Читать книгу Warum ich trotzdem Christ bin - Matthias Clausen - Страница 9
Eine Frage
ОглавлениеStattdessen möchte ich etwas ganz anderes tun. Ich möchte eine simple Frage stellen: Kann es nicht sein, dass man subjektiv zufrieden ist mit dem, was man erlebt und hat – einfach weil man nicht weiß, was man verpasst?
Die Pointe dabei: Es ist auch aus christlicher Sicht ja nicht etwa verkehrt, nach dem Glück zu suchen, das sogenannte „gute Leben“ zu suchen. Das wird uns auch im Glauben keineswegs „ausgeredet“. Nur sollten wir uns bei dieser Suche nicht zu schnell zufriedengeben. Der englische Schriftsteller C. S. Lewis hat dies Mitte des 20. Jahrhunderts so gesagt:
„Bei den meisten modernen Menschen steckt die Vorstellung im Unterbewusstsein, es sei schlecht, sich etwas Gutes zu wünschen und auf den Genuss zu hoffen. Ich behaupte jedoch, dass sich diese Idee über Kant und die Stoiker eingeschlichen hat und nicht zum christlichen Glauben gehört.
Wenn wir uns nämlich ansehen, wie unverschämt viel Belohnung uns versprochen wird und wie atemberaubend der in den Evangelien verheißene Lohn ausfällt, sieht es doch ganz so aus, dass unser Herr unsere Sehnsüchte nicht als zu stark, sondern als zu schwach empfindet. Wir halbherzigen Geschöpfe spielen mit Alkohol und Sex und Ehrgeiz herum, wo uns doch unendliche Freude angeboten wird. Dabei verhalten wir uns wie ein unwissendes Kind in einem Slum, das Matschkuchen backt, weil es sich nicht vorstellen kann, was es bedeutet, Ferien am Meer angeboten zu bekommen. Wir sind viel zu leicht zufriedenzustellen.“6
Ich selbst hätte es vielleicht diplomatischer gesagt, aber in der Sache stimme ich Lewis zu: Man kann mit einem Leben ohne Gott subjektiv zufrieden sein, selbstverständlich. Also mit einem Leben, in dem einem irgendetwas anderes Sinn und Erfüllung gibt, seien es Beziehungen, Kreativität, Musik, die Schönheit der Natur oder andere Genüsse. Das geht, jedenfalls eine Zeit lang. Und es ist auch nicht verkehrt, sich an alledem zu freuen. Nur: Man gibt sich mit diesem Lebenskonzept sozusagen mit zu wenig zufrieden. Man schlägt die großartigen Versprechen aus, die einem im christlichen Glauben gemacht werden.
Was für Versprechen sind das? Wenn Sie in diesem Buch weiterlesen, werden Sie immer mehr davon erfahren. Für den Anfang und sozusagen als Appetizer konzentriere ich mich auf zwei, die es allerdings in sich haben: erstens Sinn und zweitens Hoffnung.