Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 43

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Hallo Julia!

Verzaubert war der Gute, weil er sie gesehen hatte. Die schönste Frau auf Erden! Er sah, wie sie in roter Mütze und weißem Pelz auf Schlittschuhen über den zugefrorenen Winterteich glitt. Wie ein Weihnachtsengel, dachte er. Und zu all seinem Glück hatte sie auch noch rote Bäckchen. Eine Tatsache, die ihn singen ließ. So schwebte der Weihnachtsmann in diesen Tagen auf einer rosaroten Wolke dahin und dachte von nun an nur noch an seine Weihnachtsbraut. Abends, wenn er aufwachte und seinen Elch sattelte, auf dem er um die Häuser ritt, um die Wunschzettel der Menschen einzusammeln, waren seine Gedanken bei ihr, bei ihrem Tanz auf dem Eis. Und bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot, galoppierte er an dem zugefrorenen See vorbei, um zu sehen, ob sie wieder tanzte.

Auf seinem Gesicht spielte jetzt ununterbrochen ein Lächeln. Doch unser verliebter Weihnachtsmann war in diesem Jahr so ganz und gar nicht bei der Sache. So konnte es durchaus vorkommen, dass er statt des Wunschzettels einen Blumentopf mit Alpenveilchen in seine Tasche steckte, sehr zur Verärgerung Frau Roswithas, die allerdings glaubte, der Alpenveilchendieb wäre der quirlige Raul aus dem Nachbarhaus.

Der Weihnachtsmann summte nur noch vor sich hin. Es war ihm auch wurstegal, ob die Kinder in diesem Jahr brav oder raubesig waren. Jeder so wie es ihm gefällt, dachte er – und mir gefällt die Weihnachtsbraut.

Als nun der Weihnachtstag näher kam, sah er sie wieder auf dem zugefrorenen See. Er winkte ihr heftig zu. Sie lachte und drehte eine dreifache Pirouette. Dabei wurde ihm so schwindelig, dass er beinahe vom Elch fiel. Ihre Backen wurden noch röter. Da rief der Weihnachtsmann laut:

„Hallo Julia!“ In ihm kam ein so warmes Gefühl auf, dass seine Ohren zu glühen begannen. Dann ritt er eilig davon, denn er fürchtete bei so viel Hitze könnte das Eis auf dem See schmelzen.

Jede Minute dachte er an sie.

Auch an dem großen Tag, den die Menschen so sehr lieben, weil sich da manch heimlicher Wunsch für sie erfüllt.

Der Weihnachtsmann aber hatte nur noch seinen eigenen Wunsch im Kopf, nämlich die Weihnachtsbraut zu küssen und sie zu seiner Weihnachtsfrau zu machen.

Und wie er sich überlegte, wie er das wohl anstellen sollte, sie zu bitten, für immer bei ihm zu bleiben, verteilte er die Geschenkpakete unter die Christbäume der Menschen.

Das wurde ein Heiliger Abend, den niemand je vergessen sollte!

Oma Theobein packte ein Handy aus, welches sie aber als eine Fernbedienung für ihren Fernseher erkannte. Und sie fluchte, weil das Ding trotz der großen Verpackung und des ganzen Schnickschnacks drum herum nicht funktionierte.

Roswitha Nollenkampf bekam einen Rasenmäher, obwohl sie gar keinen Garten hatte.

Otto Finkbein bekam zehn Knäuel Wolle, und weil er glaubte, das wäre nur eine weitere Verpackung seines Geschenks, wickelte er alles ab, bis er schließlich selber aussah wie ein riesiges Wollknäuel.

Thea Leopold packte einen Terminplaner aus feinem Rindsleder aus und schrie empört: „Puh ha!“ Sie hatte sich eigentlich einen Schminkkoffer gewünscht. Der wiederum lag beim Oberstudienrat aus der Flachalmschule unterm Baum.

Der quirlige Raul weinte Krokodilstränen. In seinem Päckchen waren selbst gestrickte Socken. Allerdings so groß, dass er in einen einzelnen Strumpf gleich beide Füße bis zum Knie stecken konnte. Aber warme Füße konnten ihn nicht trösten. Er hatte auf ein Einrad gehofft. Das Einrad aber landete beim Bauer Hörnbach, der noch lange in dem Karton nach einem zweiten Rad suchte.

Und unser guter Weihnachtsmann? Der ritt mit leerem Sack zum See. Die Eisdecke glitzerte im Mondlicht. Die Sterne schienen vom Himmel zu fallen, als er sie sah, wie sie lautlos über das Eis glitt. Erst schaute er ihr eine Weile zu. Die Wärme stieg in ihm auf, bis selbst seine Hände glühten. Dann sammelte er all seinen Weihnachtsmännermut zusammen und rief wieder laut: „Hallo Julia!“ in die Zaubernacht hinein. Sie lachte ihn an und ihre Augen funkelten mit den Sternen um die Wette. „In dem Paket dort, das da am Baum hängt, ist ein Geschenk für dich!“, rief ihm die Schöne zu.

Dem Weihnachtsmann schlug das Herz bis zum Hals, nein bis zur Nasenspitze und bis in die Ohrläppchen hinein. Er öffnete das Paket und holte ... ein paar rote Schlittschuhe heraus.

Da fiel ein Stern vom Himmel, der war so hell, dass die Leute für einen Moment dachten, es wäre helllichter Tag. Sie rannten auf die Straße, um zu sehen, woher das helle Licht kam. Bauer Hörnbach zog das Einrad hinter sich her. Oma Theobein fiel schier die kaputte Fernbedienung aus der Hand, als der Riesenwollknäuel an ihr vorbei rollte. Der quirlige Raul hüpfte in einem viel zu großen Wollstrumpf aus dem Haus und stolperte dabei über Frau Roswitha, die bisher vergeblich versucht hatte, den Rasenmäher zu starten.

Auch der Oberstudienrat erschien, wenn auch etwas verändert. Er hatte so merkwürdig rote Lippen und auch seine Augen sahen etwas anders als sonst. Doch niemand wunderte sich darüber wirklich. Es war eine kuriose heilige Nacht. Und weil sich alle trafen und sich viel zu sagen hatten, waren sie froh.

Raul bekam das Einrad von dem alten Hörnbach. Der Bauer wusste ohnehin nicht, was er mit einem unvollständigem Fahrrad anfangen sollte. Er selbst bekam das Handy von Oma Theobein und lud sie als Dank dafür am folgenden Sonntag zum Kaffee ein.

Über den Rasenmäher freute sich der Oberstudienrat und bot Frau Roswitha an, so oft sie nur wolle seinen Swimmingpool zu benutzen, der auch im Winter beheizt war.

Das war eine der fröhlichsten Weihnachtsnächte der Erdengeschichte. Und als in diesem Jubel die nächste Sternschnuppe fiel, da sah man noch in ihrem Licht den Weihnachtsmann mit seiner Weihnachtsfrau und den roten Schlittschuhen davon reiten.

Mone Weck aus Esslingen ist 35 Jahre alt. Sie hat schon mehrere Gedichte und Kurzgeschichten verfasst.

Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1

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