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Pharao besänftigt die Königin

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Teje wachte eifersüchtig über den Harem. Amenhoteps Gelüste schienen auf einmal nur noch auf Giluchepa gerichtet zu sein, die ihn mit ihrer exotischen Schönheit betörte. Auch die andern Frauen des Harems, die der König vorher ab und an beglückt hatte, fühlten sich vernachlässigt. Teje wollte den Beteuerungen ihres Gemahls, er liebe sie nach wie vor, keinen Glauben schenken. Auch wenn er nachts in ihr Gemach kam und sie in seine Arme schloss, ließ sie ihn ihre Zweifel spüren.

„Wie soll ich dir beweisen, dass meine Liebe nicht geringer ist als am Anfang, als du noch das scheue Mädchen aus Ipu, die kleine Tochter meines treuen Beamten Jujas warst? Habe ich nicht dir und deinen Eltern die größten Ehren erwiesen? Habe ich nicht deinem Vater den Titel ‚Gottesvater’ verliehen?“

„Ja, du hast mich zur Großen Königsgemahlin gemacht. Ich bin die Gemahlin eines Gottes geworden, und mein Vater und meine Mutter wurden Schwiegereltern eines Gottes. Du liebst mich wie ein Gott, aber ich möchte von dir wie von einem Menschen, von einem Mann geliebt werden, so wie du Giluchepa liebst.“

„Ich liebe sie nicht anders als dich“, antwortete er ihr. „Im Ge­genteil, ich liebe nur ihren Leib. Dich würde ich auch ohne deinen liebreizenden Körper lieben.“

„Manchmal denke ich tatsächlich, du liebst nicht meinen Körper, sondern nur meinen Ka. Ja, zuweilen weiß ich überhaupt nicht, was du an mir liebst. Ich bin nicht so schön wie Giluchepa.“

Sie hoffte, dass Amenhotep ihr widersprechen würde. Doch er schwieg.

„Wenn ich so schön wäre wie sie, würdest du öfter zu mir kom­men“, schalt sie ihn und fuhr ihm dabei liebkosend über die Brust.

Es tat ihm weh, dass sie seinen Worten nicht glaubte. Giluchepa gab ihm Kraft, eine Kraft, die er bei Teje lange nicht mehr gespürt hatte. Doch jetzt, seit die mitannische Prinzessin Königin geworden war, übertrug sich diese Kraft auch auf Teje. Wenn er mit ihr zu­sammen war, war es wieder wie früher. Aber mit Gilu­chepa war es dennoch anders, atemberaubend. Giluchepa war eine Lehrmeisterin der Liebe. Vielleicht müsste er tatsächlich auch Tejes Körper so lieben können wie den Giluchepas. Bisher hatte er sich gescheut, ihr auf die gleiche Weise zu begeg­nen. Würde es nicht ihre Eifer­sucht anstacheln, wenn er sie mit der gleichen Leidenschaftlichkeit liebte, wenn sie zusam­men in das gleiche versengende Feuer ge­stürzt würden, wie er es nur von der Vereinigung mit Gilu­chepa kannte?

Im Grunde konnte Amenhotep nicht verstehen, dass Teje unzu­frieden war. Sie war die Große Königsgemahlin. Er sah doch, wie stolz sie war, an der Seite des mächtigsten Herrschers der Welt auf dem Thron zu sitzen. Bei den Oped-Festen und allen öffentlichen Anlässen galten die Ehrenbezeugungen der Menge auch ihr. Sein Glanz fiel auch auf sie. Er wusste, Teje war ehrgeizig. Ihr gefiel, dass er sie an den Staatsgeschäften Teil haben ließ. All das besaß Giluchepa nicht. Doch wie viele andere selbstsüchtige, ruhmes­hungrige Männer vergaß er dabei, dass die Gemahlin, auf die er ihrer Schönheit und ihrer Klugheit willen stolz war, nicht nur ein Vorzeigeobjekt, sondern auch Frau aus Fleisch und Blut war, die geliebt werden wollte.

Ich will ihr ein großartiges Geschenk machen, dachte er, eines, von dem sie wissen muss, dass ich es keiner andern Frau machen würde. Und von diesem Geschenk soll ganz Ägypten erfahren. Vielleicht glaubt sie dann meinen Worten.

