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2.6 Exkurs: Vom Schweigen in der Kommunikation

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Auch das Schweigen ist nicht etwa das Gegenteil des Kommunizierens, sondern zählt zu den konstituierenden Elementen der Kommunikation. Die unterschiedliche Ausprägung von Gesprächigkeit oder Schweigsamkeit bei Individuen kann dem Einfluss der jeweiligen Kultur und der unterschiedlichen Konventionen beim Sprechen geschuldet sein. Atanasov & Göhring haben einen Vergleich zwischen den Sprechgewohnheiten in den USA und in Japan angestellt und kommen zu der Schlussfolgerung, dass in den USA Schweigen als eine feindselige Haltung aufgefasst werden kann – daher die Redewendung to give somebody the silent treatment als Ausdruck für Missbilligung und Zurückweisung (2007: 142), während es in Japan die Auffassung gibt, Sprechen sei ein „armseliger Ersatz für das intuitive Verständnis dessen, was in anderen Personen vorgeht“ (ebda., S. 147). Schweigen könnte in der japanischen Kultur also Empathie ausdrücken, aber auch Höflichkeit, Vorsicht, Angst, in ein Fettnäpfchen zu treten, oder den Wunsch, einem direkten Nein aus dem Weg zu gehen (ebda., S. 148). Das Sprechverhalten und die Bewertung des Schweigens bzw. des Aussprechens wird durch kulturelle Gegebenheiten beeinflusst, wie etwa den Zen-Buddhismus mit seiner positiven Bewertung des Schweigens in Japan einerseits (vgl. S. 151) und den Individualismus und die demokratische Tradition in den USA andererseits (vgl. S. 144).

In der vorliegenden Arbeit wird das Schweigen im psychotherapeutischen Setting nicht eigens thematisiert, da DolmetscherInnen in diesem Kontext Schweigepausen lediglich respektieren und eventuell unterstützen sollen, indem sie etwaige eigene Interventionen wie z. B. Hüsteln oder nervöses Herumzappeln unterlassen, also dem Impuls widerstehen, eine als unangenehm empfundene Schweigepause zu „sabotieren“. Aus dem Schweigen der KlientInnen resultiert für die DolmetscherInnen also kein bestimmter Arbeitsauftrag. Dennoch kann es für die DolmetscherInnen wichtig sein, im Zusammenhang mit dem Schweigen ein Bewusstsein für folgende Aspekte zu entwickeln: Zum einen kann es die KlientInnen viel Überwindung kosten, gewisse (schambesetzte und /oder potenziell retraumatisierende) Inhalte zur Sprache zu bringen. Zum anderen ist das Schweigen aus der Sicht der TherapeutInnen durchaus brauchbares Material, um Aufschluss über die Sprechgewohnheiten und über den emotionalen Zustand der KlientIn zu gewinnen.

Dolmetschen in der Psychotherapie

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