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Der heilige Stern

Mein Name ist Isalia. Ich bin ein Mensch, was wahrscheinlich kein Wunder ist, und lebe seit siebzehn Jahren auf der Erde. Meine Eltern haben mich schon lange verlassen, aber mein Leben ist in Ordnung. Naja, zumindest fast. Ich bin alleine. Denn ich bin anders. Meine Haare sind so hell, dass sie nahezu so weiß wie Schnee sind. Und nicht, dass ich falsch verstanden werde, ich finde sie schön. Aber ich steche eben heraus.

In der kleinen Stadt, in der ich lebe, kennt mich jeder. Es ist nicht wirklich schlimm für mich, wenn sie mich nicht beachten oder über mich reden, wenn ich sie nicht hören kann; nur, was mich verletzt, ist diese Einsamkeit. Gerade jetzt, wo doch in zwei Wochen die Heilige Nacht ist. Alle reden aufgeregt und haben Wünsche, sind bei ihren Familien und geliebten Menschen, kaufen und lachen. Sie haben Glück. Ich beneide sie seit einigen Jahren darum. Ich möchte diesen Tag vergessen. Das Fest der Liebe, der Zweisamkeit, der Freude und der Geschenke.

Mein langer, grauer Rock schleifte auf dem schneebedeckten Boden, bei jedem Schritt hörte ich meine Schuhe die Steine berühren, mein Tuch war eng um meinen Oberkörper gewickelt, doch fror ich trotzdem. Der Wind, mit dem der Schnee in großen tanzenden Flocken herbeigeweht kam, war kalt und unnachgiebig in dieser Nacht. Kein Mond, keine Sterne, der Himmel war schwarz wie Pech. Der Schnee fing an, immer dichter im Licht der Kerzen an den Häusern wunderschön wie kleine Feen zu fallen, und gleichzeitig wurde meine Sicht schlechter und schlechter. Es würde zu lange dauern, bis ich es zu meinem Haus geschafft hätte, das wusste ich, also suchte ich einen Unterstand. Doch auch als ich unter dem Laken Schutz gefunden hatte, das über einer Gasse gespannt worden war, zitterte ich weiter. Die Temperatur sank sicher schon wieder. Es war ein wirklich kalter Winter, der erste seit Jahren.

Auf einmal hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich erschrak und fuhr herum.

„Junge Dame, es ist gefährlich für jemanden, wie Sie es sind, hier draußen bei Nacht“, sagte der Mann mit den braunen Haaren, eingehüllt in Tücher und einen Mantel.

„Ja. Ich habe wohl die Zeit vergessen“, antwortete ich, während er näher kam. Er hatte blaue Augen, die mich zauberhaft ansahen.

„Ihre Eltern machen sich sicherlich Sorgen um Sie. Wenn Sie gestatten, begleite ich Sie zu Ihrem Haus“, bot er an. Er wirkte nett, aber gleichzeitig so anders. Doch er gefiel mir.

Ich nickte und er bot mir seinen Arm als Stütze an, während wir uns durch den Schneewind kämpften.

„Ich danke Ihnen“, sagte ich und lächelte, als er mich schweigend nach Hause gebracht hatte. Auch er lächelte, verabschiedete sich mit den Worten: „Für einen Engel auf Erden tu ich alles. Zur Weihnacht werden doch alle Engel gebraucht“, und ging.

Zum ersten Mal nannte mich jemand Engel. Ich war so glücklich. An diesem Tag hatte sich mein Wunsch für die Heilige Nacht verändert.

In den beiden nächsten Wochen sahen wir uns oft. Jeden Tag und jede Nacht. Er kam von weit weg und seine geheimnisvolle Art zog mich magisch an. Wir gingen durch die Stadt und sahen uns die Läden an, während wir die Menschen beim Kaufen beobachteten, selbst die schönen Dinge ansahen, redeten und redeten. Ich erzählte von meinen Eltern und er, dass er bald weg müsste. Nach Hause. Denn er kam nicht von hier. Nicht aus dieser Welt. Doch das war mir egal. Er war wie ein Wunder für mich.

Am Tag vor der Heiligen Nacht, an dem alle im Warmen saßen, mit lieben Menschen zusammen, waren er und ich draußen. Wir spazierten, ich in seinem Arm, über eine Wiese und sahen in den Himmel. Schon am Tag zuvor hatte es aufgehört zu schneien.

„Siehst du diesen Stern?“, fragte er.

„Den da?“ Ich zeigte in den klaren Himmel.

Er nickte. „Dort ist meine Welt. Ich werde sie dir zeigen. Sie wird dir sicher gefallen.“

Ich lächelte. Er war besonders und das sagte er auch über mich. Er war kein Mensch, er war besser.

„Ich habe noch nie einen Menschen so begehrt wie dich“, flüsterte er und küsste mich auf die Stirn. „Hast du einen Wunsch für die Heilige Nacht?“

„Ja. Ich will für immer bei dir bleiben“, sagte ich und sah in seine blauen Augen.

„Dann soll das mein Geschenk an dich sein. Wir werden auf ewig zusammenbleiben.“ Noch einmal küsste er mich auf die Stirn. „Du bist mein heiliger Stern. Du erleuchtest diese Heilige Nacht.“

Ich schloss die Augen. „Ich danke dir. Ich liebe dich.“ Schnee fiel und umtanzte uns. Wie magische Funken aus seiner Welt, Glitzer von strahlenden Blumen im Himmel.

In dieser Weihnachtsnacht erfüllte sich mein Herzenswunsch. Ich hatte jemanden gefunden, der bei mir bleiben würde. Und er hielt sein Versprechen. Sicher, wir hatten kein Wissen darüber, was alles passieren würde, was zwischen uns stehen würde.

Doch jedes Jahr zur Heiligen Nacht sahen wir in den Himmel. Viele Jahre nicht zusammen, doch Jahrtausende später standen wir das erste Mal wieder hier, Arm in Arm und küssten uns zur Heiligen Nacht unter dem Licht des heiligen Sterns. Es war unsere Nacht auf ewig. Das war unser Geschenk.

Katja Heckendorf ist 17 Jahre alt, besucht ein Gymnasium und kommt aus Delingsdorf. Ihre Hobbys sind Tanzen, Singen, ihre Tiere und Schreiben. Neben Gedichten für Anthologien schreibt sie Lieder und Geschichten. 2012 wurde ihr erstes Gedicht veröffentlicht.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 6

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