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Der weiße Elefant
ОглавлениеMeine Gedanken rotierten um genau diese Frage wie der Strudel in einem Abfluss. Wie sah dieses Kehrwasser aus? Was sollte ich mit diesem Vergleich anfangen? Wie konnte ich ihn benutzen, um der Hirnwäsche zu entkommen? Wie konnte ich meine Situation etwas erträglicher machen? Fragen über Fragen, meine Schläfen taten mir schon weh und ich merkte, dass ich einfach zu verkrampft an das Thema heranging. Wenn ich mich in der Agentur um eine kreative Lösung bemühte, war es das Beste, eine Nacht darüber zu schlafen oder sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Ich hatte einfach eine Blockade. Das ist wie mit dem berühmten weißen Elefanten: »Denken Sie die nächsten zwei Minuten auf keinen Fall an einen weißen Elefanten! Auf keinen Fall!«
Sie werden Probleme haben, sich keinen weißen Elefanten vorzustellen! Das ist ein klassisches Beispiel für eine Blockade, die eigentlich nur durch Ablenkung aufgelöst werden kann …
Gerade als ich mich mit dieser Analogie versuchte abzulenken, sah ich aus den Augenwinkeln, dass Jesus über Bett Nr. 4 zusammenbrach, um als Hinduistischer Brahmane wieder aufzuerstehen. Ich glaubte, die tiefe Zufriedenheit und Genugtuung von Nr. 4 regelrecht zu spüren. Kurz darauf fiel Jesus auch über Bett Nr. 3 in sich zusammen, um sich als Hadsch um die Kaaba wieder zu formieren. Abermals konnte ich die Genugtuung regelrecht fühlen. Die Holografien schienen eine Art Bildschirmschoner ohne Inhalt zu sein. Kurz darauf veränderten sich die Holografien und schienen irgendwelche religiösen Rituale zu zeigen und zu beschreiben. Meine Neugier an diesem Holo-Flat-Dings-Bums war geweckt. Vielleicht sollte ich mich ja auch endlich damit auseinandersetzen …
… immer noch besser, als weiterhin aktiv an Kehrwasser und weiße Elefanten zu denken. Die Menüführung des Holo-Flat-Pads war intuitiv gestaltet und ich fand mich schnell darin zurecht.
Neben den Grundeinstellungen für das Sozialisierungsprogramm entdeckte ich auch ein paar virtuelle Nachschlagewerke und ein TV-Programm mit dem man sich in seiner »Freizeit« vergnügen konnte. Vom Nachrichtensender über Spielfilmsender, Musikkanäle und einen Yogasender gab es nahezu alles, was der fernsehsüchtige Durchschnittsbürger zu brauchen glaubt.
Ich zappte mich durch die Programme, ließ in einem der Pop-Classic-Kanäle Michel Jackson als Holografie einen Moonwalk über meinem Bauch machen. Ich ließ die Titanic über mir versinken, um sie kurz darauf von einer imposanten Weltraumschlacht abzulösen. Alles war bunt, schnell und in phantastischen Holografien verpackt. Aber gerade diese Detailvielfalt ermüdete mich schneller, als ich gedacht hatte, und ich schaltete auf die normale 3-D-Darstellung um. Es war mir schon beinahe übel von all diesem holografischen Gewirr geworden. Die Übelkeit konnte natürlich auch eine Nebenwirkung dieses roten BSS-Serums sein, das meinen Körper in ein bewegungsloses Stück Fleisch verwandelt hatte und vielleicht auch weiterhin veränderte. Ich wusste ja nicht einmal, wie ich gerade aussah. Kein Spiegel weit und breit!