Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 51

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Der Weihnachtsabend

Nach langem Warten ist der Heilige Abend endlich da. Am Vormittag wird der Tannenbaum geschmückt und alle laufen durcheinander, um noch hier und dort das ein oder andere zu erledigen. Am Nachmittag stehen auch schon die Gäste vor der Tür: Oma, Opa, Onkel und Tante. Wenn dann der Letzte schließlich eingetroffen ist, wird Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Natürlich dürfen die leckeren, selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen auf gar keinen Fall fehlen. Sobald es dunkel ist, müssen alle das Wohnzimmer verlassen. Denn nun kommt der Weihnachtsmann mit seinen Gehilfen, um die Geschenke unter den Baum zu legen.

In diesem Jahr jedoch soll alles etwas anders werden. Ich habe mir fest vorgenommen, mir den Weihnachtsmann einmal ganz aus der Nähe anzusehen, denn ich möchte wissen, ob er wirklich so aussieht, wie auf den Bildern in meinen Büchern. Bei der großen Verwandtschaft kann es schon mal passieren, dass ein kleines Mädchen von gerade mal zehn Jahren einfach untertaucht. So verstecke ich mich im Weihnachtszimmer hinter einem großen Sessel und lege mich auf die Lauer.

Kaum ist die Tür zu, wird es ganz still im Raum, aber nicht wirklich dunkel, denn die Kerzen am Weihnachtsbaum sind hell erleuchtet. Wie gebannt schaue ich mich im Zimmer um. Eine ganze Weile passiert gar nichts. Plötzlich höre ich ein leises Glöckchenklingeln. Woher kommt das? Da! Vor dem Fenster! Ist das tatsächlich ein Rentierschlitten oder nur eine Sternschnuppe? Es müsste schon eine ziemlich große Sternschnuppe sein, die da so hell leuchtet. Aber nein, es kommt näher und hält vor dem Fenster an. Ich traue meinen Augen kaum, denn es ist tatsächlich der Weihnachtsmann. Er öffnet das Fenster und steigt, zusammen mit ein paar Helferlein, hindurch. Jetzt nur keinen Laut von mir geben, denke ich bei mir, sonst ist alles verloren.

Der Weihnachtsmann hat viele Geschenke dabei, die er alle fein säuberlich unter dem Weihnachtsbaum drapiert. Die kleinen Wichtel helfen ihm dabei. Ich krieche ein wenig hinter meinem Versteck hervor, um besser sehen zu können. Doch auf einmal kitzelt es mich in der Nase und ich muss niesen.

„Hatschiiieee!“, entfleucht es mir und ich halte mir schnell den Mund zu. Sofort hören der Weihnachtsmann und die Wichtel auf, die Geschenke unter dem Baum zu legen. Viele Augenpaare durchsuchen den Raum mit ihren Blicken. Rasch ziehe ich mich wieder weiter hinter dem Sessel zurück.

Zu spät! Der Weihnachtsmann hat mich bereits gesehen. „He, du da, hinter dem Sessel. Komm doch bitte einmal hervor. Wie heißt du denn?“

Mit hochrotem gesenktem Kopf stehe ich auf und gehe einen Schritt auf den Weihnachtsmann zu. „Ich bin Christina Berger.“ Vorsichtig blinzle ich in Richtung Weihnachtsmann. Er sieht überhaupt nicht verärgert aus.

„Und was machst du hier? Solltest du nicht, wie alle anderen, das Zimmer verlassen haben?“, fragt er mich weiter. Ich nicke kaum merklich und bringe stockend hervor: „Ja … das sollte ich wohl … Aber … ich … ich wollte dich sehen, Weihnachtsmann. Sehen, wer du wirklich bist. Ob es dich wahrhaftig gibt und ob du genauso aussiehst wie in diesem Buch.“ Ich halte ihm mein dickes Weihnachtsbuch vor die Nase. Der Weihnachtsmann nimmt das Buch zur Hand und schaut hinein.

Auf einmal lacht er und zeigt einem Wichtel das Buch. „Schau mal hier, Wicky, das bist du“, spricht er und der Wichtel betrachtet das Bild näher. Mit piepsender Stimme sagt er: „Oh ja, stimmt. Das war vor fünf Jahren.“

Meine Augen werden groß. „Soll das heißen, dass all diese Geschichten wirklich passiert sind?“ Nun sieht der Weihnachtsmann mich wieder an.

