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Die Profi-Methoden zur Blitzcharakterisierung

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Bei den nachstehend von mir beschriebenen Techniken geht es um die Klassenunterschiede zwischen Menschen, um kulturelle Herkunft und gesellschaftlichen, sozialen Status. Diese Themen werden oft als Tabus behandelt. Als Schriftsteller brennen Sie natürlich darauf, Tabus zu brechen, das ›Verbotene‹ aufzuzeigen, denn heikle Themen rufen emotionale Reaktionen hervor.

1. Kultureller Hintergrund

Kulturelle Unterschiede sind ein wesentliches Merkmal von Figuren. Sie entstehen aus angeborenen Eigenschaften, dem familiären Hintergrund, der Herkunft, der Religion. Solche Unterschiede liefern Ihnen als Autor den Konflikthintergrund. Die Technik besteht darin, Figuren zu entwerfen, die verschiedene kulturelle Hintergründe haben. Gemeint sind Traditionen, Verhaltensmuster, staatliche Institutionen, Brauchtum, religiöses Verhalten, Erziehung, Bildung. Statten Sie Ihre Figuren mit unterschiedlichen, über Generationen weitergegebenen Charakterzügen aus, die im kulturellen Hintergrund wurzeln. Ein hinduistischer Inder ist und reagiert anders als ein katholischer Deutscher.

2. Soziale, gesellschaftliche Schicht

Die Klassenzugehörigkeit charakterisiert Menschen. Diese Zugehörigkeit können Sie vielseitig zum Ausdruck bringen. Ein Millionär kleidet sich wahrscheinlich anders als ein Habenichts. Die Hände einer Putzfrau sehen vielleicht anders aus als die manikürten Hände einer Managerin. Figuren aus unterschiedlichen sozialen Schichten bergen ein enormes Konfliktpotenzial in sich. Um diese Unterschiede für den Leser leicht erfassbar zu machen, zeigen Sie einfach Merkmale, die den sozialen oder kulturellen Hintergrund der Figur signalisieren: Kleidung (Soldaten tragen Uniform), Gegenstände (Halbmond oder Kreuz), Symbole (der Ferrari vor der Tür).

Auf diese Weise assoziiert der Leser die Figur aufgrund eines Erkennungsmerkmals mit einer bestimmten Schicht. Sie müssen das nicht umständlich schildern. Es reicht, wenn Sie dem Leser das Erkennungsmerkmal nur nennen, das Bild oder die Handlung sprechen für sich: der goldene Siegelring am Finger des Mannes, die Punkerfrisur, der Akzent, Essgewohnheiten, auffällige Angewohnheiten der Ober- oder Unterschicht, Wortwahl (Gaunersprache, Professorendeutsch …), Inhalt von Aussagen (eine gebildete Figur verwendet Fremdwörter korrekt, hat geschichtliches Wissen, ist belesen; der ungehobelte Rüpel äußert sich vielleicht nahezu inhaltslos).

Insider-Tipp: Suchen Sie nach Klassenmerkmalen, die Sie in das Handeln der Figur einarbeiten können, indem Sie zeigen, was die Figur tut, und die dabei gleichzeitig etwas über das Milieu der Figur aussagen. Appellieren Sie an die Gefühle Ihrer Leser.

Denken Sie an Welterfolge wie James Camerons ›Titanic‹. Rose soll einen Mann aus reichem Hause heiraten, um zu Geld zu kommen. Sie selbst stammt jedoch aus ärmlichem Hause. Und Jack, in den sich Rose verliebt, entspringt ebenfalls der Unterschicht. Er reist im ›Keller‹ der Titanic mit, während Rose in den Luxusräumen logiert. Die Liebe als Vehikel – große Gefühle, elf Oscars. Sie verstehen die Technik.

WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN

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