Читать книгу Der flammende Kreuzzug - Martin J. J. Stark - Страница 9

Tag 52: Weitere Informationen

Оглавление

Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten. Die Gute ist, dass ich ein neues Paar Stiefel habe. Einer der ehemaligen Soldaten hat mir seine alten Treter überlassen. Ich musste nur einige Holzscheite hacken. Eine Kleinigkeit für mich. Nach einer halben Stunde war die Arbeit getan und ich konnte endlich meine Füße aus den durchweichten Schuhen befreien. Die Größe stimmt und sie sind bereits eingelaufen. Im Vergleich zu meinen alten Schuhen aus dem Kloster sind diese aus wesentlich dickerem Leder gefertigt und besitzen an der Ferse und Zehen Verstärkungen. Auch die Sohle ist genagelt und bietet endlich einen stabilen Stand.

Die schlechte Nachricht ist, dass ich mich noch länger mit dem Militär herumschlagen muss. Fangen wir aber vorne an. Ich ging wie beauftragt zu diesem Jägerlager. Es war nicht schwer zu finden, da wieder ein schmaler Pfad direkt hinführte. Von außen sah es nicht viel besser aus als die Hütte, an der ich vor zwei Tagen vorbeigekommen war. Eigentlich war es sogar noch einfacher gehalten. Es bestand aus nur einem einzigen Raum. An einer Seite stapelte sich Brennholz und auf der anderen stand ein Gestell zum Aufziehen von Häuten. Davor war ein kleiner Steinkreis für ein Lagerfeuer platziert.

Wie erwartet, waren auch hier nur Jungs am Werk, die eine große Klappe hatten, aber kaum mit ihren Waffen umgehen konnten. Ich bin mit ihnen gleich umgegangen wie das letzte Mal. Der einzige Unterschied bestand darin, dass es diesmal fünf Männer waren. Nachdem ich aber wieder ihren Anführer umgehauen hatte, verloren sie den Mut und zogen sich zurück. Es erstaunt mich, wie stark sie sich in der Gruppe fühlen. Gleichzeitig bricht jeder Widerstand in sich zusammen, wenn der Anführer fällt. Offensichtlich hatte keiner von ihnen genug Selbstvertrauen, um für sich selbst einzustehen. Umso leichter für mich.

Wie das letzte Mal quartierte ich mich für die Nacht in dem kleinen Lager ein. Da es nur sehr wenig Raum hatte, brauchte ich nicht einmal die Kochstelle zu nutzen. Es wurde auch so schnell genug warm darin. Leider fand ich diesmal keinen Brief. Einzig einen Ring mit demselben Siegel. Ich steckte ihn vorsichtshalber ein.

Die Rückreise war wieder ziemlich uninteressant. Ich sah einen Hirsch mit prächtigem Geweih und sammelte nochmals einige Kräuter. Spannend wurde es erst, als ich Bericht erstattete.

Der Wachmann beorderte mich auf sein Zimmer im Gasthaus. Als ich eintrat verschloss er die Tür und setzte sich an den Tisch. Dort war bereits eine weitere Person anwesend. Eine Frau in blauer Robe mit langem, blondem Haar.

Er eröffnete das Gespräch, indem er mir die zweite Person im Raum vorstellte. Sie hieß Arendia und war eine Magierin. Mir wurde etwas mulmig zumute, als ich die Tragweite dieses Treffens erahnte, berichtete aber kurz und knapp, was sich zugetragen hatte. Auch den Ring legte ich auf den Tisch und verlangte Antworten zu diesem Meister Daravol.

Er seufzte tief und erzählte. Die Geschichte begann vor zwanzig Jahren, als der Krieg im Osten in vollem Gange war. Das Königreich brauchte Waffen und Rüstungen und hatte jeden fähigen Schmied einberufen, um die Front zu versorgen. Seinen Erzählungen nach beschäftigte das Königreich bis zu eintausend Schmiede, die alle wie am Fließband arbeiteten und nur das Nötigste dafür erhielten. Irgendwann gab es einen Aufstand und die Schmiede legten ihre Hämmer nieder. Die Waffen und Rüstungen wurden nicht mehr geliefert, sondern von den Schmieden selbst getragen. Sie gingen gegen die Wachen vor, um eine gerechte Entlöhnung einzufordern. Das Ganze geschah unter der Führung von Daravol.

Er war das Gesicht und die Stimme der Schmiede des Königreiches. Bei den Demonstrationen wurde er nur selten gesehen, doch haben Spione berichtet, dass er im Hintergrund alle Fäden in der Hand hielt und alles koordinierte. Seine Handwerksgenossen verliehen ihm deshalb den Titel Meister der Zunft.

Die Aufstände wurden einer nach dem anderen niedergeschlagen. Teilweise mit Gewalt, Verletzten und sogar Toten. Es besserte sich erst, als ihnen zum Ende des Krieges eine angemessene Entschädigung zugesichert wurde. Für den Moment wurden ihre Rationen verdoppelt und die Schmieden arbeiteten weiter.

Als sich der Krieg dann dem Ende entgegen neigte, forderten die Handwerker ihre versprochene Belohnung ein. Die Adligen und Wohlhabenden der Hauptstadt waren jedoch nicht bereit, die Schuld zu begleichen. Sie vertraten die Ansicht, dass es in der Pflicht der Bürger stand dem Land zu dienen und dafür keine Entlöhnung gezahlt werden muss. Wutentbrannt verließ Daravol die Stadt und ein großer Teil der Schmiede, aber auch andere Handwerker folgten ihm. Seit diesem Tag störte er immer wieder die Ruhe im Land und sabotierte aktiv die Geschäfte des Königreichs.

