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1. „Wozu Gott? Mir geht’s auch so gut“

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Die großen Fragen an das Leben lassen sich bekanntlich ganz leicht beantworten. Denn die großen Fragen, so könnte man in Anlehnung an große Denker sagen, lauten: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?

Das lässt sich in meinem Fall leicht beantworten: Wo komme ich her – aus Marburg in Hessen, da wohne ich seit etlichen Jahren. Wo gehe ich hin – dorthin wieder zurück, jedenfalls wenn ich zuvor auf Reisen war. Was soll ich tun – jetzt hier diesen Text schreiben (das habe ich mir zumindest vorgenommen). Was darf ich hoffen – dass das, was ich schreibe, einigermaßen sinnvoll ist. Damit habe ich die Fragen beantwortet. Das war natürlich nur ein Scherz. Was ich sagen will: Wir haben uns daran gewöhnt, die großen Fragen an das Leben kaum mehr ernsthaft zu stellen. Wenn wir sie stellen, dann mit einem kleinen entschuldigenden Augenzwinkern, gerne ironisch, sozusagen in Anführungszeichen gesprochen. Fast als sei es uns ein wenig unangenehm.

Das kann man auch gelehrt ausdrücken und sagen: Diese Verlegenheit ist typisch für eine postmodern geprägte Gesellschaft. Denn ein Merkmal der Postmoderne, so schrieb einer ihrer Vordenker, ist die Skepsis gegenüber den sogenannten Meta-Erzählungen.4 Übersetzt sind das die „großen Erzählungen“, die großen Sinndeutungs-Angebote, wie sie in früheren Zeiten von der Religion kamen oder von den politischen Systemen oder von der Wissenschaft. Dem begegnen wir mit Skepsis. Fast ist es so: je größer das Angebot zur Sinndeutung, das uns gemacht wird, umso größer unsere Zurückhaltung. „Geht’s nicht auch ein bisschen kleiner?“, sagt eine Stimme in uns. „Das ist mir zu abgehoben. Zu weit weg von meinem Lebensgefühl.“

Warum ich trotzdem Christ bin

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