Читать книгу Justus Peyrikus - Martin Zielinski - Страница 7

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3. Die Abfahrt

Lautes Geklapper, ein heulender Motor und quietschende Reifen, alles zusammen ein Krach, dass es in den Ohren dröhnte. Ein Bus oder besser das, was hier als „Bus“ bezeichnet werden konnte, war um die Ecke gebogen.

Was für eine vorsintflutliche Kiste! Entsetzen spiegelte sich in Paulines Gesicht, während Justus das Ungetüm interessiert bestaunte. Auch ihre Mütter schauten irritiert auf das Vehikel.

»Ist das der Bus, der bis nach Greifenstein fahren soll?«, fragte Justus’ Mutter ungläubig. Es war, als hätte das Internat zur Einsammlung seiner neuen Zöglinge sein ältestes Exemplar aus der Garage geholt. Der Motor spuckte und hustete, als könnte er dafür eine Auszeichnung bekommen, und bei jedem Spucken ging ein Zittern durch die Motorverkleidung.

Das Gefährt sah ungewöhnlich aus, jedenfalls nicht wie ein herkömmlicher Bus. Er hatte eine unglaublich große Schnauze, wo anscheinend der Motor untergebracht war, denn hier klapperte und zitterte es richtig heftig. Das konnte ja heiter werden. Hinter dem Bus befand sich noch ein fensterloser Anhänger, der wohl das Gepäck aufnehmen sollte.

Wie mochten die anderen Schüler, die schon in dem Bus saßen, die Fahrt bis hierher überstanden haben? Einige bleiche Gesichter schauten neugierig zu den Fenstern heraus.

Mit einem lauten Plock flog die Tür auf.

Zu sehen waren auf den ersten Blick nur vier hohe Stufen, die steil in den Bus hineinführten. Auf der obersten Stufe konnten die Draußenstehenden ein Paar übergroße, schwarze Schuhe erblicken und den unteren Teil eines langen schwarzen Mantels.

Langsam stiegen die Schuhe die Stufen hinunter, und ein Mann mit einem langen, dichten Bart trat den Wartenden entgegen.

»Ssibelluss Aborigor«, zischte es aus dem Mund des Mannes, der sich bei seiner Begrüßung leicht verbeugte. Er war wohl der Fahrer dieses Vehikels.

Der schwarze Mantel, an einigen Stellen fleckig und die Taschen tief ausgebeult, hatte wohl schon bessere Tage gesehen. »Meister Grummaritsch von den sieben Türmen schickt mich, die Kinder nach Greifenstein zu bringen.«

Der Bart, schwarz wie sein Mantel, hing ihm bis zum Bauch herab. Das Besondere an diesem Bart war der schmale weiße Streifen, der sich von seinem Kinn bis in die Spitze des Bartes hinabzog.

Auf seinem Kopf prangte im Gegensatz zu seinem Bart nur eine recht dünne Haarpracht. Sie glich eher einem wirren Gestrüpp, dessen Äste in alle Himmelsrichtungen zeigten. Hinten am Kopf reichten sie wie ein ausgefranster Zottelbart über den welligen Mantelkragen. Aus seinem Gesicht ragte eine große Hakennase. Vertrauenserweckend konnte man diese Erscheinung nicht nennen. Aber irgendwie sah sie lustig aus.

Der Bus, der Fahrer, die ganze Situation amüsierten Justus so sehr, dass er drauf und dran war loszuprusten. In seinem Gesicht zuckte es jedenfalls verräterisch.

Der Fahrer war inzwischen hinter dem Bus verschwunden und öffnete mit einem großen Vierkantschlüssel den Anhänger, um Justus und Pauline zu helfen, ihre Koffer und Taschen darin zu verstauen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er Paulines umfangreiches Gepäck. »Willssst wohl eine größere Weltreisse machen«, zischelte er, zuckte zweimal mit der Nase und grummelte Unverständliches in seinen Bart.

Kaum war das Gepäck versorgt, wandte er sich um und war wie der Blitz auf seinem Fahrersitz hinter einem Lenkrad, so groß wie ein Wagenrad, verschwunden.

Pauline und Justus blieb überhaupt keine Zeit sich zu wundern, denn schon erscholl von drinnen seine Stimme: »Einsssteigen bitte«. Die beiden mussten sich rasch von ihren Müttern verabschieden, was vielleicht auch gut so war. Schnell sprangen sie die Stufen in den Bus hinauf.

