Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 44

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Das Christkind hat kein Telefon

Luca stapfte in die Küche. Die überlangen Beine seiner Schlafanzughose verdeckten seine Füße, in der rechten Hand hielt er Doktor Hugo, seinen Waschbären, der mit seinen weißen Tatzen den Boden ungewollter Weise spüren musste. „Mama, wann kommt denn das Christkind wieder? Es war schon so lange nicht mehr da!“ Luca zupfte seine Mutter am Rock.

Mama sah ihn an, lächelte und schob ihn vorsichtig zum Tisch, auf dem ihm schon eine Tasse dampfende heiße Schokolade erwartete. Sie strich ihm über die kurzen schwarzen Haare und sagte: „Weißt du, Luca, das Christkind kommt erst im Dezember wieder. Jetzt ist es August. Du wirst dich noch ein bisschen gedulden müssen.“

„Ich mag mich nicht gedulden!“, sagte Luca trotzig, verschränkte seine Arme und fragte, wie viel Zeit zwischen August und Dezember vergehe.

„Dazwischen liegen September, Oktober und November“, antwortete Mama, während sie sich frischen Kaffee eingoss.

„Aber das dauert doch noch ewig! Kannst du es nicht anrufen und fragen, ob es ausnahmsweise nicht früher kommen kann?“ Mama aber meinte, das Christkind hätte keine Telefonnummer. Luca saß vor seiner Tasse und dachte nach. Er war sich sicher, es gäbe einen Weg. „Oh, jetzt weiß ich es! Es hat aber bestimmt eine Handynummer! Jeder hat doch ein Handy! Oh bitte, Mama, ruf das Christkind an!“, bettelte Luca.

„Aber Luca, was meinst du, was das Christkind sagen wird? Es muss für Weihnachten so viel arbeiten. Es braucht auch mal eine Pause. Stell dir vor, Papa würde ununterbrochen arbeiten und würde nie nach Hause kommen. Da wärst du sicher traurig!“, erklärte Mama.

„Das stimmt!“, bestätigte Luca und grübelte weiter.

Seine blauen Augen füllten sich mit Tränen, denn er fand keine Lösung für sein Problem. Was sollte er nur tun? Er hätte doch so gerne jetzt schon Weihnachten! Warum gibt es Weihnachten nur einmal im Jahr? Er schob seine Tasse von sich weg. „Du, Mama, dann wird es nichts werden mit Weihnachten im August?“

„Ich fürchte nein, mein Schatz!“ Mama stand auf, nahm seine Tasse und setzte eine neue heiße Schokolade auf. Sie überlegte, wie sie Luca eine Freude machen könnte. „Luca, sollen wir heute zum See fahren? Wir könnten Tobi mitnehmen?“

Doch Luca schüttelte nur den Kopf.

„Und danach gönnen wir uns noch ein Eis!“

„Ich mag kein Eis! Und keinen See! Ich will Schnee und einen Weihnachtsbaum!“ Luca stand auf und ging aus der Küche. Mama war ratlos. Was konnte sie nur tun? Sie konnte es nicht ertragen, Luca so leiden zu sehen!

Es war unerhört still im Haus. Luca war ein aufgewecktes Kind und in der Regel nicht zu überhören. Das machte Mama nervös. Sie rief nach ihm, doch Luca antwortete nicht. Sie suchte ihn in seinem Zimmer, im Bad, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer. Kein Luca war da. Sie blickte in den Garten. Da war er auch nicht. Auf dem Dachboden konnte er nicht sein, denn die Tür befand sich an der Decke. Mit einem Stab konnte man diese Türe öffnen und die Leiter hinunter ziehen. Dafür war Luca aber zu klein und zu schwach. War Luca denn in den Keller gegangen? Nein, niemals! Luca hatte Angst vor dem Keller.

Ein wenig später aber fand sie den kleinen Luca in einem der Kellerzimmer, umgeben von Christbaumkugeln, die er am Boden verteilte, Lametta hing von seinen Schultern und Doktor Hugo durfte den Weihnachtsengel halten. Luca war gerade dabei, etwas in Geschenkpapier zu wickeln.

