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Kathi und die Königin

„Hast du für mich auch einen solchen Hut?“, fragte Kathi ihren Opa. Heute durfte sie ihm bei der Honigernte helfen.

„Ja, da, und steck den Saum des Schleiers unter deinem Jackenkragen fest.“

Kathi setzte den Strohhut mit der breiten Krempe auf und Opa überprüfte, ob zwischen dem Bienenschleier und dem Jackenausschnitt auch keine Lücke klaffte. Dann nahm er etwas zur Hand, das aussah wie eine Blechdose mit einem schrägen Ausblasrohr. Er tat eine Handvoll Hobelspäne hinein und zündete sie an. Bald quoll Rauch aus dem Rohr des Miniöfchens.

„Wozu ist der Rauch gut?“, fragte Kathi.

„Die Bienen glauben, ihre Wohnung brennt, geben Feueralarm und bereiten die Flucht vor. Als Wegzehrung saugen sie sich schnell mit Honig voll. Damit sind sie so beschäftigt, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, uns zu stechen. Das Ding da heißt übrigens Smoker.“ Opa betätigte den kleinen Blasebalg der Rauchdose und qualmte ein wenig in die Einfluglöcher seiner Bienenstöcke hinein. „So, wenn ich jetzt den ersten Stock aufmache, kannst du räuchern“, sagte Opa und reichte Kathi den Smoker. Die probierte den Blasebalg gleich einmal aus. Pft, pft, pft, das machte Spaß!

Opa hatte den Deckel der ersten Bienenbehausung abgenommen. Magazinbeute nannte man das, erklärte Opa, sie bestand aus gefalzten Holzzargen, die aussahen wie Holzkisten ohne Boden und Decke. Man konnte sie aufeinanderstapeln und ineinanderklinken. Drei Stockwerke hatten Opas Bienenbeuten. In jede dieser Zargen waren zehn Honigwaben eingehängt. Das waren rechteckige Holzdinger, die aussahen wie Bilderrahmen, und in diese Rahmen hatten die Bienen ihre Wachswaben gebaut und mit Honig befüllt. An der Oberseite stand der Holzrahmen beidseitig ein Stück vor, damit man ihn in die Zarge einhängen konnte. Opa hob Wabe um Wabe aus der Zarge und schüttelte die Bienen, die auf ihnen herumkrabbelten, ab, zurück in ihren Stock. Die hartnäckigen, die sich nicht abschütteln ließen, kehrte er mit einem schmalen Handbesen von den Waben ab. Die sauberen Waben verstecke er eilig vor den Bienen in einer verschließbaren Transportkiste.

Kathi drückte eifrig den Blasebalg und ließ Rauchwölkchen um Rauchwölkchen aufsteigen. „Gut machst du das“, lobte sie Opa.

„Wo ist eigentlich die Königin?“, fragte Kathi.

„Im Brutnest, das ist meistens in der untersten Zarge, also im Erdgeschoss des Bienenstocks, den Honig lagern die Bienen darüber. Schauen wir einmal, ob wir sie finden.“ Und wirklich, auf einer Wabe in der Mitte des Brutnests entdeckte Opa die Königin. Sie war deutlich größer als ihre Arbeiterinnen und trug ein gelbes Plättchen auf dem Rücken. „Heuer ist die Jahresfarbe Gelb. An der Farbe erkennt man, wie alt die Königin ist. Die da ist in diesem Jahr geschlüpft, deswegen habe ich ihr ein gelbes Plättchen aufgeklebt.“ Neugierig musterte Kathi durch ihren Bienenschleier hindurch die Bienenkönigin. „Herrscherin und Mutter von rund vierzigtausend Bienen. Nur die Königin kann Eier legen, die anderen Bienen tun die Arbeit. Lauter Damen übrigens. Die Männchen heißen Drohnen und sind nur für die Fortpflanzung da, als lebender Genpool sozusagen. Im Herbst werden sie aus dem Stock geworfen, denn im Winter wären sie nur unnütze Fresser.“

„Ja, das hat uns die Frau Lehrerin in der Schule auch schon erzählt. Aber eine lebendige Bienenkönigin hat noch niemand aus meiner Klasse gesehen,“ meine Kathi voller Stolz.

„So, fertig!“ Opa schloss die Bienenbeute und karrte mit Kathi die Wabenkiste ins Haus. Jetzt konnte es losgehen mit dem Schleudern und Honigschlecken!

Franziska Bauer, geboren 1951 in Güssing, wohnhaft in Großhöflein (Nähe Wien), Gymnasiallehrerin im Ruhestand, Tochter und Ehemann, literarisch tätig, schreibt Lyrik, Essays und Kurzgeschichten, veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien, Mitglied der Schreibinitiative beim Literaturhaus Mattersburg.

Das Lachen des Schmetterlings

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