Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 37

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Der Eiskobold und die Weihnachtsstadt

„Und die Weihnachtsstadt gibt es doch!“ Tapfer ging Krel, der Eiskobold-Junge, weiter. Mit den Schneeschuhen kam er auf der dicken Schneedecke recht gut voran, aber er war schon sehr müde. Stunde um Stunde ging er bereits nach Norden. Mittlerweile bereute er seinen überstürzten Aufbruch. Er hatte sich mit den anderen Kindern wieder einmal gestritten, aber wenn sie behaupten, den Weihnachtsmann und seine Elfen gäbe es nicht, war das ihr Problem. Er nahm seine Mütze ab. „Ach wäre ich doch ein Eisriese und kein kleiner blauer Eiskobold“, sagte er zu sich selbst „dann wäre ich schon da.“ Krel setzte die Mütze wieder auf, da seine Ohren jetzt angenehm kalt waren – ein Kobold geht nie ohne Zipfelmütze aus dem Haus.

„Ich werde die Weihnachtsstadt schon finden und es ihnen beweisen!“

Als es dunkel wurde, wünschte er sich nach Hause zurück, dort war es schön kühl, trocken und hell. Seine Eltern standen sicher am Fenster, warteten auf ihn, lauschten mit großen Koboldohren in die Nacht. Ein leises Klingeln drang in seine Gedanken und er schaute sich um. Es kam immer näher. Es klang schon sehr nah, aber er konnte nichts im dämmrigen Licht erkennen. Mit einem Mal war es über Krel. Vier fliegende Füchse zogen einen kleinen Schlitten, in ihm saßen zwei dick vermummte Gestalten. Im Licht ihrer Laterne sah Krel lachende rosa Gesichter. Der kleine Kobold starrte das seltsamen Gefährt an, den Mund vor Staunen weit offen, dass er vergaß zu rufen oder zu winken. Erst als der Schlitten über ihn hinweggeflogen war, fiel es ihm wieder ein und er wurde traurig, vielleicht waren es Elfen, Weihnachtselfen, gewesen. Lange schaute er ihnen nach.

Der Erschöpfung nahe stapfte er weiter, als über dem nächsten Schneehügel ein heller Stern aufleuchtete.

„Bis auf den Hügel noch, dann mache ich eine Pause“, flüsterte er.

Oben angekommen, entdeckte er es: Der Stern stand auf der Spitze eines Turms und um ihn herum waren am Boden viele kleine Lichter. Eine Stadt. Krel rutschte mehr, als dass er lief, den Hügel hinunter.

Bald kam er an eine bunte Mauer mit einem Holztor, auf dem goldene Buchstaben leuchteten. Er war erst seit Kurzem in der Schule für Klein-Koboldlinge und konnte daher noch nicht so gut lesen, doch dann hatte er es geschafft.

Ehrfürchtig flüsterte er: „Weihnachtsstadt ... Gute Wesen kommt herein, böse lasst es besser sein.“ Ob er wohl herein durfte? Er war nicht immer artig, aber böse nun auch nicht. Vorsichtig drückte er gegen das Tor, es schwang lautlos auf, und er steckte seinen Kopf hindurch. Krel sah eine Straße mit vielen bunten Lichtern, überall liefen lachende, dick eingemummte Gestalten durch den Schnee. Große und kleine mit zartrosa Gesichtern. Die Häuser waren mit bunten Anhängern und Lichtern geschmückt. Die Weihnachtselfen.

Krel schlich durch die Öffnung. Langsam setzte er einen Koboldfuß vor den anderen, die Augen hielt er weit auf, um dieses unglaubliche Bild nicht versehentlich wegzuzwinkern. Ein Elf, den Arm voll Pakete und mit einem Fuchs an der Leine ging, dicht an ihm vorbei. Der Fuchs bellte Krel an.

„Lass das Kind in Ruhe, Rotfell, wir haben es eilig.“ Er merkte gar nicht, dass Krel kein Elf war.

Vor einem Haus tobte eine Schneeballschlacht: Ein Horde Elfen-Kinder bewarf einen kleinen Elfen. „Du bist jetzt der große böse Kobold!“, riefen sie lachend.

Dem kleinen Kobold zitterten Arme und Beine vor Schreck. Was würden sie mit ihm machen, wenn sie ihn entdeckten. Würden sie ihn einsperren? Sie hielten Kobolde doch für böse. Schnell versteckte er sich im Schatten des nächsten Hauses und beobachtete die Kinder. Der Elfenjunge konnte sich gar nicht wehren. Noch heute Morgen hatten die Koboldkinder das Gleiche mit Krel auf dem Schulhof gemacht, daher musste er dem Jungen helfen. Wütend rollte er Schneebälle und warf sie nach den Kindern, dass sie durch den Schneeballhagel erschreckt wegliefen. Nur der kleine Junge schaute sich verwundert um, entdeckte Krel aber nicht.