Sie nahmen die beiden letzten freien Plätze in Beschlag, die zum Glück nebeneinanderlagen. Im nächsten Augenblick röhrte der Motor auf, und losging die Fahrt.

Justus und Pauline sahen sich entgeistert an. Da hatten sie sich auf etwas eingelassen! Zunächst saßen sie jedoch gut und konnten sich den anderen Neulingen zuwenden, die um sie herumsaßen.

Hier und da hörten sie Schüler locker durcheinander reden, andere dösten vor sich hin, was sicher einer sehr frühen Abfahrtszeit geschuldet war.

Inzwischen hatte der Bus den Autobahnanschluss erreicht. Hier kannte sich Justus recht gut aus. Um auf die Autobahn zu gelangen, musste der Bus einen großen Verteilerkreis umrunden.

Doch was war das?

Der Bus fuhr an der Abzweigung zur Autobahn vorbei. Der Fahrer wählte eine Ausfahrt, die Justus noch nie gesehen oder besser nie wahrgenommen hatte. Eine schmale Straße mit rissigem Teerbelag führte schnurgeradeaus.

Mit ziemlichem Karacho steuerte der Fahrer den Bus in die schmale Spur und gab Vollgas. Justus stieß Pauline in die Seite. »Sieh dir das an! Ist der vollkommen verrückt? Hier kann man doch nicht fahren.«

Er lehnte sich in den Gang hinaus, um die Straße besser sehen zu können.

Geradeaus waren zwei rote Leuchten zu erkennen, die über der Erde schwebten, gerade so weit voneinander entfernt, dass der Bus so eben hindurchpasste.

Dazwischen flirrte die Luft auf wunderliche Weise von unten nach oben. Es hatte den Anschein, als wäre sie zwischen den roten Leuchten erhitzt.

Der Bus fuhr mit Vollgas auf die Leuchten und das Flirren zu. Justus hielt die Luft an, gespannt, was jetzt passieren würde.

Noch wenige Meter und sie waren mit einem lauten sirrenden WASAUCHIMMERESWAR durch die beiden Lichter hindurch geschossen. Es fühlte sich an, als wären sie katapultiert worden.

»Allesss in Ordnung?«, klang es von vorne. »Wir haben nur gerade ein Temploctor passiert, ein so genanntes Zeit-Raum-Tor. Keine Angst, wir sind unserem Ziel dadurch ein erhebliches Stück nähergekommen.« Die Stimme des Fahrers klang gar nicht mehr so unfreundlich wie noch bei der Abfahrt. Ein breites Grinsen war im Rückspiegel zu sehen, der vorne etwas schräg vor dem Fenster hing.

»Hast du das gesehen? Das ist ja der helle Wahnsinn. Wie hat der das gemacht?« Justus schaute Pauline entgeistert an. »Ich bin gespannt, was noch alles auf uns zukommt?! Hier ist alles so … na, ... so merkwürdig.«

»Ich bin auf die Lehrer gespannt, was das wohl für Typen sind«, entgegnete Pauline. Sie musste immer wieder darüber nachdenken, was ihre Mutter gesagt hatte. »Meine Mutter hat da was von diesem Herrn Grummaritsch von den sieben Türmen erfahren. Hörte sich echt abgedreht an. Hat deine Mutter dir nichts gesagt?«

»Meine Mutter hat mir nicht viel erzählt. Und was war’s?«

Sie berichtete Justus von den kleinen Anekdoten, die Meister Grummaritsch Frau Ritter bei seinem Besuch erzählt hatte. Er hatte sie damit ein wenig beruhigen wollen, doch das Gegenteil war eingetroffen.

»Da muss es irre Geschichten geben, die über die Lehrer zu hören sind«, fuhr sie fort. »Wird natürlich alles nur hinter vorgehaltener Hand erzählt, wie meine Mutter von Herrn Grummaritsch erfahren hat. Einige müssen absolut meschugge sein. Wenn die Lehrer schon mal im Dorf unterwegs sind, verschwinden Dinge und tauchen an anderer Stelle wieder auf. Die scheinen da immer ein mittleres Chaos zu veranstalten. Und sie selbst verschwinden dann auch einfach so.«

Paulines Wangen glühten, während sie die Geschichte zum Besten gab. Auch Justus wurde es allein vom Zuhören ganz heiß am Kopf.

