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Champagne, 3. Oktober 1942

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Es fehlten nur noch wenige Steine, bis der kleine Seitengang im hinteren Weinkeller zugemauert war. Josef-Jacob Armand trug etwas Mörtel in die verbliebene Lücke auf, zog mit der Kelle nach und setzte die letzten Steine ein. Das Versteck war zu. Noch ein paar Flaschen weniger für die Deutschen. Er stieg von der kleinen Leiter herab und klopfte sich die Kleidung aus. »Henri«, sagte er zu seinem Sohn, »wo hast du die Spinnen?«

Henri stand neben ihm, ein kleiner Junge, gerade mal so groß, dass er eine Magnumflasche halten konnte, die Backen rot, die Augen voller Entdeckerfreude, das Kinn halb bedeckt von dem Schal, den er gegen die Kälte im Keller trug. Er hob den kleinen Korb in die Höhe, damit sein Vater besser hineinschauen konnte.

»Gut gemacht«, sagte Josef-Jacob und strich ihm über den Kopf. »Jetzt verteilen wir sie.«

Sie setzten die Spinnen an verschiedenen Stellen der frisch gemauerten Wand ab. Henri hatte keine Angst vor Spinnen. Als Winzersohn waren sie ihm hier in Damery im Weinkeller seines Vaters früh begegnet und vertraut. In wenigen Stunden würden sie mit ihren Netzen die neue Mauer in eine alte verwandelt haben. Die Deutschen würden nicht merken, dass hinter dieser Wand ein Schatz versteckt lag.

Seit Beginn der Besatzung Frankreichs vor zwei Jahren hatten die Deutschen auch in der Champagne das Sagen. Sie bestimmten die Menge an Champagner, die ihnen die französischen Winzer liefern mussten, und diktierten ihnen die Preise. Sie wollten viel Champagner – für ihre Soldaten und Offiziere, für ihre Finanz- und Industrie-Elite, für die Treuesten ihres Regimes und die Clique um ihren Führer. Und wer sich weigerte, ihren Regeln zu folgen, wurde verhaftet und eingesperrt. Oder starb. Obwohl die Gefahr groß war, ließen sich viele Winzer nicht einschüchtern. Sie hielten ihre besten Weine zurück, versteckten sie, sabotierten Lieferungen und sprengten Eisenbahnlinien in die Luft, auf denen die Güterzüge Hunderttausende von Flaschen aus allen Weinregionen Frankreichs ins Deutsche Reich transportierten.

Henri wusste nicht, dass sein Vater der Résistance angehörte. Die Arbeit, die sie im Keller verrichteten, war für ihn oft wie ein Spiel. Schon mehrmals hatte er geholfen, die Flaschen umzuetikettieren. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass sie damit die Deutschen ein bisschen ärgern und ihnen Sorten, die weniger hochwertig waren, unter teurerem Label verkaufen wollten. Und dann hatte er gelacht, und Henri hielt diese Schummelei nun für einen herrlichen Schabernack. Jemanden reinzulegen war immer ein Riesenspaß, dachte er. Er sollte dann den Staub, mit dem sie die Flaschen versahen, um sie älter aussehen zu lassen, aus uralten Teppichen schlagen. Das war weniger schön. Denn er bekam ziemliche Hustenanfälle.

Angst vor dem Krieg hatte er bisher nicht gehabt. Doch er spürte, dass der Gang, den sie nun zugemauert hatten, mehr als nur ein Spiel war. Einmal hatte er Gespräche seines Vaters mitgehört, in denen es darum ging, jemanden zu verstecken in den Hunderte von Kilometern langen Weinkellern und Kalksteinhöhlen, den crayères, die die ganze Region durchzogen. Von Verfolgung war die Rede, von Gefahr, von geheimen Treffen und von Erschießungen. »Papa«, sagte Henri schließlich, »wenn wir Flaschen verstecken, verstecken wir dann auch bald Menschen?«

Sein Vater schaute ihn ernst an. »Natürlich nicht«, sagte er. Dann nahm er ihn fest in den Arm.

Heute Abend würden die Ersten kommen.

Tod in der Champagne

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