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Der Oberste Gerichtshof entscheidet

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Chief Willson hatte einen Mordskater. Bis tief in die Nacht hatten er und einige seines Departments die Nachricht gefeiert, dass der zuständige Bundesrichter die Todesstrafe im Fall Sanders in Erwägung zog. Das Schwein Jeff Sanders sollte erledigt werden! Hatte er doch einen von ihnen gekillt.

So traf ihn heute Morgen die Schlagzeile der Washington Post wie ein Hammer, der mit viel Schwung direkt auf sein Gesicht einschlug:

»OBERSTER GERICHTSHOF ENTSCHEIDET GEGEN TODESSTRAFE. Der Oberste Gerichtshof unter dem Vorsitz von Richter Samuel Rudolph hat sich im Fall Jeff Sanders gegen die Anwendung der Todesstrafe ausgesprochen. Ein endgültiges Urteil steht noch aus. Wie bereits berichtet, hat der angeklagte Farbige Jeff Sanders in der Nacht vom …«

Wie konnte es so weit kommen? Fassungslos las er nochmals die Schlagzeile, ohne sich den weiteren Ausführungen zu widmen. In welchem Land leben wir, wenn solche Schweine ihrer gerechten Strafe entgehen? Der Nigger hatte einen seiner Kollegen hingerichtet. Wie ein Schwein abgestochen und jetzt sollte er auf Staatskosten ein friedliches Dasein bei kostenloser Verpflegung und nachmittäglichen Basketballspielen fristen. Zwar für immer hinter Gittern, aber – lebend!

Ich werde etwas unternehmen! Das bin ich meinem Kollegen, allen Weißen und mir schuldig. Und wenn es das Letzte ist, dachte Willson.

Er entnahm seinem Portemonnaie einen zusammengefalteten Zettel und wählte die darauf notierte Nummer.

»Haskins.«

»Hallo, Senator, Deputy Chief Willson. Ich habe wenig Zeit und komme gleich zur Sache. Haben Sie die Washington Post gelesen?«

»Sie meinen die heutige Ausgabe?«

»Natürlich die heutige Ausgabe, Senator!« Willson war merklich aufgebracht. »Senator, können Sie sich vorstellen, wie sich ein Cop der USCP nach diesem Schlag ins Gesicht fühlt?«

»Willson, die Entscheidung wurde vom Bundesgericht getroffen, nicht von mir.«

»Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass diese Entscheidung nicht mit Vertretern des Senats diskutiert wurde. Wie konnte es so weit kommen?«

»Chief Willson, ich kann verstehen, dass Sie aufgebracht sind, aber …«

»Kein aber, Senator. Das Schwein hat einen Weißen abgestochen. Unser Kollege trug die gleiche Dienstmarke wie ich und Tausende andere. Es kann nur eine Strafe geben, die Spritze, die diesen Nigger fertigmacht.«

»Noch mal, Willson, Sie sprechen mit dem Falschen.«

»Nein, Senator, bei allem Respekt, Sie sind mir was schuldig. Mir und meinen Kollegen.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte Haskins, wissend, wie er es zu interpretieren hatte.

»Sie haben es mir zu verdanken, dass Ihr Sohn und damit auch Sie nicht auf Seite 1 der Washington Post standen. Schon vergessen?«

»Sicher nicht, aber wollen Sie mich jetzt damit erpressen?«

»So etwas würde ich nicht mal denken, Senator. Aber ist es nicht schon immer in der Politik so: Eine Hand wäscht die andere? Reden Sie mit dem Richter, machen Sie irgendwas. Es sollten andere Schlagzeilen über diesen Nigger in der Zeitung stehen. Meinen Sie nicht auch?«

Und damit legte er auf.

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