»Ich bin ja mal gespannt, was da auf uns zukommt«, entgegnete er und ließ pfeifend Luft ab.

Währenddessen brummte der Bus monoton dahin, was sich auf die Schüler beruhigend auswirkte. Viele saßen tief in ihre Sitze gedrückt und hingen ihren Gedanken nach.

Sie waren schon fast eine Stunde unterwegs und die Fahrt führte sie inzwischen durch wunderschöne Landschaften, die zunehmend gebirgiger wurden. An den Hängen sahen sie ausgedehnte, wilde Waldgebiete, die die Phantasien der Jugendlichen anregten. Die ganze Gegend schien recht verwildert und einsam zu sein.

»Das ist ja eine Supergebirgslandschaft.« Voller Bewunderung sah sich Justus die schroffer werdenden Gebirgszüge an. Pauline bestaunte das sich schnell ändernde Bild der Landschaft.

»Das sieht schon toll hier aus«, bestätige sie. »Wo mögen wir nur sein? Und welche bizarren Formen die Berge hier haben. Schau mal, wie tief es da in die Schlucht hinuntergeht.«

Die glatt geteerte Straße war inzwischen in eine holprige Piste übergegangen, was den Bus noch stärker rumpeln ließ.

Die Verblüffung über die eigenartige Route hielt nicht lange an, der Hunger forderte seinen Tribut. Überall war Geraschel von Butterbrotpapier und Schokoladenverpackungen zu hören. Essen und Trinken stand auf dem Programm, denn die Mittagszeit war herangerückt.

Justus hatte sich mit einem reichlichen Vorrat an Süßigkeiten eingedeckt. Man konnte ja nicht wissen, wie lange die Fahrt dauerte und ob es überhaupt Süßigkeiten in der neuen Schule, vor allem Schokolade, zu kaufen gab.

Pauline blickte neidisch auf diese paradiesische Vielfalt, wobei ihr das Wasser im Mund zusammenlief. »Du hast dich ja eingedeckt, als bekämest du wochenlang nichts mehr von dem Zeug zu kaufen.«

»Man kann nie wissen«, meinte Justus mit einem verschmitzten Lächeln. »Ich gehe lieber auf Nummer sicher. Willst du was davon?« Bereitwillig hielt er ihr die Tasche hin. »Probier' einmal diese Schokostangen, hab' ich neu aufgetan. Bin dafür extra in einen Feinkostladen gegangen.«

»Ja, ja, nur vom Feinsten, extra für den Herrn.« Begierig griff sie sich eine von den Stangen und steckte sich die Schokolade in den Mund. Nur hatte sie dabei übersehen, dass auf der Verpackung „mit Chili“ stand.

»Eh, was ist das?«, quäkte sie luftschnappend los und hätte fast das abgebissene Schokostück in die Tasche gespuckt. »Mein ganzer Mund brennt.«

»Das kommt davon, wenn man den Mund zu voll nimmt«, grinste Justus.

»Das musst du gerade sagen«, gab sie ärgerlich zurück. Nach dem ersten Schreck über die Schärfe genoss sie die exotische Kombination von Schokolade und Chili.

Plötzlich kullerten Schokoladenkugeln durch den Gang. Einem der Jungs auf der anderen Seite des Busses war die Tüte mit Süßigkeiten gerissen und nun entlud sich der Inhalt auf den Fußboden.

Justus bückte sich und half schnell alles aufzusammeln, bevor jemand das kostbare Gut zertrampeln konnte.

»Ihr seid sicher schon länger unterwegs«, erkundigte er sich neugierig.

»Kann man wohl sagen, sind schon ein paar Stunden vergangen, seitdem wir eingestiegen sind.«

»Ich bin Justus. Und wie heißt du?«, fragte Justus den Unglücksraben.

»Martin«, dabei zeigte sein Gegenüber ein breites Grinsen. Er rutschte auf seinem Sitz hin und her, als hätte er Flöhe in der Hose. »Mein Bruder Erik«, er wies auf den Jungen, der neben ihm am Fenster saß. Der schien die Ruhe selbst zu sein und schaute mit aufmerksamem Blick zu Justus und Pauline herüber.

»Seid ihr auch gespannt auf die neue Schule?«, fragte Pauline die beiden interessiert.