Der Elf rief leise „Danke lieber Geist!“ und ging die Straße hoch. Krel folgte ihm neugierig, von Schatten zu Schatten huschend. Die Straße war nun leer und nur noch wenige Lichter brannten. Unbemerkt folgte Krel ihm bis zu einem schmalen, grünen Haus.

Die Tür ging auf und im Türrahmen stand ein alter hagerer Mann mit einem langen grauen Bart, einer rosa Glatze und spitzen Ohren.

„Komm rein Flik, es ist schon spät“, sagte er freundlich und sie gingen hinein.

Die Tür vom Nachbarhaus ging auf und eine Frau rief: „Kinder, wo seid ihr? Kommt rein, sonst holt euch noch der böse, blaue Kobold!“ Da wurde es Krel wieder mit Schrecken bewusst: Kobolde waren hier nicht willkommen. Er musste sich für die Nacht ein Versteck suchen und morgen ganz früh verschwinden. Traurig sah sich Krel um, denn so koboldunfreundlich hatte er sich die Weihnachtsstadt nicht vorgestellt.

Hinter dem grünen Haus brannte eine Laterne und daneben stand eine Holztür einen Spalt auf. Vielleicht war es ein Schuppen, in dem er übernachten konnte. Er schlüpfte hinein. Auf einem Schrank stand eine brennende Kerze. Er sah zwei Stühle, einen Herd und Schränke. Eine Küche. Das Schönste stand mitten auf dem Tisch: eine Schüssel mit Schokoladen-Pudding. Sein Magen knurrte laut. Krel setzte sich an den Tisch und aß gierig mit den Händen, denn ein Löffel war nirgends zu sehen.

Seine großen Ohren zuckten: Er hörte Schritte, die näher kamen. Schnell versteckte Krel sich mit der Schüssel unter dem Tisch, schon kam durch die andere Tür der Küche ein Paar kleine rosa Füße in Pantoffeln herein.

„Aber Opa!“ Die Füße liefen wieder hinaus. Eilig krabbelte Krel unter dem Tisch hervor und in die Ecke zwischen Schrank und Herd. Kurz darauf kamen mit den kleinen Füßen noch zwei große zurück.

„So glaub mir doch, Flik. Ich habe den Schokopudding nicht gegessen. Er steht auf dem Tisch. … Aber, er ist weg!“ Ein Streichholz zischte und es wurde heller im Raum.

„Was ist das für ein Dreck auf dem Boden?“, fragte der Großvater, während er den Kopf unter den Tisch steckte. „Hier ist er, aber nur noch ein Rest.“

„Opa, auf dem Boden sind Schoko-Hände. Sie laufen in die Ecke.“ Krel machte sich so klein, wie er konnte. Er wünschte er wäre eine Maus, da leuchtete die Kerze schon in die Ecke hinein. Hinter ihr waren zwei überraschte Gesichter.

„Du siehst fast aus wie jemand, den ich kenne!“, rief der Opa.

„Ist das nicht ein kleiner Kobold?“, fragte Flik.

„Komm nur heraus Junge, wir tun dir nichts.“ Der Großvater lächelte. Krel kroch hervor.

„Dachte ich’s mir doch. Du ähnelst meinem Freund Krol.“

„Ich … ich bin aber Krel. Krol … Krol ist mein Großvater.“

„Und wie kommst du hierher?“

Krel erzählte am Kaminfeuer im Wohnzimmer alles, die blauen Füße steckten inzwischen in einem Eimer mit angenehm kaltem Wasser. Sie waren erstaunt über den großen Mut des kleinen Kobolds.

„Weißt du Krel“, begann der Großvater „deinen Großvater Krol fand ich damals auch in der Küche und wir wurden Freunde. Hast du dich nie gefragt, wohin dein Opa immer kurz vor Weihnachten geschäftlich verreist?“

„Hat er mir nie verraten“, sagte Krel.

„Er denkt, dass ihm niemand glauben würde. Aber nun schicke ich ihm einen Brief per Schnell-Eismöwe, dass du hier bist.“

Krel verbrachte in der Weihnachtsstadt wundervolle Tage, in denen er viel bei den Elfen erlebte. Er lernte sogar die Weihnachtsfrau und den Weihnachtsmann kennen, aber das ist eine andere Geschichte. Seitdem besuchen Krel und sein Großvater jeden Winter die Elfen, den anderen Kobolden erzählen sie nichts.

Sandra Hummel, 32 Jahre, lebt in Dortmund. Schon als kleines Kind liebte sie Märchen und fantastische Geschichten. Als sie endlich lesen konnte, machten ihre Eltern ihr ein großes Geschenk: einen Büchereiausweis. Das Tor zu anderen Welten war geöffnet. Mit Anfang 20 Jahren wurde ihr endgültig klar, dass sie eigene Geschichten und Welten erschaffen wollte, um Kindern wie Erwachsenen damit schöne Lesestunden zu bescheren.

Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1

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