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Gründlich verkannt von seinen Lieben

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Immer noch wissen wir nicht, wie die Rückholaktion von Jesu Verwandten ausgegangen ist. Sie stehen im Hof. Jesus ist im Haus, mitten unter den Menschen. „Hallo!“, ruft eine Stimme vom Hauseingang herein, „deine Mutter und deine Brüder sind draußen. Sie wollen etwas von dir!“ Jesus horcht auf. „Wer ist das, meine Mutter und meine Brüder?“, entgegnet er. Dann schaut er auf die Menge um sich herum, lässt seinen Blick in die Runde gehen und sagt: „Die hier sitzen sind meine Mutter und Brüder!“ Nach einer Weile fügt er hinzu: „Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter!“

Jesus wertet die Familie um. Er kündigt eine Zeitenwende an. „Die Zeit ist erfüllt, die Gottesherrschaft ist nahe“, ist der Kern seiner Botschaft (Markus 1,15). Damit ist auch die Epoche der traditionellen Familie vorüber, in der Familie und Familientradition die absoluten Werte waren. Eine neue Zeit bricht an.

Jesu Familie steht draußen. Fremde sind drinnen, mit ihm. Die Jesus am besten zu kennen glauben – wer er ist, was er zu sagen hat –, verkennen ihn. Die schon alles zu wissen meinen, wissen eigentlich gar nichts von ihm. Sie stehen vor der Tür. Bei ihm, in seiner Nähe, befinden sich Menschen, die ihn kaum kennen. Sie, die offen sind zu hören, sind seine wahre Familie.

Jesu Botschaft, so wie sie überliefert ist, stellt Altes in Frage. Sie enthält Sprengkraft. Jesu Umwelt und seine Nachfolger haben diese Provokation, diese Herausforderung allerdings nicht lange ertragen können. Schon sehr früh haben sie sich darangemacht, seine Aussagen zu glätten und ihnen die provozierende Schärfe zu nehmen. Davon wird später noch die Rede sein.

Jesus war nie in Bethlehem

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