Читать книгу Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1 - Martina Meier - Страница 32
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Die Weihnachtsfee
Es ist kalt, bitterkalt. Kleine Schneeflocken tanzen vom Himmel hernieder und legen sich wie ein weißes Tuch über die Erde. In den Fenstern strahlen Lichterbögen und Sterne um die Wette. Keine Frage – Weihnachten steht vor der Tür. Auch die siebenjährige Marie zählt bereits ungeduldig die Tage bis zum Fest. „Mama, wann schmücken wir endlich unseren Baum? Und wann kommt Papa nach Hause?“
„Morgen, Marie. Und übermorgen ist Heiligabend“, antwortet ihr die Mutter aus der Küche.
Im ganzen Haus duftet es nach Bratäpfeln und Lebkuchen. Doch Maries Gedanken sind schon beim Baum. Morgen also. Noch einmal schlafen.
Abends im Bett findet sie einfach keine Ruhe. Sie ist zu aufgeregt. Das blondgelockte Mädchen freut sich besonders darauf, die Weihnachtsfee auf die Spitze des Baumes zu stecken. Schließlich ist die Fee das Wichtigste und Schönste des Weihnachtsbaumes. Sie ist da, um die Wünsche der Kinder und natürlich auch die der Eltern zu erfüllen. Bisher hat das immer wunderbar geklappt.
Das kleine Mädchen liebt Feen über alles. Die Geschichten aus ihren Büchern kennt sie bereits auswendig. Für Marie ist klar: Die Feen leben unter uns. Eine Fee, die Zahnfee, ist sogar schon bei ihr gewesen. An dem Abend, als ihr erster Zahn ausgefallen war, hatte das Mädchen ihn unter das Kopfkissen gelegt. Am Morgen dann hatte sie an dieser Stelle statt diesem tatsächlich einige Münzen gefunden. Der Zauber der Feen fesselt Marie immer wieder aufs Neue – auch wenn andere sie dafür belächeln.
Erst spät an diesem Abend kommt Marie zur Ruhe und schläft endlich ein. „Mama, komm aufstehen. Wir wollen den Baum schmücken!“ Der Wecker zeigt gerade einmal 6 Uhr an. Maries Mutter, die heute ihren ersten freien Tag hat, ist von dem Weckdienst nicht begeistert.
„Marie, husch noch ein Weilchen in dein Bett. Lass mich noch ein wenig schlafen. Bitte!“
Widerwillig kriecht das Mädchen unter ihre kuschelige warme Decke. Doch schlafen kann sie nicht mehr. So schaut sie sich ihr großes Feenbuch mit der Feenkönigin, den Blumenfeen, den Meerjungfrauen, den Wichteln und Heinzelmännchen an.
Nach Maries Empfinden dauert es ewig, bis ihre Mama endlich aufsteht. Doch dann gibt es kein Halten mehr. Waschen, Anziehen, Frühstück – blitzschnell ist das heute erledigt.
„Mama, holst du nun endlich die Tanne rein? Dann können wir gleich mit dem Schmücken beginnen.“ Vor lauter Aufregung leuchten Maries Wangen samtrot.
„Ich bin ja schon unterwegs, du kleine Antreiberin“, antwortet ihre Mama lächelnd.
Das Mädchen wartet an der Haustür. Eisiger Wind pfeift um das Haus und auch Frau Holle ist weiter fleißig.
Endlich – die Mutter steht mit dem Baum vor der Tür.
„Puh, lass mich bloß schnell rein. Aber eigentlich soll es zu Weihnachten genau so sein. Hauptsache, Papa kommt pünktlich heim.“
Maries Vater arbeitet in einem Krankenhaus in der großen Stadt, zwei Stunden entfernt. Doch er hat versprochen, die Feiertage zu Hause zu sein. Das Mädchen vermisst oft ihren Papa, aber sie versteht inzwischen, dass es viele kranke Kinder gibt, denen er helfen muss, gesund zu werden.
Im Moment hat Marie jedoch nur Augen für den Baum.
„Los Mama, stell ihn in den Ständer! Dann können wir endlich mit dem Schmücken beginnen.“ Der Baum, eine etwa 1,50 Meter große Tanne, wirkt in der kleinen Stube noch größer. Doch das stört niemanden, im Gegenteil.
„Die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck steht hinter der Tür im Schlafzimmer, Marie. Wenn du magst, kannst du schon was herholen.“
Und ob das Mädchen will! Wie ein kleiner Wirbelwind flitzt sie nun unzählige Male mit kleinen Schachteln und Dosen in die Stube.
