Читать книгу Schwarzer Kokon - Matthias Kluger - Страница 28

Der Leitwolf

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Der Leitwolf kam immer näher. Leicht seitlich Zola zugewandt, starren Blickes auf sein Opfer gerichtet. Angst kam in Zola auf. Übelkeit überfiel sie. Sollte dies hier und jetzt ihr Ende sein, nach alledem, was sie durchlebt hatte? Nichts außer dem Rascheln des Waldbodens, ausgelöst durch mindestens acht sie einkreisende Wölfe. Sie drehte sich von einer Seite zur anderen, jeden Moment bereit, das Messer in die Brust des Wolfes zu stoßen. Der Leitwolf war ihr am nächsten. Groß war er und sein muskulöser Brustkorb spannte die Muskeln bei jeder Bewegung der Pfoten. Zola konnte seine Reißzähne sehen. Lang und gefährlich würden sie jeden Moment versuchen, ihre Kehle zu erreichen.

Kurz bevor der Leitwolf zum Sprung ansetzen konnte, legte Zola plötzlich das Messer zwischen sich und dem Wolf auf den Boden. Sie konnte sich in diesem Moment nicht erklären warum, irgendeine Kraft hatte sich ihrer bemächtigt. Fassungslos starrte sie auf die glänzende Klinge, die jetzt im Moos vor ihr lag.

Der Leitwolf stierte sie an, gab plötzlich ein Gähnen von sich, reckte seine Vorderpfoten nach vorne und sein Hinterteil in die Höhe. Wie ein Schoßhund ließ er sich gemütlich auf die Seite fallen. Das restliche Rudel kam langsam auf Zola zu und einer der Wölfe schleckte mit seiner rauen Zunge ihre Hand. Überwältigt legte Zola zaghaft ihre Finger auf das Fell des Wolfes – und streichelte ihn. Als sei sie schon immer ein Teil des Rudels gewesen, verhielten sich die Wölfe friedlich und legten sich nieder.

Nach kurzer Zeit tat Zola es ihnen gleich. Sie fasste ruhig nach ihrem Messer, legte es zu ihrer Provianttasche und sich selbst zum Schlafen. Noch immer ein wenig ängstlich, getraute sie sich nicht, sofort die Augen zu schließen. Doch die Schwere der Nacht legte sich über sie. Im Dunst des feuchten Mooses, vermengt mit dem modrigen Geruch vom Fell des Leitwolfs, schlief Zola ein.

Schwarzer Kokon

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