Erik nickte. »Klar! Aber erst einmal abwarten, was dort alles auf uns zukommt.« Das sagte er so bedächtig, als müsse er jedes Wort erst einmal auf die Goldwaage legen.

Die beiden waren wirklich von ganz unterschiedlichem Naturell. Größer hätte der Unterschied nicht sein können.

»Wir sind ja schon um fünf Uhr aufgestanden. Eine Stunde später saßen wir bereits im Bus. Bis wir dann bei euch ankamen, waren wir vier Stunden unterwegs.« Martin gähnte herzhaft, als müsste er seiner Aussage damit unterstreichen.

Der Bus fuhr nun schon längere Zeit oberhalb einer Schlucht über die mehr als holprige Schotterstraße. Kurve um Kurve, rechts, links, zog sich die Fahrt den Berghang entlang.

Allerlei Bäume und vor allem undurchdringliche Sträucher säumten die Straße. Nach oben, den Berg hinauf, vereinzelten sich die Bäume. Hinunter ins Tal standen sie recht dicht beieinander. Trotzdem gaben sie öfters den Blick in die Schlucht und zur anderen Talseite frei.

»Da, schaut mal. Da vorne gabelt sich das Tal«, deutete Martin in Richtung Windschutzscheibe.

Das Tal hatte sich plötzlich geöffnet und in zwei Täler aufgespalten. Die Fahrt ging hinein in das linke, und mehr und mehr führte die Straße bergab. Ein kleiner, aber umso wilderer Fluss kam unterhalb der Straße zum Vorschein, der sich durch das Tal schlängelte.

Stellenweise gab es kleine Stromschnellen. Von oben sah es recht gefährlich aus. Überhaupt wurde die Umgebung immer wilder und unheimlicher.

Justus erinnerte das Bild an frühere Aufenthalte im Gebirge, als er mit seinen Eltern in den Bergen Ferien gemacht hatte. Das hatte ähnlich ausgesehen.

Das Gebirge zog ihn magisch an, und er war immer schon gerne durch kahles Felsgestein gestiegen, um die dortige Ruhe zu genießen.

Bevor er in seine Erinnerungen abschweifen konnte, holte ihn Pauline zurück in die Gegenwart.

»Hey, Justus!«, stieß sie ihn heftig in die Seite, »nicht ins Reich der Träume abtauchen.«

Sie kannte ihn nun lange genug, um zu wissen, was mit ihm los war, wenn er so verträumt in die Gegend schaute.

»Sieh dir lieber die Straße an, wie schmal das hier wird.«

Die Straße war dem Fluss am Grunde des Tales ein großes Stück nähergekommen. Durch die enger werdenden Berghänge rechts und links wurde es immer düsterer.

»Die Straße macht da vorne echt den Eindruck, als würde sie jeden Moment in den Fluss kippen.« Selbst Martin war ziemlich ruhig geworden, da die Landschaft immer bedrückender wurde.

Das Tal war an manchen Stellen so schmal, dass die Straße durch kurze Tunnel geführt werden musste, die durch die hervortretenden Felsen gesprengt waren. Überall tropfte Wasser von oben durch das Gestein und bildete Pfützen auf der Straße.

»Sieht echt aus, als würde es in die Verbannung gehen«, stellte Justus fest. »Ob wir wohl den Fahrer fragen können, wie weit es noch ist?«

»Ich hoffe nur, dass es bald etwas heller wird. Da kriegt man ja einen richtigen Koller.« Pauline schaute mit düsterem Blick aus dem Fenster.

Im Bus war Stille eingekehrt. Den anderen Schülern war nicht besser zumute.

»Zwei Kilometer noch«, schnarrte es von vorne, vom Fahrersitz.

Mit einem Mal öffnete sich das Tal und gab unvermittelt den Blick in einen weiten, von Bergen umgebenen Talkessel frei.

Die Straße folgte dem Fluss entlang der Hügelhänge auf der linken Seite des Tales. Nach kurzer Strecke mühte sich der Bus über eine äußerst holprige Straßenabzweigung. «Drachenwinkel« war auf einem halb verwitterten Hinweisschild zu lesen, das nach rechts deutete, wo die Straße über eine Brücke auf ein Dorf zuführte. Die Häuser, die meisten von ihnen Fachwerkhäuser, machten einen verfallenen Eindruck. Alle sahen auf den ersten Blick schief und schräg aus. Es schien, als hätte der Zahn der Zeit sich schon heftig an ihnen zu schaffen gemacht.