„Das sind alle“, keucht Marie. Doch ausruhen kommt natürlich nicht in Frage. Sie öffnet eine Schachtel nach der anderen. Dabei ertönt: „Oh schau mal, Mama – die Kugeln.“ Oder: „Sieh mal, die schönen Sterne!“ Es ist beinahe schon so spannend wie das Geschenkeauspacken am Heiligabend. Schnell leeren sich die vielen Dosen und Schachteln. Der Baum erstrahlt bereits in festlichem Glanz. Doch plötzlich wird Marie unruhig. „Mama, die Weihnachtsfee fehlt! Das kann doch nicht sein. Ich habe alles ausgepackt. Das gibt es doch nicht!“ Die Worte des Mädchens überschlagen sich beinahe. Sie ist den Tränen nah.
„Nun warte doch erst mal. Sie kann nicht einfach verschwunden sein. Im letzten Jahr war sie noch da. Und wir haben sie und alles andere in einem Karton auf den Dachboden getan“, redet ihr die Mutter beruhigend zu.
Gemeinsam durchsuchen sie noch einmal alle Dosen und Schachteln. Nichts. Inzwischen kullern Marie Tränen über die Wangen. Da hilft aller Zuspruch, aller Trost nicht.
Unter Schluchzen meint das Mädchen: „Ohne Weihnachtsfee werden unsere Wünsche nicht erfüllt. Dann kann Weihnachten gleich ausfallen!“
Sie läuft in ihr Zimmer. Bevor die Mutter ihr folgt, überlegt diese noch einmal. Doch sie kann sich das Fehlen der Weihnachtsfee nicht erklären. Nur eines ist sicher: Ohne Fee wird es für Marie das traurigste Weihnachtsfest, dass sie je erlebt hat.
Spät am Abend kommt ihr Papa heim. Bei dem Wiedersehen fließen bei Marie abermals Tränen. Sie freut sich zwar ungemein, dass er da ist – doch der Verlust der Weihnachtsfee überschattet im Moment alles.
„Marie, mein Schatz, vielleicht finden wir sie ja noch. Ich suche nachher noch einmal. Versprochen. Wir wissen doch, was sie dir bedeutet. Lass uns Abendbrot essen und dann gehst du ins Bett. Schlaf dich aus. Schließlich ist morgen Heiligabend.“
„Aber ich kann bestimmt nicht schlafen. Ich bin sooo furchtbar traurig, Papa.“
„Ich weiß. Bisher haben sich doch all deine Wünsche erfüllt. Glaube fest dran – und es wird ganz sicher auch in diesem Jahr so sein!“
Als das Mädchen am Morgen erwacht und in die Stube läuft, ist die Spitze des Baumes noch immer leer. Enttäuscht geht Marie ins Schlafzimmer ihrer Eltern.
„Du hast sie nicht gefunden, Papa?“
„Leider nein“, antwortet er ihr traurig. „Aber noch ist ja nicht Abend.“
Der Tag schleppt sich für Marie nur so dahin. Um sich abzulenken, baut sie draußen einen Schneemann und rodelt mit dem Schlitten die Hügel hinab. Doch richtig bei der Sache ist sie nicht.
„Marie, ich muss noch mal kurz ins Dorf. Papa ist im Haus. Bis später!“
„Ja, tschüss, bis dann, Mama.“
Am frühen Nachmittag gehen sie gemeinsam zum Krippenspiel in die Kirche. Zumindest für diesen Moment scheint Marie die weihnachtliche Stimmung zu genießen. Auf dem Heimweg ist sie dann jedoch wieder in sich gekehrt. Schließlich erwartet sie zu Hause ja nicht die Weihnachtsfee und damit ganz sicher auch nicht das Geschenk, dass sie sich gewünscht hat. Ganz in Gedanken versunken, betritt sie daheim die Stube und traut ihren Augen nicht. Zwei Weihnachtsfeen thronen an der Spitze des Baumes. „Schaut, nur! Schaut! Das gibt es doch nicht! Mama, Papa!“
Die beiden stehen erleichtert neben ihrer überglücklichen Tochter. Über Maries Kopf hinweg zwinkern sie sich heimlich zu. Was das Mädchen nicht ahnte: Jeder der beiden hatte sich am Vormittag auf die Suche gemacht. Mama kaufte die letzte Fee im Geschenkestübchen im Dorf und Papa fand die verloren gegangene im Haus.
So ist dieses Fest für alle einmalig geworden: Ein strahlendes Kind, glitzernde Weihnachtsfeen am Baum und glückliche Eltern.
Ihre Geschenke, ein großes Feen-Bastelbuch und eine Fee als Puppe, entdeckt Marie vor lauter Aufregung erst später. „Das sind ja genau die Sachen, die ich mir gewünscht habe. Zum Glück habe ich ganz fest an die Weihnachtsfee geglaubt – und es hat wie immer funktioniert.“
Sylvia Michaelis, Jahrgang 1970, verheiratet, zwei Kinder, ist selbständige Floristin. Schon immer hat sie gern gelesen und geschrieben. Durch den Alltag, Arbeit und Familie blieb der Wunsch vom ideenreichen Schreiben bisher ein Traum in weiter Ferne.