„Aber natürlich sind sie das. Meinst du im Ernst, irgendjemand könnte sich so etwas ausdenken?“ Ich zucke nur mit den Schultern, denn bisher bin ich immer genau davon ausgegangen. Er gibt mir das Buch wieder und ich presse es fest an meinen Leib. Als wenn ich mich dadurch vor allem Ärger, der kommen mag, schützen könnte.

Der Weihnachtsmann geht in die Hocke, sodass wir beide nun auf gleiche Augenhöhe sind. „Du wolltest mich also einmal sehen, ja?“

Ich nicke abermals und beiße mir verlegen auf meine Unterlippe.

„Und? Entspreche ich deinen Erwartungen?“ Er steht auf und dreht sich einmal um die eigene Achse.

Ich muss kichern, als ich antworte: „Oh ja, Weihnachtsmann, ganz gewiss.“

Der Weihnachtsmann schmunzelt und greift in seine Manteltasche. Daraus hervor holt er einen Schokoladen-Weihnachtsmann. „Hier, meine Kleine, das bekommst du von mir, weil du so mutig warst.“ Ich nehme es dankbar entgegen und meine Augen strahlen.

Da zupft Wicky am Mantel des Weihnachtsmannes und wispert: „Weihnachtsmann, wir müssen nun aber wirklich weiter. Die anderen Kinder warten schon.“ Der Angesprochene kramt eine goldene Taschenuhr hervor und überprüft die Uhrzeit.

„Sehr richtig, es ist schon spät. Aber sag, Christina, möchtest du vielleicht eine Runde mit dem Rentierschlitten fahren? Keine Angst, ich bringe dich rechtzeitig zurück, sodass deine Eltern nichts merken.“ Fast hätte ich laut aufgeschrien vor Freude, doch ich kann mich noch rechtzeitig beherrschen.

„Ja, das würde ich sehr gerne.“ Die Wichtel sitzen bereits wieder im Schlitten und der Weihnachtsmann hebt mich durch das Fenster, ehe er selbst hindurchkommt und auf dem Kutschbock seinen Platz einnimmt.

Nur wenig später setzt sich der Schlitten in Bewegung und die Glöckchen fangen wieder an zu klingeln. Als der Weihnachtsmann die Rentiere nach einer Weile zügelt und vor einem weiteren Fenster anhält, sagt er zu mir: „So, Christina, du bleibst hier, hörst du? Ich kann dich nicht einfach in fremde Weihnachtszimmer mitnehmen. Das gehört sich nicht, weißt du?“ Ich nicke nur strahlend. Durch das Fenster kann ich den Weihnachtsmann und die Wichtel dennoch gut beobachten.

Später, als der Weihnachtsmann mich wieder nach Hause gebracht hat und ich mit meinen Verwandten zusammensitze, will ich meiner Familie von meinem kleinen Abenteuer berichten. Doch keiner hört mir wirklich zu. Alle sind sie mit ihren neuen Geschenken beschäftigt. Ich gehe zu meiner Mutter und erzähle ihr: „Mama, ich bin mit dem Weihnachtsmann in seinem Rentierschlitten durch die Luft geflogen. Ehrlich, das war ganz große Klasse.“

Meine Mutter sieht mich an, hebt die Augenbrauen und meint: „Chrissie, hör auf, irgendwelche Geschichten zu erfinden.“

Ich bin sauer, denn keiner nimmt mich wirklich ernst. So setze ich mich in eine Ecke des Zimmers. Meine Geschenke lasse ich links liegen. Sie interessieren mich nicht mehr. Auf einmal fliegt der Schlitten des Weihnachtsmannes noch einmal am Fenster vorbei. Niemand bemerkt ihn. Ich renne hin, öffne das Fenster und winke ihm. Er winkt zurück, während der Schlitten immer kleiner und kleiner wird.

Nun bin ich wieder glücklich, denn ich weiß ganz genau, dass es wahr ist, und widme mich endlich meinen Geschenken. Mit meinen Cousinen spiele ich noch ein paar Spiele und unser Opa liest uns Weihnachtsmärchen vor.

Als es schon sehr spät wird, gehen unsere Gäste nach und nach. Nachdem der letzte gegangen ist, muss ich ins Bett. Wieder einmal ist ein Weihnachtsabend Vergangenheit. Aber ich bin mir sicher, dass dieser der beste Weihnachtsabend meines Lebens sein wird und ich ihn niemals wieder vergessen werde.

Bettina Huchler wurde am 08.01.1981 in Berlin geboren und schreibt schon seit über zehn Jahren Geschichten und Gedichte. Schreiben ist neben Lesen und Computer ihr größtes Hobby. Sie hat bisher drei ihrer Werke veröffentlichen können. Dies ist die vierte Veröffentlichung.

Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1

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