzte dem Mistvieh die Kehle auf. Mit meinem alten Schwert wäre der Kopf durch die Höhle gerollt.

Alarmiert durch den Lärm des Schlages und das Fauchen des Kobolds erwachte die Mine zum Leben. Ich hörte, wie sie sich durch die Gänge drängten und aufgeregt quiekten. Ich nahm also die Beine in die Hand und rannte los. Das ging so weit gut, bis ich zur ersten Kreuzung kam. Im Hintergrund schimmerte das Tageslicht hinein und aus den anderen beiden Gängen strömten immer mehr Kobolde in die kleine Halle. Sie schnitten mir den Weg ab.

Ich sah mich einer Wand von stinkenden und rasenden Riesenratten gegenüber. Sie drängten sich so nah aneinander, dass kaum mehr Licht bis zu mir drang. Ich musste mich entscheiden. Mit meiner Ausrüstung hatte ich keine Chance, mich hindurch zu kämpfen. Zudem sah es nicht so aus, als würde der Nachschub an Kreaturen bald versiegen. Hinter mir lag ein Stollen, der in eine Sackgasse führte. Ich musste mir also etwas einfallen lassen.

In dem Moment hatte ich eine Idee. Ich warf meinen Schild und das Schwert mit voller Kraft in die Menge. Ich glaube, zwei oder drei der Viecher hatten das Pech im Weg zu stehen und brachen zusammen. Mit zwei freien Händen konnte ich mich nun an den verstreuten Werkzeugen und der Bergarbeiterausrüstung bedienen. Ich schnappte mir einen Stützbalken, der an einer Wand lehnte und wohl für einen kleinen Nebenstollen bereitgestellt wurde. Mit dem Stück Holz bewaffnet rannte ich auf die Menge zu.

Wie bei einem Schneepflug wurden die Kobolde auf die Seite gefegt. Ich ließ nicht nach und drückte weiter gegen die Masse an. Ein paar von ihnen schlüpften unter dem Holz hindurch und waren nun in meinem Rücken. Glücklicherweise hatten sie keine wirklichen Waffen und attackierten mich stattdessen mit ihren Krallen und Zähnen. Es brannte überall und meine Arme drohten zu versagen, doch das Licht des Eingangs kam immer näher. Nach einer gefühlten Ewigkeit trat ich ins Freie und stieß dabei eine Horde dieser Ratten mit hinaus. Ich ließ den Balken fallen und rannte weiter.

Die Kobolde hatten sich auf das Zwielicht im Stollen eingestellt und waren durch das grelle Tageslicht beeinträchtigt. Auch meine Augen schmerzten, doch trieb mich das Brennen nur weiter an. Sie rannten noch einige Zeit hinter mir her, doch irgendwann verstummte ihr Geschrei und ich erlaubte mir, mein Tempo etwas zu drosseln. Ich lief weiter und erreichte in neuer Rekordzeit die Abtei. Dort angekommen übergab ich mich lautstark und brach vor Erschöpfung zusammen.

Als Nächstes wachte ich wieder auf einem Bett der Heiler auf. Die Wunden waren nicht tief, dafür umso zahlreicher. Sie mussten diesmal keine Magie einsetzen, um mich zusammen zu flicken, wollten mich jedoch einige Tage beobachten, damit sich keine Entzündung bildet. Irgendwann besuchte mich Eagan und ich berichtete ihm, was ich in Erfahrung bringen konnte. Mit besorgter Miene nickte er und murmelte etwas davon, dass er die Elite aufbieten wird. Mir soll es recht sein.

Ich für meinen Teil werde nie wieder einen Fuß in eine Mine setzen. Ich gehöre in die Natur. Am besten auf einen Berg. Diese Höhlen sind mir einfach zu riskant. Sobald mich die Heiler entlassen, werde ich mich noch um die dritte Aufgabe kümmern. Mit dahergelaufenen Räubern sollte ich weniger Probleme haben.

Der flammende Kreuzzug

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