In der Ebene wechselten sich immer wieder Wälder und Felder ab. Und plötzlich...

»Da sieh mal!« Justus rüttelte Pauline heftig an der Schulter und zeigte aufgeregt aus dem Fenster. Ein mächtiges Bauwerk kam auf der rechten Seite hinter einem Waldrand zum Vorschein.

»Meeensch, ich werd’ verrückt«, entfuhr es Martin. Er starrte mit großen Augen auf eine riesige Burg und bekam vor lauter Staunen den Mund nicht zu.

»Ob das unsere neue Schule ist?« Alles hatten sie erwartet, aber nicht einen solchen Palast.

»Ist ja irre!«, Justus war fasziniert. »Da brauchst du bestimmt Jahre, um alle Winkel zu erkunden.«

Majestätisch hob das Bauwerk sich gegen den Himmel ab. Man konnte den Eindruck gewinnen, als sei die Burg ein gewaltiges Raumschiff, das da im Talkessel gelandet war. Unzählige Erker, Türme, große und kleine, waren zu sehen. In der Mitte erhob sich eine mächtige gläserne Kuppel, die alles zu überragen schien. Ihr bläulicher Schimmer grenzte sich eigentümlich von dem beige-grauen Gemäuer der Burg ab.

Die Burg schien keinerlei Ecken zu haben. Jedenfalls waren keine zu entdecken; alles war rund gebaut. Justus konnte eine dicke Mauer aus grauen quaderförmigen Steinen wahrnehmen, die das gesamte Gebäude umgab. Aber viel aufregender waren die unglaublich großen Vögel, die das festungsartige Gebäude umkreisten.

»Sieh dir diese Vögel an!« Justus stupste Pauline in die Seite und zeigte aufgeregt in den Himmel. »Die müssen riesig sein. Ob das Adler sind?«

»Vielleicht ist ja ein Gehege mit Greifvögeln in der Nähe. Wir haben uns einmal eine Flugschau mit verschiedensten Greifvögeln angesehen«, erinnerte sich Pauline.

Doch Vögel von dieser Größe? Während die meisten nur zu kreisen schienen, sausten einige von ihnen auf die Burg nieder, andere wiederum entfernten sich in raschem Tempo. Das alles war äußerst merkwürdig.

»Sieht mir gar nicht nach Vögeln aus«, meldete sich Erik zu Wort. »Sie fliegen so ganz anders.«

Dass er mit seiner Vermutung richtig lag, sollte sich bald herausstellen.

Die Straße überquerte nun den Fluss, der sich zu einem Bach verengt hatte, und bog auf die Burg zu, um dort offensichtlich zu enden. Das Tal erweckte den Eindruck, dass es hinter der Burg nicht mehr weiterging. Die Berge schienen sich jenseits der Burg zu treffen und den großen Talkessel abzuschließen.

Der Bus dröhnte noch einmal laut auf, als wollte er Anlauf nehmen, um über eine steinerne Brücke zu kommen. Sie führte durch einen alten Torbogen aus dicken Steinquadern, der von einer Umfassungsmauer flankiert wurde. Hinter dem Bogen ging es noch ein Stück auf einem breiten Fahrweg weiter, an dessen Rändern alte Bäumen standen. Zwischen den Bäumen befanden sich vielfarbig blühende Büsche. Ihre Blüten verströmten einen wunderbar süßlichen Duft, der durch die offenen Fenster des Busses ins Innere drang und die Sinne betörte.

Der Bus rumpelte über den gepflasterten Weg und erreichte einen weiten Innenhof.

»Sieh dir nur diese tausend Busse an«, stieß Justus interessiert hervor und drückte Pauline unsanft gegen das Fenster.

»Hey, pass’ doch auf!«, fauchte sie zurück. Sie rieb sich die Schläfe, mit der sie gegen das Fenster gestoßen war. Stirnrunzelnd blickte sie auf das riesige Heer der Schüler, das aus den Bussen hervorquoll und sich wie ein Haufen Ameisen verhielt. »Ich mache mir mehr Gedanken über das Chaos, das auf dem Hof herrscht.«

Über dem höllischen Durcheinander ragte die Burg gleich einer riesigen Trutzfeste in den Abendhimmel.

Justus Peyrikus

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