Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 7 - Martina Meier - Страница 13
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Tigerles süße Weihnachten
Ja, sie war wieder da. Der kleine Kater Tigerle war sich ganz sicher. Alle Zeichen standen dafür. Zum einen war da das Heer an Engelsfiguren, das über Nacht das ganze Haus eingenommen hatte. Sämtliche Fensterbretter und Kommoden belagerte es nun. Selbst der geschickteste Kater der Welt hätte wohl seine Schwierigkeiten damit, sich elegant im Slalom um die Figürchen herum zu winden und dabei keines mit seinem Schwanz hinunter zu fegen. Und sich als den geschicktesten Kater der Welt zu bezeichnen, das wollte sich Tigerle nun wirklich nicht anmaßen! Dafür kannte er sich selbst zu gut.
Zum anderen waren da noch die unzähligen Kerzen im ganzen Wohnzimmer. Tigerle war der Meinung, dass das Licht der elektrischen Deckenlampe doch wohl eigentlich reichen müsste, um seinen Menschen genug Helligkeit zu schenken. Auch wenn sie keine so hervorragenden Katzenaugen besaßen, wie er sie hatte. Aber das sahen die Menschen anscheinend anders. Und so machten sie ihm das Leben schwer, indem sie ihm solch lustig flackernde und tanzende Flämmchen vor die Nase stellten. Da mochte Tigerle doch sehen, ob nicht auch ein anderer, vielleicht klügerer Kater neugierig wurde und seine Nase etwas näher an das mysteriöse Flackerlicht heranführte! Huch! Bruzzel, bruzzel – Tigerle hoffte inständig, dass Schnurrbarthaare auch wieder nachwachsen!
Aber nicht nur die Engelsscharen und das Kerzenmeer deuteten darauf hin, dass sie wieder da war. Auch der himmlische Duft, der aus der Küche bis an Tigerles Körbchen heranzog und ihm in seine empfindliche Stupsnase stieg. Mmmh! Da durften ihm die Menschen nun wirklich nicht böse sein, wenn er in einem unbeobachteten Moment in die Vorratskammer schlüpfte, wo die süßen Leckereien aufbewahrt wurden. Mit einem kraftvollen, gezielten Tatzenhieb schubste er die Dose über die Regalkante. – Dong! Der Deckel der Blechdose sprang auf und schon konnte die Schlemmerei beginnen! Und dass das laute Scheppern Frauchen angelockt hatte, war für Tigerle auch kein Problem! Er legte ganz einfach den Kopf schief und blickte ihr tiiief in die Augen. „Ich habe ein wirklich, wirklich schlechtes Gewissen wegen dieses unglücklichen Missgeschicks“, hieß das in Tigerles Sprache. Da blieb Frauchen gar nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln, Tigerle unterm Kinn zu kraulen und sich mit einem Seufzen daran zu machen, die Kekskrümel vom Boden aufzulesen. Tigerle war ihr bei der Beseitigung der Brösel und des Zuckerstaubs natürlich gerne behilflich. Schleck, schleck! Gern geschehen, Frauchen, keine Ursache!
Ja, ja, man musste kein Wahrsager sein, um zu wissen, was in ein paar Tagen bevorstand. Tigerle genügten die Zeichen, die er rund um sich wahrnahm. Doch das untrüglichste aller Zeichen war wohl:
Der BAUM! Groß, grün und wohlriechend! Ein Stück Natur, Freiheit, Wildheit – mitten im Wohnzimmer!
Der BAUM, der Tigerle mit allerlei glänzenden Fäden lockte, die von seinen Ästen herabhingen. Beim leichtesten Luftzug begannen sie zu tanzen! Wie schön!
Der BAUM, der große, glänzende Kugeln trug, in denen sich der Kerzenschein spiegelte. Und wenn man sie mit der Pfote ganz leicht anstupste, begannen sie, lustig auf und ab zu hüpfen! Wie lustig! Gleich noch mal! Klirr – ups! Naja, es gab ja noch viele andere von den schönen Kugeln!
Und dann war es schließlich so weit: Das Haus war voller Menschen. Beim Essen fiel das ein oder andere Stück Fisch für Tigerle ab. Danach wurden Tigerles Lieblingsschlafplätze, die Frauchen allesamt am Nachmittag noch von seinen Haaren befreit hatte, von den Menschen belagert: die Couch, der Sitzhocker, der Schaukelstuhl. Doch das machte Tigerle nichts. Zielsicher steuerte er auf den Schoß von Frauchen zu, drehte sich dreimal im Kreis und rollte sich schließlich gemütlich darin zusammen. Die Menschen hoben zum Gesang an, der Opa brummte tief, die Tante flötete hoch, alle anderen lagen irgendwo dazwischen. Warum die Menschen das Lied „Stille Nacht“ nannten, verstand Tigerle zwar nicht – von still konnte bei dem Katzenjammer nämlich gar keine Rede sein –, doch das machte ihm nichts. Er wusste nämlich, nun dauerte es nicht mehr lang. Das Fest steuerte auf den Höhepunkt zu! Der wundervollste, zauberhafteste und am heißesten ersehnte Moment des ganzen Jahres stand kurz bevor! Es mussten vorher nur noch schnell die Geschenke ausgepackt werden (Tigerle war den Menschen dabei gerne mit seinen Krallen behilflich).
Und DANN – ja DANN – war es endlich so weit: Die Torte wurde serviert! Und auf einem kleinen Glasteller, ganz für Tigerle allein: Ein riiiesiger Berg Schlagsahne! Seine Augen wurden groß, als er die schneeweiße Leckerei sah, die sich vor ihm auftürmte, und das Wasser rann ihm in seinem Schnäuzchen zusammen. Hatte ihn seine Vorahnung also tatsächlich nicht getrogen, sie war wieder da: die SCHLAGSAHNEZEIT!!!
Barbara Sokolowsky wurde 1981 in Linz (Oberösterreich) geboren. Heute lebt sie mit ihrem Partner und ihren zwei Katzen in Gmunden am Traunsee und arbeitet als Lehrerin in einer Integrationsklasse. Bereits als Kind schrieb sie in ihrer Freizeit gerne Geschichten. Vor einigen Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Schreiben wieder und widmet sich seitdem gerne diesem Hobby.