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Stubenrein

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»Weißt Du wie man junge Hunde dazu bringt, einem nicht die Bude zu verkacken? Hä?! Keine Ahnung oder was? Bei Euch Indern sind Hunde doch eh nur ein Vehikel zur Aggressionstherapie. Reintreten und sich wohlfühlen! Und dann selbst auf den Gehweg kacken! Dabei sind Hunde die besten Freunde, die man nur haben kann. Sie machen nur dass, was man auch haben will. Vorausgesetzt man erzieht sie richtig, sobald man sie bekommt.«

»Also gehen wir mal davon aus, Du bist ein junger Hund und ich habe Dich gerade bekommen. Wie bringe ich Dich also dazu, dass Du mir nicht mehr in die Bude kackst? Hä!? Die erste Möglichkeit ist, Dich draußen in den Zwinger zu sperren. Die zweite Möglichkeit ist, Dich auf die eine oder andere Art einfach loszuwerden. Und die dritte Möglichkeit ist, Dich aufzunehmen und Dir Manieren beizubringen. Und wie bringt man einem jungen Hund Manieren bei, der gerade einen stinkenden Haufen auf dem Wohnzimmerteppich hinterlassen hat? Da gibt es nur eine Möglichkeit. Man drückt dem Hündchen die Schnauze in die eigene Scheiße!«

Das war der Punkt, an dem ich einen folgenschweren Fehler beging. Ich öffnete die Augen und schielte nach links, um zu sehen, ob das, was ich befürchtete, tatsächlich passieren würde. Doch da lauerte Mosquito, den Blick direkt zu mir gerichtet. »Ich wusste doch, dass Du wach bist. Habe ich also Dein Interesse geweckt. Nr. 4 hier ist auch schon ganz gespannt. Ich seh’s an seinen Augen. Da lodert ein Feuer, das sogar noch ein bisschen mehr verschlingen könnte als eine ganze Familie. Nicht war Nr. 4?« Er starrte ihn mit seinen unnatürlich wirkenden Augen durch die Gläser seiner Nickelbrille an.

»Nun, wie sagt man so schön, Vorfreude ist die schönste Freude. Ich auf jeden Fall freu mich. Du auch?« Dann schob er seine schwarzen, stark verschmutzten Gummihandschuh-Hände in das Sichtfeld von Nr. 4 und schmierte ihm genussvoll das unter die Nase, was an anderer Stelle seinen Körper verlassen hatte. »Na da wird Deine Nase aber Augen machen!« Zufrieden mit sich selbst, stand er dann beobachtend neben Nr. 4 und tupfte gespielt geziert mit dem abgespreizten kleinen Finger noch einmal nach. Prüfend schaute er auf den Vitalometer. »Na also, ich wusste doch, dass da noch was geht!« Zufrieden drehte er sich zu mir. Vermutlich etwas zu spät schloss ich die Augen und versuchte mich wieder in mein Kehrwasser zu flüchten. Ich versuchte mich zu entspannen, obwohl ich hörte, dass Mosquito auf dem Weg zu mir war. Ungefähr so, wie wenn der Zahnarzt den Bohrer anschaltet und sich mit diesem ganz eigenen singenden Geräusch auf die Suche nach dem Nerv macht. Ich wartete, aber nichts geschah. Inzwischen hatte ich schon bis auf 320 gezählt, um das Zeitgefühl nicht völlig zu verlieren. Ich wusste nur zu gut, dass er neben mir stand, um mir in die Augen schauen zu können, während er mich quälte.

Gerade als ich bei 430 angekommen war, fühlte ich, wie Mosquito mir etwas Kaltes, Feuchtes und furchtbar Stinkendes unter die Nase schmierte. »Nur für den Fall, dass Du ähnliche Aktionen vorhast wie Dein Nachbar. Prävention macht sich immer bezahlt! Mit diesem Bärtchen siehst Du aus wie einer der bekanntesten Männer der Geschichte.« Mir war vollkommen klar, wen er meinte und mit dem ich absolut keine Ähnlichkeit haben wollte. In Gedanken war ich bei einem ganz anderen bekannten Mann der Geschichte. Einem der ebenfalls an Russland gescheitert war, weil es wie ein weiches Kissen zurückwich, um gegnerische Armeen zu umschließen und zu verschlingen …

Bisher schien mein Plan aufzugehen. Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte meinen Puls so ruhig wie möglich zu halten, während meine Nase versuchte, diesen widerwärtigen Geruch zu ignorieren.

»Los, mach endlich die Augen auf, Du Ratte«, hörte ich Mosquito ärgerlich sagen.

Anscheinend gefiel es ihm überhaupt nicht, dass meine Reaktion nicht so ausfiel, wie er es sich erhofft hatte. »Also gut, vielleicht pennst Du ja tatsächlich. Mal sehen ob Nr. 1 etwas unterhaltsamer ist. Ein kleines Bärtchen steht ihm sicherlich auch gut … Und während ich mich um Nr. 1 kümmere, kann ich Euch beide ja noch ein Weilchen im Auge behalten … Aus der Ferne ist es immer noch ein Genuss Euch zuzusehen. Nr.1 macht seinem Namen übrigens alle Ehre. Er ist mit 182 Schlägen pro Minute der Gewinner des heutigen Puls-Bingos …«

Ich schaffte es tatsächlich, den Gestank weitgehend zu ignorieren und mich wieder in mein Kehrwasser zu flüchten. Bevor ich dort vollkommen ankommen war, fasste mein Hirn ohne mein Zutun noch einmal zusammen, was ich über Mosquito wusste: Er schien tatsächlich keine Freunde zu haben, liebte Hunde und hatte irgendetwas gegen Brötchen in der Hand.

KÖRPER-HAFT

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