Читать книгу Maunz & Minka - Martina Meier - Страница 19

Оглавление

*

Die etwas andere Freundschaft

„Und ich bin es doch gewesen! Ich weiß, dass ich in meinem früheren Leben ein Panther war. Schwarz und elegant. Schlau und hinterhältig. Stark und geschickt“, sagte Karl etwas trotzig.

Sahnie hatte den Kopf gesenkt und bebte immer noch vor Lachen. Karl hatte wirklich eine blühende Fantasie. Er und ein Panther? Niemals! Nicht mal im Traum.

Karl war ein recht moppeliger schwarzer Kater, mit einer weißen Pfote und einer weißen Schwanzspitze. Meistens lag er nur träge in der Sonne oder er fraß etwas. Oder er machte sich an Sahnie heran. Sie verzog dann meist nur ihr Gesicht und stolzierte davon. Gelegentlich sprang sie leichtfüßig auf einen Baum und Karl, der Faulpelz, kam nicht hinauf. Vor Freude grinste sie dann immer über das ganze Gesicht, aber andererseits tat Karl ihr auch leid. Manchmal schaute sie ihn mitleidig an und kam dann doch wieder herunter, um ihm wenigstens ein wenig Gesellschaft zu leisten. Meistens lachten die Anderen über sie oder provozierten sie.

„Was fängst du denn mit dem an?“, war nur eine Aussage. Ja, er nervte sie, aber irgendwie konnte sie es nicht übers Herz bringen, ihn ständig abzuweisen oder zu ignorieren und ihn damit zu verletzen. Sie wusste nicht, ob es Mitleid war. Vielleicht ... Aber manchmal hatte sie wirklich Lust, etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Sollten sich die anderen eben für etwas Besseres halten.

Heute war wieder einmal einer dieser Tage, an denen sie sich erst vor ihm auf einen Baum flüchtete und sich später doch wieder zu ihm gesellte.

„Was ist denn los? Du schaust so komisch.“ Er lächelte ihr zu.

„Ach Quatsch! Ich war bloß in Gedanken.“ Sie schaute auf, ihm direkt in die Augen. Seine Augen leuchteten richtig hellgrün und waren sehr ausdrucksstark. In ihnen spiegelten sich Abenteuerlust, Neugierde und Wildheit wider, was so gar nicht zu dem trägen Kater passen wollte, der da vor ihr saß.

„Vielleicht war er doch einmal ein Panther gewesen. Seine Augen scheinen das sagen zu wollen“, dachte Sahnie und schmolz regelrecht dahin. Karls Augen bewirkten etwas in ihrem Inneren, das sie sich nicht erklären konnte. Sie verliebte sich augenblicklich in ihn. Warum hatte sie nur nicht früher genau hingesehen? Sie wusste es einfach nicht, aber jetzt, jetzt kam sie nicht mehr von seinen Augen los.

Nach einer kurzen, endlos wirkenden Zeit, senkte Karl den Blick und Sahnie schaute schnell in eine andere Richtung. Wie hatte sie sich nur so fallen lassen können! Sie tat wieder entspannt und streckte sich. „Karl, wie kannst du nur den ganzen Tag herumliegen? Mir tun alle Knochen weh!“ Trotzdem hatte sich in ihr irgendetwas verändert ...

Sie schaute sich um und fand einen Baum, der ihr recht gemütlich erschien. Sie stupste Karl in die Richtung und fing seinen unsicheren Blick ein. „Keine Angst, ich helfe dir hoch“, meinte sie, ohne dass er etwas gesagt hatte. Man sah ja, dass er Schwierigkeiten haben würde, hinaufzuklettern.

Sie half ihm tatsächlich und so saßen die beiden dann eine Weile auf einem langen, dicken Ast. Karl war etwas unsicher, da er doch seit Jahren nicht mehr in dieser Höhe gewesen war. Und Sahnie fühlte sich pudel ... Pardon, katzenwohl.

Manchmal redeten sie miteinander, manchmal lauschten sie gemeinsam auf die Geräusche der Natur und manchmal schwiegen sie sich einfach an, was aber alles andere als unangenehm war. In einem dieser Momente berührten sich plötzlich die Schwanzspitzen der Zwei. Beide zuckten erst zurück, doch dann fanden sie sich wieder und blieben umschlungen in der Luft. Sahnie lächelte in sich hinein. Sie wusste nicht, wie ihr geschah, aber sie hatte nicht das Bedürfnis, auszubrechen aus dieser Zweisamkeit.

Der Himmel hatte sich zugezogen und ein Wassertropfen landete auf Sahnies Nasenspitze. Sie leckte ihn ab und sah hinauf zu den grauen Wolken. „Gleich fängt es an zu regnen ...“

Karl schrak wohl aus einem Gedanken auf, denn er zuckte leicht zusammen, dann sah auch er hinauf in den Himmel. Sahnie fauchte kurz unwillig. Sie sprang vom Baum und sah noch einmal zurück.

„Magst du mitkommen?“, fragte sie.

„Wohin denn?“

„Zu mir nach Hause?“

„Ehm ...“ Karl schien etwas unsicher zu sein, doch dann gab er sich einen Ruck. Er ließ sich von dem Baum fallen, machte eine ungeschickte Bauchlandung neben Sahnie ins Gras und schüttelte sich.

„Okay.“ Er grinste.

Sahnie wohnte bei Oma Helga, die sofort die Terrassentür öffnete, als sich Sahnie und Karl davor setzten. Sie rief: „Na, wen haben wir denn da? Was bist du denn für ein Süßer, mhm? Hast du Freundschaft geschlossen mit diesem Kater, Sahnchen? Gott, ihr seid ja schon nass!“ Sie strich über Sahnies hellbraunes Fell. „Lass dir bloß nichts von ihm sagen, hörst du, Große!“ Oma Helga lächelte und Sahnie rieb zärtlich den Kopf an ihrem Bein. Dann drehte sie sich zu Karl, der sich etwas unsicher umsah und nickte mit dem Kopf in Richtung ihrer Futterschale.

„Hunger?“, fragte sie. „Ich nämlich schon.“

Und so teilten sie sich Sahnies Futter freundschaftlich. Sie schienen ziemlich glücklich zu sein.

Was erst etwas distanziert begonnen hatte, reifte zu einer dicken Freundschaft. Sahnie und Karl teilten ihr Futter, ihre Zeit und ihre Gedanken. Er verteidigte sie vor anderen Katern und sie ihn vor den Katzen in der Nachbarschaft, die sich über ihre Freundschaft lustig machten. Gleichzeitig half sie Karl, ein wenig abzunehmen. Inzwischen kommt er schon ganz alleine wieder auf Bäume hinauf.

Daniela Taubert (15) aus Wächtersbach / Deutschland

Maunz & Minka

Подняться наверх