„Schau mal, Mama, heute ist doch schon Weihnachten. Das Christkind hat die Kugeln und die Verpackung vergessen! Bei so viel Arbeit würde mir das auch passieren!“

„Was packst du denn da ein?“, wollte Mama wissen.

„Oh, das ist für dich, aber du darfst es erst heute Abend aufmachen!“

„Luca, was hältst du davon, wenn wir in die Küche gehen und Plätzchen backen? Danach können wir die Weihnachtsdeko auf dem Tisch verteilen und Weihnachtslieder singen.“ Luca sprang mit einem Satz hoch, hätte dabei beinahe noch Mamas Lieblingskugeln zertreten und fiel ihr um den Hals. „Auja, auja, auja!“, jubelte Luca. „Du bist die liebste Mama auf der Welt!“ Luca küsste sie auf die Wangen und den Mund und vergrub sich in ihrer dunklen Lockenpracht.

„Aber lass uns auf die Terrasse gehen! Das Wetter heute ist so schön!“, schlug Mama vor und Luca war sofort einverstanden.

Den ganzen Nachmittag über kneteten sie auf der Terrasse den Teig, stachen die Plätzchen aus. Mama schob die Bleche in den Ofen, holte sie später wieder heraus, damit sie und Luca die frischen Plätzchen mit Zitronenglasur oder Schokolade bestreichen konnten. Luca liebte die Plätzchen mit Marmeladenfüllung. Er nahm einen Mond und einen Stern und klebte die beiden vorsichtig zusammen und puderte sie mit Zucker, bis nur noch eine weiße Form zu sehen war.

„Luca, du musst doch immer die gleichen Formen nehmen!“, lachte Mama.

„Aber Oma Ilse mag Monde so gerne und Opa Erich Sterne. Dann haben sie beide was davon“, erklärte Luca stolz.

Sie hörten Weihnachtsmusik und sangen ihre Lieblingslieder, sehr zum Erstaunen der Nachbarn. Sie durften alle von den leckeren Plätzchen kosten.

Am späten Nachmittag sprang Luca auf, rannte in den Keller, so schnell ihn seine kleinen Füße tragen konnten, und kam mit einem Päckchen zurück. „Fröhliche Sommerweihnachten, Mama!“ Luca küsste sie auf die Wange. Mama bedankte sich, packte vorsichtig das Geschenk aus und freute sich über die Stiefel, die ihr Papa letztes Jahr Weihnachten geschenkt hatte. „Schau, Mama, jetzt konntest du dich gleich zweimal über diese Schuhe freuen“, meinte Luca schlau.

„Luca, sollen wir versuchen, dem Christkind einen Brief zu schreiben?“ Luca fand diese Idee großartig. Luca diktierte und Mama schrieb die Zeilen nieder:

Liebes Christkind,

heute haben meine Mama und ich Weihnachten gefeiert. Ich weiß, es ist erst August, aber ich halte es kaum noch aus, bis du endlich wieder kommst! Gott sei Dank hast du die Christbaumkugeln und das Geschenkpapier letztes Jahr vergessen. So konnten wir unsere Sommerweihnacht genießen. Wir haben Plätzchen gebacken und Lieder gesungen. Das war sehr schön. Nur leider konntest du nicht hier sein. Ich bat Mama, dich anzurufen, aber sie sagte, du hättest das ganze Jahr über Stress, und bräuchtest deine Erholung. Und deswegen hab ich eine Idee: Ich schick dir schon vorab meine Wunschliste. So hast du weniger Arbeit an Weihnachten. Außerdem sind die Spielsachen auch nicht so überteuert. Papa sagt immer, an Weihnachten kostet alles immer mehr als sonst. Viele Grüße

Dein Luca

Jacqueline Ebhard, 1979 in Trostberg geboren, lebt heute in München.

Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1

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