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Die Stadt

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Columbia, South Carolina, 1732

Ihr Entschluss war gefasst. Sie würde einige Zeit bei Hugh bleiben, der sich als anscheinend vertrauenswürdig herausstellte. Weder machte er anzügliche Bemerkungen noch verhielt er sich respektlos Zola gegenüber. Ganz im Gegenteil hatte Zola mit der Zeit das Gefühl, Hugh sähe in ihr mehr eine große Tochter als die Frau, die sie war.

Hugh richtete Zola eine Schlafstätte ein und hatte in ihr eine Hilfe, sowohl bei der Hausarbeit als auch bei der Trocknung und Gerbung der Felle und Lederhäute. Letzteres war ein aufwendiger Prozess, den sie von Hugh erlernte. Um nötige Salze für das Einlegen der Felle zu erwerben sowie für den Verkauf der ledernen Ware, begaben sie sich zur nahe gelegenen Siedlung Columbia. Mit Erstaunen stellte Zola fest, wie nahe sie auf ihrer Flucht als Einsiedlerin des Waldes einer Stadt gekommen war.

Der Ortskern Columbias bestand aus einer langen, niedergewalzten, staubigen Hauptstraße, an der sich zu beiden Seiten hölzerne Wohnhäuser und Ladengeschäfte reihten. Kleinere Gassen, seitlich entlang der Hauptgebäude, führten nach hinten zu einigen wenigen, teils windschiefen Hütten. Neben mehreren Geschäften und einem Saloon gab es die Schmiede, den Barbier, einen Krämerladen sowie ein Gefängnis, dessen Vorsteher ein gewählter Sheriff war. Der friedvolle Ort war trotz zahlreicher Bewohner überschaubar, jeder kannte jeden, sodass der Ordnungshüter, wenn überhaupt gefordert, lediglich manchmal Betrunkene des Saloons nachts in seiner Zelle ausschlafen ließ. Dennoch erfüllte diese Zivilisation Zola mit Furcht. Würde man ihr gegenüber misstrauisch werden, sie erkennen, gar zurückschicken?

Hugh genoss Ansehen unter den Einwohnern und keiner stellte unangenehme Fragen über die Schwarze mit dem Wolf an ihrer Seite. Sie standen gerade im Laden des Krämers, der neben Lebensmitteln auch Werkzeuge sowie Holz für die Farmer und Tabakbauern vorrätig hielt.

»Na, Hugh, was hast du heute Schönes dabei?« Ein kleiner, schmächtiger Mann mit Halbglatze und gezwirbeltem Oberlippenbart trat hinter seiner Theke hervor.

»Wie immer, John, wundervoll gegerbte Felle und Leder. Wirst ein Vermögen verdienen. Ich mach dich noch reich.« Hugh lachte donnernd.

»Dann lass mal sehen.«

Während Hugh den Sack öffnete, betrachtete John Zola als auch den neben ihr sitzenden Wolf. »Ich bin übrigens John. Hab dich hier noch nie gesehen.«

Bevor Zola etwas antworten konnte, ergriff Hugh das Wort: »Das ist Zola, John. Geht mir gut zur Hand; ein liebes Mädchen. Muss endlich nicht mehr selbst kochen. Ha, ha, hab sie so nem Halsabschneider abgekauft, den Köter gab’s umsonst dazu.«

»Versteht sie unsere Sprache?«

»Und wie, John. Die flucht schlimmer als wir beide zusammen.« Wieder brach Hugh in schallendes Gelächter aus und John stimmte mit ein, während Zola verlegen blickte.

Sie erzielten einen guten Preis für ihre Ware und tauschten einen Teil des Erlöses gegen Salz.

Bis Zola den Mut aufbrachte, alleine Columbia zu besuchen, sollte ein weiteres halbes Jahr vergehen.

Schwarzer Kokon

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