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3 Das Schemakonzept 3.1 Die Lerntheorie der Schemaentstehung
ОглавлениеWenn emotionale Grundbedürfnisse eines Kindes unmittelbar frustriert werden, dann kommt es zunächst zu einer emotionalen Reaktion. Es kann angenommen werden, dass die Intensität dieser Reaktion im Zusammenhang mit der Intensität der Frustration steht. Abhängig davon, ob eher das Bindungs- oder das Selbstbehauptungsbedürfnis frustriert ist, erlebt das Kind Angst, Trauer, Ekel (genervt sein) oder Ärger, mit entsprechenden physiologischen Reaktionen. Als Möglichkeiten der Bewältigung stehen dem Kind vier prototypische Strategien zur Verfügung: Folgen (prosoziales Verhalten), Erstarren (über sich ergehen lassen), in die Flucht gehen und Kämpfen. Die Wahl der Reaktion wird möglicherweise durch das Temperament beeinflusst, v. a. jedoch durch die bisherige Lerngeschichte. Denn die sichtbare Handlung des Kindes führt zu einer Reaktion des Umfelds. Insbesondere die sich wiederholenden Reaktionen wichtiger Erziehungspersonen beeinflussen im Sinne eines operanten Lernens das künftige Verhalten des Kindes. Nicht nur die sichtbaren Handlungstendenzen des Kindes werden im Hinblick auf deren »Effektivität« im Umgang mit anderen Menschen im Rahmen dieses Lernprozesses erlernt, sondern auch die emotionalen und physiologischen Reaktionsanteile. Dadurch entstehen komplexe emotionale Erlebnis- bzw. unbewusste Bewertungsmuster. Dazu gehören auch die Hinweisstimuli im Sinne der klassischen Konditionierung. Kognitive Regeln werden extrahiert und Aussagen/Denkmuster der wichtigen Erziehungsfiguren internalisiert, was zur Entstehung von Grundüberzeugungen führt. Der komplexe Niederschlag solcher sich wiederholenden Erfahrungen bestehend aus erlernten Hinweisstimuli, emotionalen und physiologischen Reaktionen sowie kognitiven (später versprachlichten) Grundüberzeugungen stellt Erlebnismuster dar und wird im Kontext der ST im theoretischen Konstrukt eines »Schemas« zusammengefasst ( Abb. 3.1).
Abb. 3.1: Die Lerntheorie der Schemaentstehung