Ich hörte der Geschichte schweigend zu. Mir fiel dann auch wieder ein, woher ich den Namen kannte. Mein Stamm bezog die Schwerter aus einer bestimmten Manufaktur in der Stadt. Sie war eine der wenigen, die Klingen aus Mondstahl fertigen konnte. Einer der Schmiede der dort arbeitete, hieß Daravol. Ich selbst hatte nie Kontakt mit ihm, doch bei den Lieferpapieren stand für jede Klinge der zuständige Schmied, damit bei einem Fehler der Verantwortliche gefunden werden konnte. Damals ahnte ich nicht, dass mir der Name nochmals begegnen würde.

Arendia hörte ebenfalls schweigend zu, ergriff dann aber das Wort. Sie gab mir einen Brief mit dem Siegel der Magier und beauftragte mich, damit in die Hauptstadt zu gehen. In der Altstadt gab es eine Taverne, in der ich mich in zwei Tagen mit einem Mann treffen sollte. Ich werde wissen, wer es ist, wenn ich ihn sehe. Auf meine Frage, ob es niemand anderen für diese Aufgabe gäbe, lächelte sie nur und schüttelte den Kopf. Es gab nicht viele, die so viel über die Vereinigung der Schmiede und der damit verbundenen Widerstände im Land wussten. Für die meisten waren es einfache Banditen und Landstreicher. Zudem spürte sie etwas in mir, das entscheidend für den Erfolg dieses Unterfangens sein würde.

Gavin klopfte auf den Tisch und begann über die Wichtigkeit von Diskretion und den Dienst am Königreich zu sprechen. Das gleiche Gerede, wie sie in der Armee wahrscheinlich jeden Tag eingetrichtert bekommen. Ich blendete es aus und versank in meinen eigenen Gedanken.

Ein Sack mit Münzen, der auf den Tisch geknallt wurde, riss mich wieder in die Realität. Das war wohl meine Bezahlung. Daneben lag ein kleines Amulett. Es stellte einen Drachen dar, der in seinen eigenen Schwanz biss. Ein feuriger Rubin bildete das Auge, welches einen starken Kontrast zum Gold des Amuletts bildete. Fragend blickte ich auf.

Arendia nickte nur und sagte, dass ich es brauchen würde. Es gehörte schon immer mir, ich wüsste es nur nicht. Ich soll mir nur nicht einfallen lassen, es zu verkaufen. Die meisten würden den Wert ohnehin nicht zu schätzen wissen. Auf meine Frage, was ich damit soll, antwortete sie nur ich würde es früh genug erfahren.

Gavin ging zur Tür und schloss sie auf. Das Zeichen für mich zu gehen. Im Türrahmen drehte ich mich nochmals um und glaubte ein eigentümliches Aufblitzen in den Zügen der Magierin zu sehen. Da wurde mir aber auch schon die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Ich bin danach in den Wald gegangen. Die frische Nachmittagsluft klärte meinen Kopf und ich begann meine nächsten Schritte zu planen. Es gefiel mir nicht, dass ich in eine solch große Sache hineingezogen wurde. Auf der anderen Seite wollte ich mehr über die Schmiede erfahren. Vielleicht konnte ich sogar die eine oder andere Bekanntschaft machen, um mich mit einem neuen Mondstahlschwert auszurüsten. Ich würde also in die Stadt gehen und den Brief abgeben. Danach kann ich immer noch sehen, wie es sich entwickelt. Die Loyalität zur Krone war mir nicht besonders wichtig. Ich habe sie bis anhin nicht gebraucht und sie kam auch ohne mich ganz gut zurecht. Ich habe nur das Gefühl, dass ich schon ziemlich tief drinstecke, und zwar nicht unbedingt auf der Seite, die ich eigentlich unterstützen möchte.

Das sonderbare Amulett half mir auch nicht weiter. Es fühlte sich warm in meiner Hand an und war äußerst detailreich gearbeitet. Mehr konnte ich dazu aber auch nicht sagen.

Was mich zusätzlich verunsicherte, war, dass es einen Drachen darstellte. Sie konnte unmöglich wissen, dass ich in der Vergangenheit Jagd auf diese Biester gemacht habe. Abgesehen von den Menschen im Kloster habe ich es niemandem erzählt. Was hat sich die Magierin also dabei gedacht? Und was bedeutete, dass es schon immer mir gehörte? Wir besaßen keinen Schmuck. Und etwas so Unnötiges wie ein goldenes Amulett befand sich noch nie im Besitz meines Stammes. Ein weiteres Rätsel, dass ich beizeiten erforschen muss.

Ich bin nun wieder in meinem Zimmer und bereite noch meine Sachen für die Abreise vor. Hier hält mich jedenfalls nichts mehr. Die Waldarbeiter sind nicht halb so herzlich wie die Mönche im Kloster und jeden Tag Holz spalten ist auch nichts für mich. Morgen geht es also wieder auf die Straße. Wenn alles gut läuft, bin ich bis Mittag in der Stadt und dann sehen wir weiter.

Der flammende Kreuzzug

Подняться наверх