Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 28
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Ho! Ho! Ho!
Gemütlich schnurchelte der Weihnachtsmann in seinem Schaukelstuhl. Eine warme flauschige Decke war über seinen Knien ausgebreitet, im Kamin erzählten die Holzscheite knisternde Geschichten aus den Wäldern.
Weit fort im Land der Träume sah der Weihnachtsmann unzählige mit Lametta und bunten Kugeln geschmückte Tannenbäume. Der Duft von flüssigem Bienenwachs waberte über brennenden Kerzen durch die Weihnachtsstuben. Zwei Kinder, ein kleiner blonder Junge und ein Mädchen mit hübschen braunen Zöpfen, sagten für den Weihnachtsmann ein Gedicht auf. Dieser lächelte im Traum und griff dann zur Belohnung in seinen Geschenkesack. Aber was war das?
Kein einziges Geschenk war dort zu finden. Nicht einmal der kleinste grün-weiß gestreifte Lolli. Nichts. Rein gar nichts. Den Kindern liefen dicke Tränen über die eben noch vor Freude geröteten Wangen.
„Hach!“ Mit diesem Aufschrei sprang der Weihnachtsmann aus seinem Schaukelstuhl hoch und hätte sich um ein Haar in seiner warmen flauschigen Decke verfangen.
Als er wieder sicher auf beiden Beinen stand, raufte er sich für einen Moment die Haare und den dichten weißen Bart. Und dann, ja dann fiel ihm sein Traum wieder ein. Weihnachten, Kinder, Geschenke. Hastig sah er auf die Uhr. Oh nein, es ging bereits auf den Abend zu. Nein, nicht irgendeinen Abend. Den Heiligen Abend. Alle Gemütlichkeit über Bord werfend, riss der Weihnachtsmann seine rote Mütze mit dem weißen Pelz und seine Weihnachtsmannjacke vom Haken. Schnell schlüpfte er hinein, band noch den schwarzen Gürtel um und rannte dann mit Gestampfe und Getöse durch die Flure seines Holzhauses.
„Dingdingdingdingding!“, machte es kurz darauf. Aus allen möglichen und unmöglichen Ecken kamen verschlafene Weihnachtswichtel hervor, rieben sich die Augen, während sie gleichzeitig versuchten in ihre rot-weiß geringelten Socken und ihre grünen Jäckchen zu schlüpfen. Was war bloß los, das der Weihnachtsmann die Alarmglocke läutete? Das hatte es noch nie gegeben. Naja, fast nie. Wenn sie ehrlich waren, hatte wohl in den vielen Jahren mal der eine oder andere kleine Wichtel aus lauter Blödsinn die Glocke geläutet. Aber das heute. Das war etwas völlig anderes. Es musste etwas Schlimmes passiert sein!
„Meine lieben Wichtel“, japste der Weihnachtsmann seine ersten Worte heraus, noch völlig atemlos von der ganzen Rennerei. So hatten ihn seine Wichtel noch nie erlebt. Mit großen Augen schauten sie zu ihm hoch. „Meine lieben Wichtel“, wiederholte der Weihnachtsmann, nun schon wieder gefasster. „Wir hätten um ein Haar den Heiligen Abend verschlafen. Gerade vor ein paar Minuten erwachte ich in meinem Schaukelstuhl, sah auf die Uhr und erschrak fürchterlich. Der Abend naht und wir sind nicht vorbereitet.“
Mit einem Schlag waren auch die Wichtel hellwach. Den Heiligen Abend fast verschlafen? Oh weih, das konnte doch nicht sein. Wie konnte das nur passieren? Aufgeregt schnatterten alle durcheinander, es hörte sich an wie in einem Hof voller aufgeregter Gänse.
„Ruhe!“, donnerte der Weihnachtsmann dazwischen.
Schlagartig verstummten alle.
„Wir müssen nun Ruhe bewahren“, fuhr der Weihnachtsmann fort. „Jeder von euch weiß, was er zu tun hat. Also packt die Geschenke ...“
„Aber es sind noch nicht alle fertig“, fiel ihm ein Wichtel mit piepsiger Stimme ins Wort.
„Ich weiß, wir müssen das nehmen, was wir haben, und es aufteilen. Besser es bekommt jedes Kind ein kleines Geschenk als gar keins. Und nun schnell. Einpacken, Rentiere anspannen und los geht’s!“ Und genau so wurde es gemacht. In Windeseile wurde verpackt, im Schlitten verstaut, die Rentiere angespannt. Zu guter Letzt zogen sich alle festlich an und dann ging es huuuuuuuiiii durch die Lüfte davon.
Schon bald sahen sie tief unter sich ihr erstes Ziel. Ein wenig enttäuscht sah sich der Weihnachtsmann um und brummelte: „Auf den Winter kann man sich heutzutage auch nicht mehr verlassen. Viel zu warm und keine einzige Schneeflocke weit und breit. Die armen Kinder. Ich weiß doch, wie sehr sie sich immer Schnee am Heiligen Abend wünschen.“
Bei diesen Worten schnippte er kurz mit den Fingern und schon tanzten um ihn herum wunderschöne dicke weiße Flocken, die sanft Richtung Erde schaukelten.
„Seht, wie sie sich freuen!“ Der Weihnachtsmann zeigte nach unten, wo gerade ein paar Menschen stehen blieben und nach oben zeigten. „Ja“, nickte er zufrieden, „so soll es sein. Und nun haltet brav über dem kleinen roten Haus dort vorne, meine lieben Rentiere, damit ich die ersten Kinder beschenken kann.“
Voller Vorfreude stieg er aus seinem Schlitten, schnappte sich den Geschenkesack und sauste mit lautem „Ho! Ho! Ho!“ durch den Schornstein. Unten angekommen, krabbelte er aus dem Kamin, stand auf und zuppelte ein wenig seine Kleidung zurecht. Schließlich wollte er einen guten Eindruck machen.
„Seid ihr denn auch alle brav gewesen?“, stellte er die jährliche Frage. Keine Antwort. Verwirrt blickte sich der Weihnachtsmann um. Wo waren denn die Kinder? Hoffentlich war niemand krank geworden. Aber halt. Nun sah er sich genauer um. Kein geschmückter Tannenbaum, keine Kerzen, kein Duft nach frischgebackenen Plätzchen und kein Glas Milch für den fleißigen Weihnachtsmann. Völlig fassungslos ließ er sich in den nächsten Sessel plumpsen. Während er überlegte, was hier wohl los sei, öffnete sich plötzlich die Haustür und herein kamen ... die Kinder. Völlig durchgefroren sahen sie aus, was kein Wunder war, schließlich trugen sie ihre Badekleidung und das mitten im Winter. Na, mit den Eltern sollte aber mal jemand ein ernstes Wörtchen reden, dachte der Weihnachtsmann entrüstet.
Aber dann hörte er die Worte des kleinen Timmi: „Mama, wieso schneit es plötzlich mitten im Sommer?“
Der Mutter blieb die Antwort im Halse stecken, da sie gerade sah, wer da ein halbes Jahr zu früh in ihrem Sessel hockte.
„Ho ho ho ...“, machte der Weihnachtsmann leise und zuckte verlegen mit den Schultern.
Nicole Vergin, geboren 1969 in Hannover, ist heute wohnhaft nahe des Steinhuder Meeres.