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REVERSE PERIODISIERUNG UND DEREN VORTEILE

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Die heutige Trainingswissenschaft bietet uns viele verschiedene Ansätze, mit denen wir unsere Trainingspläne füllen und uns auf eine Langdistanz vorbereiten können. Jeder Sportler sollte den Ansatz wählen, der zu ihm und seinem Lebensstil am besten passt. Da gibt es kein richtig oder falsch, und selbst im Profibereich werden aktuell noch völlig verschiedene Trainingskonzepte verwendet. Als Sportler habe ich gerade in meinen Anfängen einige der unterschiedlichen Konzepte selbst ausprobiert, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Ein richtiger Durchbruch stellte sich in meiner sportlichen Entwicklung erst mit dem Umstieg von der klassischen auf die sogenannte Reverse Periodisierung ein. Doch was, wenn diese Art der Periodisierung nur bei mir und meiner Veranlagung funktionieren sollte? Was, wenn es bei mir einfach an der Zeit war für einen Leistungssprung? Als wir 2015 mit dem Coaching bei trivolution-training begannen, nahm ich mir vor, das Training der Athletinnen und Athleten nach dem Prinzip zu gestalten, mit dem ich selbst sensationelle Leistungsfortschritte erzielt habe, und das war die Reverse Periodisierung.

Im Rahmen dieses Konzepts baust du dein Training sozusagen entgegengesetzt auf. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, um die Belastbarkeit wiederherzustellen, kümmerst du dich zuerst um deine Unterdistanzleistungen. Du möchtest schnell werden, und zwar auf den ganz kurzen Distanzen wie beispielsweise der Sprintdistanz. Danach sieht dein Training für eine kurze Zeit aus, als ob eine olympische Distanz dein Hauptwettkampf wäre. Nach diesem Block geht der Fokus in Richtung Mitteldistanz. Die Einheiten werden langsam etwas länger, und erste Koppeleinheiten werden in die Trainingswoche integriert. Auf diesen längeren Trainingsblock folgt nun die eigentliche Langdistanz-Trainingsphase, in der Wochenstunden und Dauer der einzelnen Einheiten die Höchstwerte im gesamten Trainingsprozess erreichen. Nach der anschließenden (kurzen) Vorwettkampf-Phase ist es dann endlich so weit: Du bist bereit für deinen großen Tag, den Race Day!

Die viermalige Hawaii-Siegerin Daniela Ryf während der Arbeit.

Im Gegensatz zur klassischen Periodisierung, bei der zu Beginn viele Wochen und Monate lange Trainingseinheiten mit niedrigen Intensitäten auf dem Trainingsplan stehen, bietet die Reverse Periodisierung gerade uns Mitteleuropäern erhebliche Vorteile:

1.

Die Vorbereitung ist in den ersten Monaten deutlich zeitsparender als bei einer klassischen Periodisierung, was für alle berufstätigen Triathleten enorm wichtig ist.

2.

Bei Langdistanz-Rennen in den Sommer- oder Herbstmonaten stehen kurze und intensive Einheiten im Winter auf dem Trainingsplan. Du musst keine fünf Stunden im Dezember bei 0 °C und Nieselregen auf deinem Rad verbringen.

3.

Du kannst deinen Rollen- oder Smart-Trainer sowie ein Laufband perfekt für die Vorbereitung nutzen, da gerade in den ersten drei Trainingszyklen kurze Einheiten mit intensiven Intervallen auf dem Trainingsprogramm stehen.

4.

Du bist du völlig unabhängig von der Dunkelheit und den Wettereinflüssen.

5.

Dein Trainingsfortschritt ist sehr leicht und schnell mittels Leistungstests feststellbar, was für eine hohe Motivation in der insgesamt recht langen und vielleicht auch zähen Vorbereitungszeit auf das Rennen sorgt.

6.

Die abwechselnden Trainingsinhalte unterscheiden sich sehr deutlich voneinander, weshalb es motivational viel einfacher ist, nach der Reversen Periodisierung zu trainieren.

In den letzten sieben Jahren, in denen wir das Training für den Großteil unserer Athleten und Athletinnen nach diesem Konzept aufgebaut haben, konnten wir unglaubliche Leistungsfortschritte sehen. Besonders beeindruckend waren die Entwicklungen aber bei den Athletinnen und Athleten, die schon einige Jahre auf einem tollen Leistungsniveau unterwegs waren, sich von diesem Punkt aber nicht mehr wirklich weiterentwickelten. Ein paar bemerkenswerte Entwicklungssprünge nach dem Umstieg auf die Reverse Periodisierung möchte ich hier kurz anführen:

09:27 h auf 08:19 h (M30 zu MPro)
08:45 h auf 08:19 h (M25 zu MPro)
04:10 h auf 03:55 h (M18, Mitteldistanz)
10:01 h auf 08:47 h (M25)
09:47 h auf 09:22 h (M40)
10:44 h auf 09:33 h (M45)
10:07 h auf 09:33 h (W35 zu WPro)

Mir ist bewusst, dass solche bemerkenswerten Entwicklungen immer Einzelfälle sind, dass sie von Strecken- und Witterungsbedingungen abhängig sind und dass man für niemanden eine Endzeit hundertprozentig vorhersehen kann. Dennoch hoffe ich, dass die hier aufgeführten Beispiele dir den Mut sowie die Motivation geben, dein Training umzustellen und den Traum der Hawaii-Qualifikation oder der neuen Bestzeit energisch anzugehen. In den folgenden Kapiteln schauen wir uns jetzt die gesamte Vorbereitung für einen Ironman im Detail an.

Der Kona-Code

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