Amenhotep wusste, wie sehr Teje an ihrer alten Heimat in Ipu hing. Sollte er ihr hier einen Tempel bauen, vielleicht einen noch größeren als jenen, den er in Nubien bauen wollte, der Heimat ihrer Eltern und Ahnen? Nein, es sollte etwas viel Größeres, Ausgefalle­neres, etwas Einmaliges werden. Machte der Nil nicht dort bei Ipu eine große Schleife? Hier wollte er einen großen See für sie anle­gen.

Schon am nächsten Tag ließ er Techniker kommen, mit denen er den Plan besprach.

Ein halbes Jahr verging. Amenhotep hatte in dieser Zeit Großes getan. In der königlichen Werft hatten die Arbeiter ein prachtvolles Schiff gebaut mit vergoldeten Planken. Am Bug prangte der Name „Prachtvoller Glanz Atons“. Teje staunte, als es eines Morgens am Kai vor dem königlichen Palast anlegte und der Pharao sie bat, es mit ihm zu besteigen. Es legte ab mit dem königlichen Paar und niemand sonst als der Schiffsmannschaft und den Köchen und Die­nern.

Es war die Zeit der Überschwemmung. Nach mehreren Tagen fuhren sie bei Ipu vorbei. Irgendetwas hatte sich verändert. Auf der Ostseite des Flusses erhoben sich hohe Dämme. Amenhotep war erfreut, als er sah, dass Teje es bemerkte. Doch was hatte das zu be­deuten? Das Schiff drehte weiter oben, nachdem es die große Schleife hinter sich gelassen hatte, ab und wendete und ließ sich mit der Strömung gegen einen Damm treiben. Als sie näher kamen, sah Teje, dass in dem Damm eine Lücke war, durch die das Schiff in einen riesigen See geschleust wurde.

Das Paar stand auf dem Deck, und der König hatte seinen Arm um die Schultern seiner Gemahlin gelegt. Er strahlte über sein gan­zes Gesicht. Teje konnte vor Verwunderung nur ein Ah hervorbrin­gen. Fragend schaute sie Amenhotep an.

„Ja, das habe ich für dich getan, um dir meine Liebe zu bewei­sen.“ Und er überreichte ihr einen Skarabäus. Sie nahm ihn in die Hand und drehte ihn um. Auf seiner Unterseite waren Hierogly­phen eingegraben, und sie las:

„Pharao Neb-maat-Re Amenhotep hat in fünfzehn Tagen des dritten Monats der Überschwemmung, seiner geliebten Großen Königsge­mahlin bei Ipu einen See von 3700 Ellen Länge und 700 Ellen Breite gebaut.“

„Ich habe viele solcher Skarabäen herstellen lassen“, sagte der Pharao voll Stolz zu Teje. „Und ich werde sie in ganz Ägypten verteilen las­sen, damit jedermann weiß, wie sehr ich dich liebe.“

Über Tejes Angesicht glitt ein Lächeln. Er ist immer noch ein großer Junge, dachte sie. Aber ich glaube, er weiß immer noch nicht, was wahre Liebe ist.

„Der See gehört dir“, sagte Pharao. „Aber es ist noch nicht alles. Auch das Land gehört dir.“

„Welches Land?“, fragte Teje erstaunt. „Ich sehe nur Wasser.“

„Das Land unter dem Wasser“, erklärte Amenhotep. „Wenn die Überschwemmung vorbei ist, wird das Wasser aus dem See abge­lassen. Bauern werden das fruchtbare Land bebauen, und der ganze Ertrag gehört dir.“

Der Ertrag, dachte Teje, besteht aus Korn. Und aus Korn wird Gold. Habe ich nicht schon genug Ländereien und Gold und Schmuck? Cheriuf, der Verwalter meines Besitzes wird sich freuen. Aber ich? Soll ich mich freuen, wenn die Liebe meines Gemahls nur aus hartem Gold besteht?

Teje legte ihre Hand auf seinen Arm, hob ihr Gesicht traurig lä­chelnd zu ihm auf, und er, dieses Lächeln als Dankbarkeit missver­stehend, küsste sie lange auf den Mund.

Echnatons Wahn

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